Machtmissbrauch in der Filmbranche Intimitätskoordinatorin: "Ich kenne keinen Schauspieler, der gerne eine Sexszene dreht"

Julia Effertz
Julia Effertz, 41, ist eine der ersten Intimitätskoordinatorinnen Deutschlands 
© Teresa Marenzi
Julia Effertz ist Intimitätskoordinatorin. Sie sorgt dafür, dass Sexszenen vor laufender Kamera gelingen. Hier erzählt sie, was Sex- mit Kampfszenen zu tun haben – und warum niemand Spaß daran hat. 

Ein Paar schmeißt sich wild fummelnd aufs Bett. Eine halbe Minute später kommt die Frau zum Orgasmus. Beide stöhnen laut. Ende. Ungefähr so sieht eine durchschnittliche Sexszene im Film aus. Über die fehlende Authentizität von Sexszenen wird mittlerweile häufig gesprochen, darüber, wie sich wohl die Gefilmten dabei gefühlt haben, selten. Intimitätskoordinatorin Julia Effertz möchte das ändern. 

Frau Effertz, was macht eine gute Sexszene aus? 
Für mich als Zuschauerin muss die Szene authentisch aussehen und ich möchte die Geschichte verstehen.

Sex im Film sieht aber in den meisten Fällen alles andere als authentisch aus. 
Mittlerweile ändert sich das zum Glück, auch durch Intimitätskoordination. Früher wurden Schauspieler mit dem Thema alleingelassen. Man hat die Schauspieler improvisieren lassen, aber das kann keine gute Szene ergeben. Bei einer Kampfszene würde kein Regisseur den Schauspielern Messer in die Hand drücken und sagen: "So, jetzt improvisiert mal die Gewalt und wir lassen die Kamera laufen." Das wäre gefährlich und die Szene würde nicht funktionieren. Sexszenen sind wie Kampfszenen. Sie müssen geprobt und choreografiert werden.

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