Es ist nicht einmal klar, ob es diese sagenumwobenen Waggons überhaupt gibt - geschweige denn, was sie geladen haben. Doch seitdem die polnische Regierung bestätigt hat, dass auf einem alten Streckenabschnitt bei Walbrzych in Niederschlesien ein Panzerzug aus dem Dritten Reich gefunden worden sei, gibt es mindestens drei Parteien, die Besitzansprüche stellen. Aber allein die Vermutung, dass da irgendwo in der alten Stollenanlage Riese ein alter Nazi-Schatz herrenlos herumstehen könnte, lässt Historiker, Hobby-Schatzsucher als auch Staaten wie Russland vollends die Contenance verlieren.
Die Jagd auf mögliche, von Nationalsozialisten versteckte Kostbarkeiten jedenfalls ist eröffnet. Mal wieder. Der Zug von Walbrzych ist nur einer von vielen Orten, an dem verschollene Schätze vermutet werden. Sicher ist: Die Nazis beschlagnahmten und versteckten während des Krieges haufenweise Gold, geraubte Kunst und andere Wertgegenstände, etwa solche, die sie den deportierten Juden gestohlen hatten. Oft genug aber entpuppte sich das Gerede über die Kostbarkeiten nur als Gerücht – manchmal aber auch nicht.
Ein Überblick über erfolgreiche und weniger erfolgreiche Schatzjagden
- Noch vor Ende des zweiten Weltkriegs stießen US-Truppen im thüringischen Bergwerk von Merkers ein riesiges Gold- und Devisenlager der Nationalsozialisten. Die amerikanischen Soldaten verschleppten die Funde nach Frankfurt am Main. Was danach geschah, ist unklar – seither gilt der Schatz als verschollen.
- Die meisten Mythen und Legenden ranken sich um das Bernsteinzimmer, das einst das Herzstück des Katharinenpalastes in St. Petersburg war. Im Jahr 1941 verpackte die Wehrmacht die Kostbarkeiten in ganze 28 Kisten. Königsberg hieß das Ziel ihrer Reise, doch dort verschwand die teure Fracht auf unbekannte Weise. Zwar wird bei jeder Suche nach Nazi-Schätzen darauf gehofft – doch bisher fehlt jeder Spur.
- Große Hoffnungen setzten Experten auf den Österreicher Toplitzsee. Der stern veranlasste schon 1959 eine große Tauchaktion. Gold suchte man vergebens, die Sucher fanden allerdings Kisten mit gefälschten englischen Banknoten, Geheimakten und SS-Einsatzbefehle.
- Die spektakulärsten Funde tauchen offenbar dann auf, wenn niemand damit rechnet: Bei einer Routinekontrolle stieß die Polizei bei Cornelius Gurlitt 2013 auf Beutekunst der Nazis im Wert von über einer Milliarde Euro. Der Münchner Kunsterbe hortete unter anderem vermisste Werke von Picasso, Chagall, Matisse und Klee. Nach Gurlitts Tod erbte das Museum Bern die Bilder.
- Stille Wasser sind tief: Im brandenburgischen Stolpsee in Fürstenberg/Havel soll der NS-Politiker Hermann Göring Gold und Platin vor den Sowjets in Sicherheit gebracht haben. Schon Stasi-Chef Erich Mielke ließ erfolglos danach suchen. Die letzte – ebenfalls erfolglose – Suche ging im Jahr 2013 zu Ende.
- Ein neues Gesetz in der Schweiz könnte zu Nazi-Vermögen führen: Banken werden künftig Konten überprüfen, die länger als 60 Jahre nachrichtenlos sind. Fachleute vermuten dort schlafende Vermögen, die im Zweiten Weltkrieg in Sicherheit gebracht wurden.