Einen schwarzen Raben haben Carlos Borrell und Nadja Gruber mit zu "Bares für Rares" gebracht. Als alter Genießer weiß Horst Lichter allerdings sofort, welche Funktion das Tier hat: "Es ist ein Zigarrenabschneider", sagt er kennerhaft, nachdem Experte Detlev Kümmel den scherenförmigen Schnabel gezeigt hat.
Den Raben haben Freunde der beiden Verkäufer vor etwa 25 Jahren in Schweden gekauft. Obwohl es keine Angaben zum Hersteller gibt, kann Kümmel einiges über die Herkunft erzählen. Der Vogel sei aus schwarz lackiertem Eisen angefertigt worden. Der Behälter, in den die abgeschnittenen Mundstücke der Zigarren fallen, sei hingegen aus Messing. Das gesamte Objekt folge der Arts-and-Crafts-Bewegung, die im 19. Jahrhundert in England ihren Ausgang nahm und Kunst mit Handwerk verband.
"Bares für Rares": Fabian Kahl widerspricht
In Deutschland gebe es ein Unternehmen, das für diesen Stil stehe: die Goberg Metallwarenfabrik in Thüringen. Der Bildhauer und Designer Ignatius Taschner (1871 bis 1913) habe für diese Firma häufig Entwürfe angefertigt. Es fehle zwar die Signatur, aber Kümmel geht davon aus, dass der Rabe von Taschner oder einem seiner Schüler stammt und in den ersten 20 Jahren des 20. Jahrhunderts hergestellt worden sei. 50 Euro nennt Nadja Gruber als Wunschpreis. Das sieht der Experte aber anders: Er hält 100 bis 120 Euro für möglich.
Auch im Händlerraum erkennen die Herren in der Runde sofort den eigentlichen Verwendungszweck des Raben. Doch dann brechen die Händler eine zoologische Diskussion vom Zaun. Wolfgang Pauritsch erwähnt, er kenne diese Zigarrenschneider auch in Form eines Fuchses. Jan Čížek wendet daraufhin ein, Fuchs sei besser als Rabe. Was wiederum Julian Schmitz-Avila nicht auf sich sitzen lassen will: "Ein Rabe gehört zu den Singvögeln", sagt er. Da mischt sich Fabian Kahl ein und bezweifelt die Aussage. Schmitz-Avila beharrt aber darauf, und so schließe die beiden eine Wette ab.
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Darüber gerät die Versteigerung fast in Vergessenheit. Die entscheidet Esther Ollick für sich und ersteigert den Zigarrenschneider für 80 Euro. Noch mehr Geld gibt es für Julian Schmitz-Avila. Der bekommt 100 Euro für seine gewonnene Wette. Da er gerade einen Jagdschein macht, weiß er: Raben sind Singvögel.
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