Die Eilmeldung erreichte mich auf dem Handy: Philip Seymour Hoffman in seiner New Yorker Wohnung tot aufgefunden. Mit nur 46 Jahren. Ich musste mich erst einmal setzen. Nicht schon wieder, dachte ich. Erst gestern hatte ich mich an meine letzte Begegnung mit Paul Walker erinnert. Und jetzt Philip?! Wieder jemand, den ich schon mehrfach interviewen durfte, den ich als einen bescheidenen Menschen kennen - und schätzen gelernt hatte. Als jemanden, der sich niemals richtig wohlgefühlt hat in seiner Rolle im öffentlichen Leben.
Ich war ein Fan von Philip Seymour Hoffman. Er wusste das. Ich habe es ihm oft genug gesagt. Kein Wunder, spielt er doch in meinem Lieblingsfilm "The Big Lebowski" mit. Ein Streifen, den er selbst lustig fand und immer wieder gerne gesehen hat. Philip Seymour Hoffman war kein Angeber, keiner der seinen Oscar (für "Capote") raushängen ließ. Mir hat er mal gesagt, dass er sich "nicht aufgrund einer Trophäe verändert" aber durchaus die kleinen Vorteile genieße, jetzt schneller "einen guten Tisch in einem netten Restaurant zu bekommen".
Lieber Schauspieler als "Star"
Es war ihm immer wichtig, dass er in erster Linie als Schauspieler und nicht als "Star" bezeichnet wird. Das sei eine Jobbezeichnung, mit der er "nicht besonders viel anfangen könne". Ich weiß noch genau, wie ich ein Einzelinterview im Four Season Hotel in Beverly Hills mit ihm ergattert hatte. Ich kam in die Suite, Philip schüttelte mir die Hand und fragte höflich, ob wir das Interview auf dem Balkon führen könnten: Dort dürfe er rauchen, im Zimmer sei es verboten.
Wir unterhielten uns über das Leben und über die Ängste von Schauspielern. Er sagte mir, dass jeder der durchs Leben geht auch mal "Angst vor dem Morgen haben muss". Was ich damals nicht erahnte, war, dass bei Philip die Dämonen der Vergangenheit schon wieder an die Tür geklopft hatten.
Zurück zum Heroin?
Zwölf Jahre war er clean und er war Vater von drei Kindern - darauf war er sehr stolz. "Dein Leben bekommt eine andere Richtung, wenn du Kinder hast. Mein Herz geht mir über vor Freude, wenn ich bei ihnen bin", sagte er mir. Ich glaubte ihm. Wir lachten, weil wir über schlaflose Nächte und "Playdates" mit anderen Kindern sprachen.
Philip Seymour Hoffman war niemals ein Typ wie Tom Cruise oder Matthew McConaughey. Er wusste, dass er zu dick war und zu viel rauchte - dennoch schien er glücklich zu sein. Sein Leben zwischen Familie, Theater und Hollywood war genau das, was er sich immer erträumt hatte. Er genoss sein Leben in vollen Zügen, zumindest für die kurze Zeit, die er hatte. Der Tod von Philip Seymour-Hoffman hat mich nachdenklich gestimmt. Es ging etwas in seinem Kopf vor, was ich nicht erkennen konnte, als wir miteinander redeten. Welche bösen Geister trieben ihn zurück zur Nadel, zurück zum Heroin? War es der Erfolgsdruck?
Einen ganz normaler Mensch
Eigentlich musste er doch niemandem mehr etwas beweisen. Philip Seymour Hoffman galt als einer der ganz großen Charakterdarsteller seiner Zeit. In einem weiteren Gespräch vertraute er mir einmal an, dass sein Leben "ungemein bodenständig" sei. "Ich laufe nicht mit Bodyguards durch die Gegend und flippe nicht gleich aus, wenn mir keiner einen Kaffee bringt. Ich glaube, dass ich ein recht normales Leben führe."
Und genauso möchte ich Philip Seymour Hoffman auch in Erinnerung behalten. Als einen ganz normalen Menschen, der nun mal eben mit Filmen und Theater seinen Lebensunterhalt verdiente. Und zu Ehren von Philip werde ich heute Abend noch einmal die "Big Lebowski" Blu-ray einwerfen und ein letztes Mal mit ihm über den "Dude" lachen.