Seit Tagen kursieren in sozialen Medien Vorwürfe gegen Rammstein-Sänger Till Lindemann. Es geht um K.O.-Tropfen und sexuelle Übergriffe. Die Band streitet die Anschuldigungen ab. Mittlerweile bekommt Lindemann jedoch die Auswirkungen zu spüren: Kiepenheuer & Witsch (KiWi) hat am Freitag auf seiner Homepage mitgeteilt, die Zusammenarbeit mit dem 60-Jährigen beenden zu wollen. Der Verlag hatte mehrere Bände mit Lyrik des Musikers veröffentlicht.
"Mit Erschütterung haben wir in den letzten Tagen öffentlich gewordene Vorwürfe gegen Till Lindemann verfolgt. Unser Mitgefühl und unser Respekt gilt den betroffenen Frauen", heißt es in der von Verlegerin Kerstin Gleba unterzeichneten Erklärung. Im Zuge der aktuellen Berichterstattung habe der Verlag "Kenntnis erlangt von einem Porno-Video, in dem Till Lindemann sexuelle Gewalt gegen Frauen zelebriert", darin spiele auch das bei KiWi erschienene Buch "In stillen Nächten" eine Rolle. "Wir werten dies als groben Vertrauensbruch und als rücksichtslosen Akt gegenüber den von uns als Verlag vertretenen Werten."
Man verteidige zwar weiter die Kunstfreiheit der Kunst, doch durch die Frauen demütigenden Handlungen Lindemanns in dem Porno sowie die Verwendung des Buches im pornographischen Kontext werde die Trennung zwischen dem "lyrischem Ich" und dem Künstler vom Autor selbst verhöhnt, heißt es weiter. Lindemann überschreite damit "für uns unverrückbare Grenzen im Umgang mit Frauen". Das Vertrauensverhältnis zu dem Autor sei unheilbar zerrüttet, daher habe man beschlossen, die Zusammenarbeit mit Till Lindemann mit sofortiger Wirkung zu beenden.
Kritik an der Lyrik von Rammstein-Sänger Till Lindemann
Auf Twitter erntete der Verlag für seinen Schritt teils Spott, teils heftige Kritik. Zum einen kritisierten viele User, KiWi knicke vor dem öffentlichen Druck ein und betreibe eine Vorverurteilung. Viel Kritik entzündete sich aber auch daran, dass der Verlag erst jetzt reagiert: Lindemanns Lyrik wird seit Jahren als frauenverachtend kritisiert, etwas das 2020 veröffentlichte Gedicht "Wenn du schläfst", in dem es unter anderem heißt:
"Schlaf gerne mit dir wenn du träumst
Weil du alles hier versäumst
Und genau so soll das sein (so soll das sein so macht das Spaß)
Etwas Rohypnol im Wein (etwas Rohypnol ins Glas)
Kannst dich gar nicht mehr bewegen
Und du schläfst
Es ist ein Segen"
Zudem weisen User daraufhin, dass das in der Stellungnahme namentlich erwähnte "Porno-Video" bereits 2020 hochgeladen wurde, der Verlag also schon längst davon hätte Kenntnis erlangt haben können, wenn nicht müssen.
Verwendete Quellen: KiWi Verlag, "Tagesschau.de", KiWi auf Twitter