Die nette Mrs. Green ist total am Ende. Ihr Mann ist im Krieg, ihre drei Kinder streiten sich ausdauernd, das Geld ist knapp, und ihr Schwager ist hinter ihrer Farm her. Dann kommen auch noch zwei hochnäsige Gören aus der Stadt zu Besuch. Die junge Mutter ist ganz klar ein Fall für Nanny McPhee. Und so tritt das unverwüstliche, magisch bewanderte Kindermädchen in der am 1. April anlaufenden britischen Kinderkomödie "Eine zauberhafte Nanny" zum zweiten Mal in Aktion.
Emma Thompson, dieser großartige, völlig uneitle britische Star, hat sich wie schon im erfolgreichen Vorgängerfilm von 2005 als Drehbuchautorin die hübsch hässliche Hauptrolle auf den Leib geschrieben. Ihre Super-Nanny ist sowohl optisch wie pädagogisch das Kontrastprogramm zum schönen deutschen TV-Kindermädchen Katharina Saalfrank. Nanny McPhee, ein hexenhaftes Wesen mit Knollennase, Warzen und vorstehenden Zähnen, labert nicht lang herum, hebt nie die Stimme und schlägt nur kurz mit ihrem knorrigen Stock auf, wenn die Rasselbande nicht hören will. Und schon herrscht zauberhafte Ruhe im Karton.
Der Film erweist sich als eine Mischung aus deftigem Bauernhof-Slapstick, wie er vor allem jüngeren Kindern gefallen dürfte, aus gelegentlich hochskurrilen, mit Special Effects erzeugten Kapriolen und aus zartfühlenden Augenblicken. Lustvoll werden die zwei Lackaffen aus der Stadt mit Mist und Schlamm bekanntgemacht. Blitzsaubere Ferkel genießen nicht nur die Wohltaten einer Kraul-Maschine, sondern klettern mit magischer Nachhilfe auf Bäume und tanzen im Teich ein anmutiges Wasser-Ballett. Die Rülpser von Nanny McPhees Begleiter, einem Vogel mit Appetit auf Fensterkitt, spielen dagegen fürs Happy End eine entscheidende Rolle.
Den Hintergrund der erzieherischen Geplänkel bilden jedoch schmerzhaft reale Konflikte. Allgegenwärtig ist nicht nur die Angst vor Bomben, sondern um den Vater, sei er im Krieg oder in Scheidung befindlich. Auch hier leistet die Nanny mit knatterndem Motorrad und alten Spezis tätige Hilfe. So ist der Film zwar inspiriert von den Kinderbüchern von Christianna Brand, doch Thompson entwickelte eine eigenständige Handlung, die im Zweiten Weltkrieg spielt und in der Frauen die abwesenden Männer ersetzen müssen. Das führt zum Beispiel zum Auftritt zweier munter sadistischer Schuldeneintreiberinnen im Krankenschwester-Kostüm.
In der allerliebst ländlich-vertrödelten Laura-Ashley-Kulisse tummeln sich erneut namhafte britische Schauspieler. Neben Rhys Ifans ("Harry Potter") als betrügerischem Schwager tritt Ralph Fiennes als arroganter hoher Beamter im Kriegsministerium auf. Die Veteranin Maggie Smith spielt Mrs. Doherty, eine tattrige Ladenbesitzerin, die sich als das Babymädchen Agatha aus dem ersten Nanny McPhee-Abenteuer entpuppt. Und US-Star Maggie Gyllenhaal ("Dark Knight") gibt die ebenso reizende wie überforderte Mutter. So dürfte auch Nanny McPhees zweiter Einsatz an der Kinokasse seinen Zauber entfalten.