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"Kaffee und Zigaretten" Bestsellerautor Ferdinand von Schirach über seinen Selbstmordversuch

Ferdinand von Schirach
Ferdinand von Schirachs Sammelband "Kaffee und Zigaretten" ist bei Audible als Hörbuch erhältlich.
© Luchterhand / Tobias Hase / DPA
So haben wir Ferdinand von Schirach noch nicht gekannt: In "Kaffee und Zigaretten" erzählt der Autor ungewohnt persönliche Geschichten aus seinem Leben. Daneben fordert er den Leser immer wieder mit tiefgründigen Gedanken über den Tod.

Worum geht's im Hörbuch?

Bislang kannten wir Ferdinand von Schirach vor allem als Autor von Erzählungen, Romanen und Dramen. Sein neues Buch "Kaffee und Zigaretten" schlägt einen anderen Weg ein: Der Band versammelt 48 Texte unterschiedlicher Länge und Machart. Mal sind es persönliche Anekdoten, mal philosophische Reflexionen, dann wieder ästhetische Betrachtungen. Gemeinsam ist ihnen nur eines: sie sind nicht-fiktional. Schirach erzählt von seiner Kindheit im Internat, dem frühen Tod seines Vaters und einem gescheiterten Selbstmordversuch. Er beschreibt die Faszination der Filme von Michael Haneke und erklärt, weshalb Helmut Schmidt der ideale Raucher ist. Zwischendurch macht er sich tiefgründige Gedanken über das Leben und den Tod. Wie es der Titel verspricht, tauchen Zigaretten und Kaffee im Laufe des Buches immer wieder auf - mal in Haupt-, zumeist in Nebenrollen.

Für wen ist das Hörbuch geeignet?

Ferdinand von Schirach erzählt in "Kaffee und Zigaretten" von prägenden Momenten und allgemeinen Betrachtungen und Beobachtungen. Hier geht es zum Hörbuch.
Ferdinand von Schirach erzählt in "Kaffee und Zigaretten" von prägenden Momenten und allgemeinen Betrachtungen und Beobachtungen. Hier geht es zum Hörbuch.

Ferdinand von Schirach hat viele Fans. Seit der Strafverteidiger 2009 in seinem ersten Buch "Verbrechen" Fälle aus seinem Anwaltleben zu Erzählungen verarbeitete, gehört er zu den erfolgreichsten deutschen Schriftstellern. Auch "Kaffee und Zigaretten" führt die Bestsellerliste im Bereich Belletristik an. Da dieses Buch deutlich persönlicher geraten als Schirachs anderen Veröffentlichungen, sollte man auch Interesse für den Menschen mitbringen - und auch philosophisch ein wenig beschlagen sein.

Wer spricht?

Gelesen werden die 48 Kapitel dieses Buches von dem Schauspieler Lars Eidinger. Im Großen und Ganzen trifft der den lakonischen Ton von Schirachs und überfrachtet dessen reinen Stil nicht mit unangemessener Dramatik. Im Gegenteil: Bisweilen grenzt Eidingers Zurückhaltung an Monotonie. Das erschwert das Zuhören der teilweise anspruchsvollen Texte.

Wichtigste Stelle

"Die Würde des Menschen ist die strahlende Idee der Aufklärung. Sie kann den Hass und die Dummheit lösen. (...) Die Würde ist aber kein Teil des Menschen wie ein Arm oder Bein. Sie ist nur eine Idee. Sie ist zerbrechlich, und wir müssen sie schützen. (...) Wäre es nach den Regeln der Natur gegangen, hätten wir unsere erweiterten Fähigkeiten auch nur dazu benutzt, die Schwächeren zu töten. Aber wir taten etwas anderes: Wir gaben uns selbst Gesetze. Wir erschufen eine Ethik, die nicht den Stärkeren bevorzugt, sondern den Schwächeren schützt. Das ist es, was uns im höchsten Sinn menschlich macht: Die Achtung vor unserem Nebenmenschen. (...) Wenn wir heute Minderheiten nicht schützen, ganz gleich, ob es Juden, Migranten, Asylbewerber, Homosexuelle oder andere sind, fallen wir wieder zurück ins Dumpfe und Dunkle."

Was stört?

Im Gegensatz zu früheren Veröffentlichungen ist "Kaffee und Zigaretten" kein kohärentes Buch geworden, sondern eine Zusammenstellung ganz verschiedener Texte, die vielfach bereits veröffentlicht sind, etwa im "Spiegel" oder der "Welt". Die Themen  und Textformen sind dabei so unterschiedlich, dass der Zusammenhalt des Werkes nur durch von Schirachs prägnanten Stil sowie die wiederkehrende Motivik der im Titel genannten Genussmittel gewährleistet ist. Zudem enthält der Band sehr düstere Schilderungen und verstiegene Gedanken - das wird manchen Fan des Autors überfordern. 

Sie haben suizidale Gedanken? Hilfe bietet die Telefonseelsorge. Sie ist anonym, kostenlos und rund um die Uhr unter 0 800 / 111 0 111 und 0 800 / 111 0 222 erreichbar. Auch eine Beratung über E-Mail ist möglich. Eine Liste mit bundesweiten Hilfsstellen findet sich auf der Seite der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention.

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