Eurovision Song Contest in Oslo eröffnet Die Party beginnt ohne Lena

Wer auch immer am Samstagabend gewinnt, sie stehen als Sieger bereits fest: Die Norweger sind großartige Gastgeber. Die Eröffnung des Eurovision Song Contests 2010 wurde mit einer riesigen Party gefeiert. Ausgerechnet Lena erwies sich als Spaßbremse.

Nur ein leises Raunen geht durch die Zuschauer, als das 0:1 für Mailand fällt. Das zweite Tor für Inter - und damit der Sieg - wird mit einem zurückhaltenden "Aaah" quittiert. Auf einem riesigen Fernseher in einer Osloer Kneipe läuft das Champions-League-Finale. Während in Deutschland zur selben Zeit geschrien wird, lassen sich die Norweger kaum zu Emotionen hinreißen. Das könnte natürlich daran liegen, dass ihnen der Sieger herzlich egal sein kann. Aber wer jemals mit Norwegern zusammen Fußball geschaut hat, weiß, dass die Stimmung - selbst wenn die eigene Mannschaft auf dem Platz steht - eher an ein Wartezimmer beim Zahnarzt erinnert. Umso erstaunlicher ist es, mit welcher Begeisterung die Osloer derzeit den Eurovision Song Contest in ihrer Stadt feiern.

Nur noch wenige Tage sind es bis zum großen Finale. Doch egal, wer am Samstagabend gewinnt, die Norweger stehen schon jetzt als Sieger fest. Denn sie sind die perfekten Gastgeber. Nicht nur, weil der größte Musikwettbewerb der Welt mit Delegationen aus 39 Ländern und Fans, die aus den USA und Australien anreisen, perfekt organisiert ist. Und nicht nur, weil sogar das Wetter mitspielt. Die Aschewolke hat sich rechtzeitig verzogen und Oslo empfängt seine Besucher mit Sonne pur und strahlenden Gesichtern: Die Norweger freuen sich auf den Grand Prix wie die Deutschen vor vier Jahren auf die Fußballweltmeisterschaft.

"Die Norweger sind völlig aus dem Häuschen"

"Wir feiern seit März jedes Wochenende Grand Prix", sagt der Deutsch-Norweger Claas, 28, der seit 2003 in Oslo wohnt und früher in Rendsburg gelebt hat. Mit Beginn des norwegischen Vorentscheids habe die Eurovisions-Begeisterung von Woche zu Woche zugenommen. "Die Norweger sind völlig aus dem Häuschen", sagt Claas. Sie seien stolz darauf, den Grand Prix - den alle hier so lieben - zum dritten Mal in ihrem eigenen Land willkommen heißen zu dürfen. Über die norwegische Begeisterung freuen sich nach der verhaltenen Stimmung 2009 in Moskau vor allem die angereisten Fans. "Da zahl ich lieber zehn Euro für mein Bier, als Angst haben zu müssen, als Homosexueller verprügelt zu werden", sagt ein deutscher Fan in Anspielung an die Vorkommnisse in Moskau im vergangenen Jahr. "Ich habe noch keinen gesprochen, dem es hier nicht gefällt - und das trotz der hohen Preise und der frühen Sperrstunde in den Clubs." Die Osloer seien ausgesprochen herzliche Gastgeber.

Dabei wurde im Vorfeld der Veranstaltung auch in Norwegen Kritik laut. Ein Kommentator der konservativen Zeitung "Aftenposten" kritisierte vor allem die Kommerzialisierung des Events. "Warum kommt am Ende nicht mehr als ein Sieger dabei heraus?", fragt er. Es sei unverständlich, warum die vielen angereisten Journalisten und Fans von einer Länder-Party zur nächsten geschickt würden, um den jeweiligen Teilnehmer zu promoten, anstatt sie an einem Konferenztisch zusammen zu bringen, um über Kultur und Musik in Europa zu sprechen.

Völkerverständigung nach Grand-Prix-Art

Diese Kritik mag berechtigt sein - doch ausgerechnet eine Party entkräftete sie: Am Sonntagabend fand im Osloer Rathaus ein großer Begrüßungsempfang statt. Alle Delegationen und die 39 Interpreten waren geladen, um zusammen mit Journalisten und Fans den Beginn des Eurovision Song Contest zu feiern. Vor allem die Sängerinnen und Sänger wurden dabei auf eine harte Probe gestellt. Anna Bergendahl aus Schweden - eine der Favoritinnen - beantwortete geduldig Fragen von Fans, Hera Björk aus Island musste gleich hundertfach für private Handykameras posieren und Didrik Solli-Tangen aus Norwegen ließ sich von seinen deutschen Fans herzen: Grand-Prix-Stars zum Anfassen. Und der Osloer Bürgermeister brachte es schließlich auf den Punkt: Nationen aus ganz Europa feierten zusammen, das sei die beste Art der Völkerverständigung, sagte er.

Keine Lust mit ihren Fans zu feiern hatte offenbar Lena. Dabei hatten ihr diese am Nachmittag bei der zweiten Bühnenprobe noch ein Ständchen zu ihrem 19. Geburtstag gesungen. Jetzt wurde sie abgeschirmt. Von all dem Trubel wirkte sie sichtlich gestresst, unterhielt sich kurz mit dem Norweger Erik Solbakken, der die Finalshows moderieren wird, um dann nach kaum einer Viertelstunde die Party im Rathaus wieder zu verlassen. Und nicht nur ihre Fans waren davon enttäuscht, sondern auch einer, den Lena unbedingt kennenlernen wollte: Vor ihrer Abreise nach Oslo hatte sie gesagt, sie fände den "Typen aus Israel echt scharf" und würde gerne einmal mit ihm zu Abendessen. Zu stern.de sagte Harel Skaat: "Ich habe Lena noch nicht getroffen, würde sie aber gerne kennenlernen."

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