Ai Weiwei: Lego will dem Künstler keine Steine liefern
Streit mit SpielzeugherstellerLego will Ai Weiwei keine Steine liefern
Für eine Ausstellung benötigt der Konzeptkünstler Ai Weiwei eine große Ladung Legoteile. Doch das Unternehmen stellt sich quer und erteilt dem Projekt eine Abfuhr.
Dem Künstler und Regimekritiker Ai Weiwei wurde eine Lieferung Legosteine verweigert. Für ein neues Kunstprojekt wollte der Chinese eine Ladung der bunten Steine direkt beim Hersteller ordern. Lego hat abgelehnt. Das Unternehmen würde keine politischen Zwecke unterstützen.
Ai Weiwei hat die Antwort von Lego am Sonntag auf seinem Instagram-Account gepostet. "Wir bedauern, Ihnen mitteilen zu müssen, dass es gegen unsere Unternehmenspolitik ist, Projekte außerhalb des Lego-Lizenzprogramms zu bestätigen. Dennoch ist uns klar, dass Künstler interessiert daran sind, Legoelemente zu benutzen", lauten die ersten Sätze. Das Unternehmen weise deshalb darauf hin, dass es nicht akzeptiere, dass die Steine für "politische, religiöse, rassistische, obszöne oder diffamierende Statements" genutzt würden.
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Das Thema von Ai Weiweis geplanten Arbeiten sei Meinungsfreiheit. In der Ausstellung "Andy Warhol / Ai Weiwei" sollten die Kunstwerke ab Dezember in der Nationalgalerie Victoria in Melbourne gezeigt werden. Es sollen Portraits von australischen Bürgerrechtsaktivisten nachgebildet werden, wie er es bereits auf Alcatraz mit den Porträts von Dissendenten wie Nelson Mandela gemacht hat. Die Kuratoren des Melbourner Museums hatten bei Lego die Bestellung angefragt und Mitte September die Absage per Mail erhalten.
Fans wollen Steinchen spenden
Für den in Berlin lebenden Künstler, der wegen seiner kritischen Projekte in China sogar im Gefängnis saß, sei Legos Ablehnung "ein Akt der Zensur und Diskriminierung", beschließt der lange Beitrag auf der Social-Media-Plattform. Ein Verbot, Lego zu benutzen wurde ihm aber nicht ausgesprochen, erklärt der Klötzchenhersteller auf Anfrage der "Süddeutschen Zeitung".
In den Kommentaren spekulieren seine Fans nun, ob die Nicht-Lieferung in Verbindung mit der baldigen Eröffnung eines Legolands in Shanghai steht. Außerdem bezeugen sie, ihm die bunten Steine spenden zu wollen. Und Ai Weiwei hat auch schon eine Idee: In mehreren Städten will er eine Möglichkeit zur Abgabe schaffen. Die erste Variante: ein Auto mit leicht geöffnetem Dachfenster und den ersten Steinen darin gibt es auch schon auf seinem Account.
Die Botschaft im Klo
Das gestrige Instagram-Foto zu seiner Botschaft, Legoklötzchen und -figuren in einer Toilette, enthält eine weitere Botschaft. Am Rand des Beckens steht "R. Mutt 2015". Die Signatur ist eine Referenz zu dem Kunstobjekt Fountain, ein um 90 Grad gekipptes Urinal mit der Signatur "R. Mutt 1917". Das Werk von Marcel Duchamp aus eben diesem Jahr zählt zu den Schlüsselwerken der modernen Kunst und führte zu einer Kontroverse über den Kunstbegriff. Der renommierte chinesische Künstler versucht vielleicht gerade Ähnliches.
Ai Weiwei ist Konzeptkünstler, Bildhauer und Kurator. Wie sein regimekritischer Vater lehnte er Kunst nach Leitlinie des Staates ab und kam daher immer wieder mit den chinesischen Behörden in Konflikt. 2010 wurde der Künstler erstmals daran gehindert China zu verlassen, 2011 wurde sein Atelier abgerissen und nur Monate später wurde er festgenommen und bis auf Weiteres inhaftiert. Nach wenigen Monaten wurde der Künstler wieder freigelassen. Erst im Sommer diesen Jahres erhielt er seinen Pass zurück. Ai Weiwei hat mittlerweile eine Gastprofessur an der Universität der Künste in Berlin angenommen.