"Bridgerton"-Prequel "Queen Charlotte"-Darsteller über Sex-Szenen am Set: "Das erste Mal war nervenaufreibend"

Queen Charlotte
Corey Mylchreest und India Amarteifio verkörpern die Hauptrollen in "Queen Charlotte: A Bridgerton Story".
© Liam Daniel/Netflix © 2023
Wie auch "Bridgerton" selbst ist "Queen Charlotte" randvoll mit Sexszenen gefüllt. Jetzt sprechen die Hauptdarsteller über die Dreharbeiten — und die berüchtigten Sexszenen, die im Prequel eine Geschichte für sich erzählen. 

Mit dem "Bridgerton"-Prequel "Queen Charlotte" hat Netflix fast alles richtig gemacht: Die Vorgeschichte vereint all das, was Fans der Serie an "Bridgerton" so lieben — und ergänzt es mit dem von Kritikern gewünschtem Mehr an Seriosität und Tiefe.

"Bridgerton"-Prequel erweist Tiefgang

"Die Serie ist für sich individuell", sagt Hauptdarsteller Corey Mylchreest zu "Variety". Der 25-Jährige verkörpert König George III, der in "Queen Charlotte" an einer psychischen Erkrankung leidet. "Zwar fühlt es sich wie 'Bridgerton' an, aber es hat dunklere Momente und ist etwas gröber", sagt Mylchreest zum Drehbuch. Die Serie erschaffe eine neue Story mit mehr Tiefgang, es fühle sich nach etwas eigenem an, so der Schauspieler. 

König George
König George III in seinen Gemächern. 
© Liam Daniel/Netflix © 2023

"Queen Charlotte" erzählt die Liebesgeschichte zwischen der aus Deutschland stammenden, Schwarzen Königin Charlotte und König George III, die aus einer arrangierten Hochzeit entsteht. Zwar liegt der Hauptfokus auf dem Aufstieg Charlottes als erste Schwarze Königin, die mit einem Mehr an Emanzipation und Gleichberechtigung für "People of Color" einhergeht. Dennoch spielt auch die Beziehung zwischen Charlotte und George - sowie die Hürden, die sich den Beiden in den Weg stellen - eine elementare Rolle.

Emanzipation, psychisches Leiden und eine Geschichte des Sex

George leidet nämlich unter einer mysteriösen Krankheit, die ein Zusammenleben so gut wie unmöglich macht. Sein psychisches Leiden hat den König fest im Griff, nur die bedingungslose Liebe seiner Frau rettet ihn letztendlich vor dem Wahnsinn. Damit orientiert sich Netflix am Leben des echten George III, der unter Halluzinationen sowie körperlichen und psychischen Schmerzen gelitten haben soll.

"Als Show diagnostizieren wir George nicht, aber als Schauspieler musste ich eine Entscheidung treffen", sagt Mylchreest im Hinblick darauf, wie er die Rolle des Königs in der Serie verkörpert. "Ansonsten wäre die Arbeit nicht spezifisch genug und womöglich auch zu offensiv gewesen. Ich habe viel recherchiert, um zu verstehen, wie seine Kindheit sein Verhalten möglicherweise geprägt hat", erklärt er. Zusammen mit Regisseur Tom Verica und einem Experten habe der Schauspieler das Verhalten von George Schritt für Schritt entschlüsselt. 

"Queen Charlotte": Sexszenen weisen eigene Storyline auf

Auch im Hinblick auf die Sex-Szenen sieht Mylchreest in "Queen Charlotte" deutlich mehr Tiefgang als in "Bridgerton" selbst. Allein die intimen Szenen würden eine Geschichte erzählen. "Man hat einen Spannungsbogen, einen Anfang, eine Mitte und ein Ende", erklärt er. Zwar wäre das allein noch nicht die Voraussetzung für eine gute Story, unterscheide sich aber deutlich von den Sexszenen in Bridgerton, die im Vergleich dazu wenig Sinn hätten.

Zudem verändere sich die sexuelle Nähe und die Beziehung der Charaktere von Episode zu Episode. Während es anfangs allein um die Zeugung eines königlichen Nachkommens ging und Charlotte und George nur an geraden Tagen sexuell aktiv wurden, lag der Fokus gegen Ende der Staffel vor allem auf der Gefühlsebene. Die Zahl der Tage war nunmehr irrelevant, der Wunsch nach Nähe entsprang wahrer Intimität und Liebe. "'Bridgerton' wurde in der Vergangenheit für die Menge an 'überflüssigen' intimen Szenen kritisiert. Wir sind sehr stolz, dass das in 'Queen Charlotte' nicht der Fall ist", sagt der Schauspieler dazu. Charlotte-Darstellerin India Amarteifio und ihm sei es gelungen, um die Sexszenen selbst eine eigene Storyline aufzubauen. 

Dreh der Sexszenen war zunächst "nervenaufreibend"

Trotz dessen sei der Dreh der Sexszenen für Mylchreest zunächst "nervenaufreibend" gewesen, erzählt er. Er sagt: "Das erste Mal war nervenaufreibend. Aber wir sagten einfach: 'Los geht's'. Und dann war es ganz einfach." Ihm sei bewusst, dass er das als Mann an einem Set mit männlichem Regisseur sage, hoffe aber nicht, dass seine Aussagen damit zur Stigmatisierung dessen beitragen.

Auch die gute Atmosphäre am Set habe zum entspannten Klima während der Sexszenen beigetragen, ergänzt Amarteifio. "Sie haben so einen sicheren Ort geschaffen und uns das Gefühl gegeben, dass wir in manchen Szenen wirklich etwas zu sagen hatten. Es ist eine Sache, wenn man gesagt bekommt: 'Ja, ihr könnt frei sprechen', anders ist es jedoch, wenn man das wirklich fühlt", erzählt die 21-Jährige. Die Sexszenen in der Show hätten alle einen Sinn. "Wir nehmen Dinge nicht rein, nur um ihretwillen." Das Ergebnis sei ein Testament von Drehbuchautorin Shonda Rhimes in Zusammenarbeit mit dem Team — allesamt "echte, wundervolle Menschen, die verstanden haben, dass es um eine Show und eine Storyline geht."

"Es war so detailliert, dass es mehr ein Dialog war als Sex in Großbuchstaben"

Auch Arsema Thomas, die die junge Lady Agatha verkörpert, erinnert sich wohlwollend an die Dreharbeiten. "Es war so detailliert, dass es mehr ein Dialog war als Sex in Großbuchstaben", beschreibt sie ihre Erfahrungen. Sie habe sich wohlgefühlt und immer das Gefühl gehabt, dass nach ihr geschaut wurde. "Wenn der Regisseur sagte 'Schnitt, wir sind fertig', waren wir einfach wieder Arsema und Keir oder Arsema und Cyril", sagt sie. Die Differenzierung zwischen Rolle und Realität sei dabei elementar gewesen. 

Lady Agatha mit ihrem Gatten Lord Danbury.
Lady Agatha mit ihrem Gatten Lord Danbury.
© Liam Daniel/Netflix © 2023

Während des Drehs hatte Thomas Sexszenen mit gleich zwei Männern. Neben ihrem frauenverachtenden, deutlich älteren Gatten beginnt Lady Agatha eine Affäre mit Lord Ledger, der ihr das Gefühl gibt, etwas Besonderes zu sein. "Sie dachte nicht einmal, dass es für sie möglich sei, Sex überhaupt zu genießen", sagt Thomas über ihre Rolle. "In ihrer Vorstellung war es etwas, was man tat, um Babys zu zeugen, was man tat, wenn man eine Frau war. Es war wie Kissen-Sticken oder Gespräche beim Tee."

Sexuelle Entwicklung von Lady Agatha sei "wunderschön"

Um ihre volle Kraft und Persönlichkeit auszuschöpfen, habe sie erfahren müssen, dass sie auch "Nein" sagen kann, erklärt die Schauspielerin. "Sie musste erfahren, dass sie sagen darf, was sie will und dass sie sexuelle Lust ebenso verdienen durfte, wie der Mann." Das vor der Kamera zu erleben, sei "wunderschön" gewesen, sagt Thomas. Der Dreh der Sexszenen sei ihr leicht gefallen. "Die eine Beziehung basiert auf Leidenschaft, in der anderen fehlt das vollkommen", differenziert sie. Für sie als Schauspielerin seien beide Erfahrungen prägend gewesen. 

Quelle: "Variety"

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