Mit einem ganzseitigen Nachruf nimmt die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (FAZ) Abschied von ihrem langjährigen Mitherausgeber Frank Schirrmacher. Der Publizist und Buchautor war am Donnerstag in Frankfurt überraschend an den Folgen eines Herzinfarktes gestorben. Unter dem Titel "Ein sehr großer Geist" erinnert seine Zeitung an den "sprach- und wirkmächtigsten Kulturjournalisten, den Deutschland je hatte".
"Wir sind tief erschüttert und fassungslos", hatte Mitherausgeber Berthold Kohler nach dem Tod des 54-Jährigen am Donnerstag mitgeteilt. "Das ist ein entsetzlicher Verlust für die "Frankfurter Allgemeine Zeitung"."
Schirrmacher war nicht nur bekannt als leidenschaftlicher Journalist und Streiter, sondern auch als Autor von Büchern wie "Das Methusalem-Komplott". Darin setzte er sich bereits vor zehn Jahren mit dem Problem der Überalterung auseinander. Im vergangenen Jahr kritisierte er in "Ego", ein Fließband-Egoismus habe das gesamte Sozialwesen erobert.
Marcel Reich-Ranicki war Mentor und Freund
Vertreter von Politik und Medien reagierten mit großer Anteilnahme. Bundespräsident Joachim Gauck schrieb Schirrmachers Frau, Rebecca Casati, Deutschland verliere einen herausragenden Journalisten und Publizisten. "Die Stimme der Vernunft, die Frank Schirrmacher in vielen Debatten verkörperte, wird uns fehlen."
Der Präsident der deutschen Sektion der Schriftstellervereinigung PEN, Josef Haslinger, nannte Schirrmacher einen "erstaunlich kritischen Geist", der seine Zeitung für viele kontroverse Themen geöffnet habe. Der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel sagte, Deutschland habe einen großen Publizisten und Intellektuellen verloren. "Und ich einen Freund." Der einflussreiche US-Blogger und Journalismus-Vordenker Jeff Jarvis twitterte auf Englisch: "Er war ein Gigant des deutschen Journalismus im FAZ-Feuilleton. Ein schrecklicher Verlust."
Der 1959 in Wiesbaden geborene Beamtensohn war voll und ganz der "FAZ" verschrieben, bei der er nach seiner Dissertation über Franz Kafka hospitiert hatte und der er seither treugeblieben war. Die Leitung der "FAZ"-Redaktion "Literatur und literarisches Leben" übernahm Schirrmacher 1989 als Nachfolger seines Mentors und Freundes, des Literaturkritikers Marcel Reich-Ranicki. 1994 wurde Schirrmacher als Nachfolger von Joachim Fest zu einem der Herausgeber der "FAZ" berufen, er war dort für Feuilleton und Wissenschaft verantwortlich.