Nachdem man im Vorjahr die 70er von allen Seiten beleuchtete, geht es nun um das Jahrzehnt von Aerobic und Blue Curacao, von NDW und No Wave, Postpunk und Hip-Hop: "Summer of the 80s" lautet das Motto. Nach diversen Dokumentationen, Filmklassikern und Live-Features im Juli, nimmt die Reihe im August noch einmal Fahrt auf.
Da wären die thematisch unmittelbar verknüpften Dokumentationen "Geniale Dillettanten" (13.8., 22.30 Uhr) und "Da Da Da - Da gehen die Achtziger" (20.8., 22.25 Uhr). Während Christoph Dreher, mit der Band "Die Haut" einst selbst Protagonist der No-Wave-Szene, mit alten Weggefährten wie Jim Jarmusch, Blixa Bargeld oder Nick Cave die lärmende Ära der frühen 80er beleuchtet, dreht sich Hannes Rossachers NDW-Feature um die unmittelbaren Folgen des aufkeimenden Dillettantismus. Während die No Waver ver- und zerstörten, sammelte die zweite Generation der Neuen Deutschen Welle die Scherben auf und klebte sie mit neonfarbenem Pattex zu Hits à la "Da Da Da", "Fred vom Jupiter" und "Goldener Reiter" zusammen - aber wie genau konnte das eigentlich passieren?
Antworten gibt das Kernstück der arte-Reihe: In sechs Folgen à 52 Minuten entschlüsselt "Welcome to the Eighties" die musikalischen Gencodes dieser Ära. Den Anfang macht "Postpunk & Neue Deutsche Welle" (11.8., 22.50 Uhr). Regisseurin Birgit Herdlitschke ("Blixa Bargeld - Mein Leben") hält die leuchtende Neonröhre ganz dicht an die spielentscheidende Dekadenwende des Pop und ins Gesicht ihrer Protagonisten: Wie kam das "Post" so schnell vor den "Punk", warum war NDW erst Krach, dann Kommerz und ist heute noch Kult? Und woher haben Franz Ferdinand, Bloc Party und La Roux eigentlich ihre ganzen Ideen geklaut?
Interviews mit alten Recken wie etwa Wire, Gang of Four und The Specials, dazu launige Statements von DJ und Filmemacher Don Letts, DAF-Sänger Gabi Delgado und dem Ex-Manager der Sex Pistols, Malcolm McLaren, bringen Ordnung in diesen popkulturellen Zauberwürfel. Weitere Folgen drehen sich um "Synthiepop & New Romantic", "Charts, Clips & Kommerz" und weitere Trends von Rap über House bis Acid. Während jedoch die Sounds der 80er Jahre bis heute ungebrochen einflussreich sind, haben sich die blühenden Medienlandschaften jener Ära, die unter anderem MTV zum Durchbruch verhalf, zu spaßbefreiten Dürregebieten aus Dating-Shows und Klingelton-Spots entwickelt. Und so erweist sich der Kultursender wieder einmal als letzte Bastion, als kleines, gallisches Dorf in Sachen Musik-Fernsehen.