Mit Alaaf und Konfetti haben die Kölner Jecken den Rosenmontagszug gestartet. Gegen 10.00 Uhr gaben die sogenannten Ratsbläser an der Severinstorburg in der Südstadt das Startsignal für den achteinhalb Kilometer langen "Zoch". Die Karnevalisten feierten in der Domstadt bei grauem Wetter. Gefeiert wird dieses Jahr unter dem Motto: "Wat e Theater – wat e Jeckespill". Die Rosenmontagszüge in Mainz und Düsseldorf starten traditionell erst um 11.11 Uhr beziehungsweise 12.00 Uhr.
Deutschlands größter Rosenmontagszug in Köln führt unter anderem über den Alten Markt und am Kölner Dom vorbei, sein Ende wird für kurz vor 14.00 Uhr erwartet. Auf dem Weg sollten nach Angaben des Kölner Festkomitees rund 300 Tonnen Kamelle geworfen werden, darunter 700.000 Tafeln Schokolade.
Politische Botschaften beim Kölner Karneval
Einen Ausfall hat jedoch das Kölner Dreigestirn zu verzeichnen. Prinz Sascha I. und Bauer Werner mussten am Höhepunkt des Straßenkarnevals ohne Jungfrau Frieda auskommen. Wie das Festkomitee erklärte, ist Jungfrau Friedrich Klupsch an der Hüfte verletzt. Die Ärzte verordneten absolute Bettruhe.
Während der Rosenmontagszug im vergangenen Jahr ausnahmsweise im rechtsrheinischen Deutz gestartet war, um dann über den Rhein zu ziehen, fuhr er dieses Jahr wieder wie gewohnt an der Severinstorburg in der Kölner Südstadt im Linksrheinischen ab.
Auch der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) läuft im Kölner Zug mit. "Das ist doch gut in einer Zeit, die nicht immer nur mega easy ist – einfach ein bisschen Spaß haben", sagte er. Karneval sei gelebte Vielfalt, genau wie ganz Nordrhein-Westfalen.
Im Fokus stehen bei den Umzügen traditionell auch wieder die Mottowagen, die sich kritisch mit der Politik auseinandersetzen. Ein Wagen in Köln zeigt Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) als ein auf einem Ast schlummerndes Faultier und Außenministerin Annalena Baerbock als Elefant im Porzellanladen. Auf einem Wagen streckt eine Figur mit heruntergelassener Hose ihr blankes Gesäß einigen zum Hitlergruß ausgestreckten Armen entgegen – an einem Arm prangt das Logo der AfD.
"Dieser Wagen sagt eigentlich alles: Die können uns mal am Arsch lecken", sagte BAP-Sänger Wolfgang Niedecken am Montag dazu im WDR Fernsehen. Er erinnerte auch an die große Kölner Demo gegen rechts Ende Januar. "Das war rührend. Als ich über die Deutzer Brücke ging, da stand ein Chor, ein Laienchor, die haben Bläck-Fööss-Lieder gesungen, und dann kamen Familien mit Kinderwagen, dann kamen alte Leute am Rollator – die wollten dabei sein." All diese Menschen hätten die Botschaft kommunizieren wollen: "Nein, an uns kommt ihr nicht vorbei."

Deutliche Motivwagen in Düsseldorf
Der Kölner Rosenmontagszug ist nach Einschätzung seines Zugleiters Holger Kirsch etwas harmloser als der in Düsseldorf. "Wir behandeln ja eigentlich immer die gleichen Themen, das Einzige, was vielleicht den Unterschied ausmacht, ist, dass wir in der Darstellung vielleicht uns ein bisschen zurücknehmen, weil ich den Kölner Rosenmontagszug als großes Familienfest empfinde", sagte Kirsch am Montag der Deutschen Presse-Agentur. "Und ich möchte eigentlich nicht, dass am Wegesrand Eltern vielleicht in Erklärungsnöte geraten, wenn da irgendwelche Sexualpraktiken gezeigt sind oder einem der Schädel weggepustet wird."
Die Wagen des Düsseldorfer Wagenbauers Jacques Tilly gelten im Allgemeinen als deutlich frecher als die der Kölner. Sie finden auch international die meiste Aufmerksamkeit. Kirsch betonte jedoch, er empfinde keine Konkurrenz zu Düsseldorf und habe ein sehr gutes Verhältnis zu Tilly. "Im vergangenen Jahr hat er mir noch 'ne Glückwunsch-SMS geschickt dafür, dass wir so tolle Wagen gehabt haben."
Im Übrigen sei der Kölner Rosenmontagszug länger und werde auch von deutlich mehr Menschen am Straßenrand verfolgt. "Ich will ja jetzt nicht so gemein sein: Vielleicht interessieren sich auch mehr für den Kölner Rosenmontagszug", sagte Kirsch.