Als Horst Lichter das Studio betritt, findet er Detlev Kümmel sitzend vor. Er hat den Experten aber nicht beim Faulenzen erwischt, vielmehr testet der gerade Stühle aus, die bei "Bares für Rares" versteigert werden sollen. Sie gehören Rudi Niephaus, einem 65 Jahre alten Rentner aus Elsdorf.
Kümmels erstes Urteil: "Die sind sehr bequem." Doch es gibt noch mehr zu sagen über die insgesamt acht Sitzmöbel. Die stammen nämlich von dem berühmten Designer-Ehepaar Ray und Charles Eames. Die Stühle waren eine Auftragsarbeit für einen Großindustriellen. Die Bauweise ist neuartig: Anstelle der bis dahin vorherrschenden Sitzschalen wählten die Eheleute eine Konstruktion, bei der sich das Polster dem Rücken anpasst - wodurch man sehr angenehm sitzen kann. Hergestellt werden die Stühle seit 1958 - bis heute. Die hier vorliegenden Möbel sind um 2000 entstanden.
Echte Eames-Stühle bei "Bares für Rares"
Als Lichter die Preisvorstellung von Niephaus hört, muss er schlucken: 350 Euro hätte der Rentner gerne – pro Stuhl! Das wären zusammen 2800 Euro. "Alter Schwede", ruft der Moderator. Doch Kümmel setzt sogar noch einen drauf: Er setzt die Stühle bei 500 bis 600 Euro pro Stück an. Das ergäbe einen Gesamtwert von 4000 bis 4800 Euro. Kümmel rechtfertigt seine Expertise auch mit dem Neupreis der Stühle, der bei 2000 bis 3000 Euro liege. Auf den Schreck muss sich Lichter erst einmal setzen.
Auch die Händler scheinen nicht so ganz überzeugt zu sein von dem Wert der Stühle. Esther Ollick startet zwar mit 1000 Euro und Julian Schmitz-Avila erhört im nächsten Schritt direkt auf 1500 Euro. Doch bei 1900 stocken die Gebote. Da klafft noch eine große Lücke zum Schätzwert!
Das sind die Händler bei "Bares für Rares" – Wetten, dass Sie nicht alle kennen?

Was wäre "Bares für Rares" ohne seine 80 Euro: Das ist das Lieblingsstartgebot von Walter Lehnertz, der von allen nur "Waldi" genannt wird. Der gelernte Pferdewirt stammt aus Prüm in der Eifel und betreibt dort einen Antiquitätenhandel. Seine lockeren Sprüche wie "Ich fang dann mal mit 80 Euro an" (selbst wenn das Objekt erkennbar ein Vielfaches wert ist) oder "Engelschen" (so nennt er viele Verkäuferinnen) oder "Prügel" (seine Bezeichnung für Kunstobjekte) machen ihn zum Publikumsliebling. Ein Bieterduell mit Lehnertz kann teuer werden: Er mag ausgefallene Objekte wie alte Spielautomaten oder Militaria und bezahlt dafür gern auch deutlich mehr als den Schätzpreis. So bot er für einen alten Kicker 1750 Euro, obwohl die Expertise nur bei 600 Euro lag.
Schmitz-Avila fragt deshalb den Verkäufer nach seiner Schmerzgrenze. Die liegt bekanntlich bei 2800 Euro. Erreichen wird er sie trotz der grandiosen Expertise nicht. So gibt er schweren Herzens Jos van Katwijk den Zuschlag, der 2100 Euro dafür auf den Tisch blättert. Immerhin: Der Niederländer legt noch einen "lucky Dollar" oben drauf: "dass Sie Glück haben mit Ihrem Geld".
Und so geht Rudi Niephaus letztlich mit einem guten Gefühl nach Hause. Geld ist eben nicht alles: "Die Stühle haben einen guten Nachbesitzer bekommen."
+++ Lesen Sie auch +++