Trauer um Wolfgang Wagner "Ein wahrhaft Großer" der Opernwelt

Trauer um Wolfgang Wagner: Der langjährige Leiter der Bayreuther Festspiele starb im Alter von 90 Jahren in Bayreuth. Der Enkel des Komponisten Richard Wagner, der schon seit längerer Zeit pflegebedürftig war, sei am Sonntag "friedlich eingeschlafen".

Trauer um Wolfgang Wagner: Der langjährige Leiter der Bayreuther Festspiele starb im Alter von 90 Jahren in Bayreuth. Der Enkel des Komponisten Richard Wagner, der schon seit längerer Zeit pflegebedürftig war, sei am Sonntag "friedlich eingeschlafen", teilte seine Tochter Katharina mit. Die Beisetzung des Patriarchen soll im allerengsten Familienkreis stattfinden, wie die Festspiele mitteilten. Voraussichtlich am 11. April und damit genau drei Wochen nach seinem Tod soll es eine öffentliche Trauerfeier geben.

Bundespräsident Horst Köhler würdigte Wagner als einen "wahrhaft Großen" der Opernwelt. Er habe das Erbe seines Großvaters "in herausragender Weise über Jahrzehnte mit Leidenschaft gepflegt und fortgeführt. Als Festspielleiter hat er Bayreuth in eine Höhe geführt, von der seine Vorgänger nur träumen konnten", schreibt Köhler, der auch Wagners trockenen Humor, dessen Gabe zur Selbstironie und "unverwechselbare Bodenständigkeit" hervorhob. "Er hat sich um das kulturelle Ansehen unseres Landes verdient gemacht", lobte Köhler den Verstorbenen.

Bundeskanzlerin Angela Merkel übermittelte den beiden Töchtern des Verstorbenen in einem persönlichen Schreiben ihr Beileid. "Mit Wolfgang Wagner verliert unser Land einen herausragenden Intendanten. Er hatte sein Leben ganz in den Dienst der Weiterentwicklung und Vermittlung des Werks seines Großvaters Richard Wagner gestellt", schrieb Merkel. Dabei habe Wolfgang Wagner Mut und ein untrügliches Gespür für die Zukunft der Oper bewiesen.

Erst im November 2009 war Wagner vom bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer als Anerkennung für sein einzigartiges Lebenswerk das nur selten vergebene Große Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband verliehen worden. Seehofer würdigte Wagner am Montag als "herausragende Theaterpersönlichkeit", der es zu verdanken sei, dass die Bayreuther Festspiele ein Aushängeschild Bayerns und ein Publikumsmagnet für Besucher aus aller Welt seien. Der Vorsitzende der Richard-Wagner-Stiftung und des Verwaltungsrates der Bayreuther Festspiele, Toni Schmid, bezeichnete den Verstorbenen als "charismatischen Festspielleiter".

Wagner hatte den Festspielen 57 Jahre vorgestanden. Damit sei er der dienstälteste Intendant der Welt gewesen, erklärte die Festspielleitung. Seine Aufgaben gab er erst Ende August 2008 ab. Dabei stimmte er nach einigem Zögern und auf massiven Druck der Geldgeber der Festspiele einem Kompromiss zu, der neben seiner Tochter Katharina auch deren Halbschwester, die lange Zeit von ihm verstoßene Tochter Eva Wagner-Pasquier, zu seinen Nachfolgerinnen gemacht hat.

Der ehemalige Festspielchef hatte alle Opernwerke Richard Wagners im Laufe der Jahrzehnte selbst und oft mehrmals inszeniert. Zu den vielbeachteten Höhepunkten seiner Leitung gehörten Götz Friedrichs "Tannhäuser" von 1972, der "Jahrhundertring" von Patrice Chereau und Pierre Boulez ab 1976 sowie die "Tristan"-Inszenierung von Heiner Müller im Jahr 1993.

Wolfgang Wagner wurde als Enkel von Richard Wagner und Urenkel von Franz Liszt am 30. August 1919 in Bayreuth geboren. Er war das dritte Kind von Siegfried Wagner und dessen Frau Winifred, die als Bewundererin Hitlers bekannt war. 1940 kam Wolfgang Wagner zur musikalischen Ausbildung an die Staatsoper Berlin. Nach dem Krieg übernahm er 1951 die Leitung der Bayreuther Festspiele, erst gemeinsam mit seinem Bruder Wieland, nach dessen frühem Tod dann alleine.

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