Nach gut zweieinhalb Stunden ist die Party dann doch zu Ende. Prince gibt an diesem Montagabend einen Welthit nach dem anderen zum besten. Die rund 15.000 Fans in der Berliner Waldbühne sind begeistert, tanzen, klatschen, hüpfen und grölen mit. Der 52-jährige Amerikaner und seine Band machen den sommerlichen Abend zu einer groovenden Reise in die Vergangenheit und einem Live-Erlebnis der Sonderklasse.
Mit der exakt abgestimmten Band präsentiert Prince beim einzigen Deutschlandkonzert seine typisch energiegeladene Mixtur aus Funk, Soul und Gitarrenrock - von "Purple Rain" über "Kiss" bis hin zu "Let's go crazy". Dass dann auch noch die Percussionistin und Sängerin Sheila E. auftritt, mit der Prince bereits in den 80er Jahren zusammengearbeitet hatte, krönt die Show.
Zuletzt war Prince vor acht Jahren in Deutschland. Stark verändert hat sich der kleine Mann seitdem nicht. Ex- und egozentrisch ist er immer noch, seine Liebe zum Performen und zur Show sind zu spüren. Etwas schärfer sind die Gesichtzüge geworden, betont durch die bekannte Frisur mit den an den Seiten kurz rasierten Haaren. Mit enger weißer Hose und einem kimonoähnlichen bunten Shirt, auf dem eine Geisha abgebildet ist, kommt er auf die Bühne. Und startet gleich durch mit "Let's go crazy".
Prince hat seine Fans - von Kindern bis hin zu Senioren sind alle Altersgruppen vertreten - fest im Griff. Wenn er das entsprechende Zeichen macht, wird gemeinschaftlich geklatscht. Wenn er stöhnt oder andere "u" und "a"-Laute in den höchsten Tönen von sich gibt, wird das tausendfach repetiert. Wenn er kurze zackige Tanzbewegungen macht, geht ein Raunen durch die Arena.
Nicht nur die schnellen Nummern kommen gut an. Als Prince zusammen mit einer Backgroundsängerin "Nothing compares 2 you" im Duett anstimmt, flackern erste Feuerzeuge auf. Rosa und blau leuchten die Scheinwerfer, auf einer ovalen Videowand im Hintergrund sind grafische Muster zu sehen, oder aber Prince und die Fans. Mit geschlossenen Augen schmachtet er, die Fans singen mit - und Prince sagt, er müsse die ganze Nacht bleiben, weil es so schön klinge.
Vor 20 Jahren wurde Prince in einem Atemzug mit Michael Jackson oder Madonna genannt. Mittlerweile hat er mehr als 30 Alben veröffentlicht und über 100 Millionen Tonträger verkauft, heimste mehr als 100 Auszeichnungen ein, unter anderen Grammys, einen Oscar, Brit Awards und Golden Globes. Durch seine Namenswechsel in den 90er Jahren war es dann aber ruhiger um ihn geworden. Erst seit 2004 nennt er sich wieder Prince.
Dass rund 7.000 Plätze in der Waldbühne frei blieben, ist allerdings eine Enttäuschung. Erklärbar wird sie bei einem Blick auf die Kartenpreise. Sie reichten von 61 bis 154 Euro.
Prince jedenfalls lässt sich nicht lumpen und spielt Zugabe nach Zugabe. Häufig, wenn Jubel aufbrandet, setzt er einfach wieder mit dem eben beendeten Lied ein und treibt die Fans so an den Rande der Ekstase. Mit "Purple Rain" versucht er am Ende etwas zu beruhigen. Rosa Sterne schweben über die Videowand. Immer wieder verbeugt er sich mit großer Geste und bedankt sich bei "Berlin".
"Alle lieben mich und ich liebe euch", ruft er cool und wirft dann seine Gitarre ins Publikum. Die Begeisterungsstürme wollen nicht enden. Erst als die Limousine mit Prince hinter der Bühne wegfährt, sehen die Fans endgültig ein, dass die Show zu Ende ist.
Neue Prince-Lieder können sie ab 22. Juli hören. Das neue Werk mit dem Titel "20ten" erscheint dann als Beilage des Musikmagazins "Rolling Stone". In Wien plant Prince einen Auftritt am 13. Juli.