Das unbestechliche Auge des von mehr als 1300 "Bares für Rares"-Ausgaben gestählten Moderators hat es sofort erkannt: "Das ist definitiv moderne Kunst", sagt Horst Lichter beim Anblick der Aquatinta-Grafik des aus Hagen stammenden Künstlers Emil Schumacher. Mitgebracht hat das Bild Ben Gambach aus Pohlheim, der es bei einer Internet-Auktion ersteigert hat.
Was dieses Objekt so besonders macht: Es handelt sich um kein fertiges Bild, sondern um einen Vorabdruck, der zusammen mit einer signierten Fotografie des Malers angeboten wird. Das eigentlich Spannende befindet sich auf der Rückseite des Bildes: "Nicht parken, Haus wird gestrichen", hat der Künstler darauf geschrieben.
Der Verkäufer erzählt, was es damit auf sich haben könnte: Schumacher wohnte in Hagen in einer schmalen Straße. Als sein Haus gestrichen wurde, wollte er mit dem Zettel Parkende warnen - und verwendete dazu ausgerechnet diesen Druck.
"Bares für Rares": Horst Lichter ist nicht überzeugt
Es sei ein Stück aus dem Schaffensprozess, erklärt Colmar Schulte-Goltz. Es dauere eben sehr lange, bis eine Grafik so aussieht, wie sich der Künstler das vorstellt, erläutert der Experte weiter. "Deswegen ist das ein Zwischenzustand, den ich nur in diesem Exemplar wiedererkenne." 1988 habe Schumacher sieben Grafiken zu einem Zyklus geschaffen, die das Thema eines Pferdeleibs weiterentwickeln, aus diesem Prozess entstamme auch das hier vorliegende unfertige Bild.
Lichter will den Vortrag nun für "nicht so kunstaffine Herrschaften" runterbrechen: "Das ist doch eigentlich Ausschuss." Da widerspricht ihm der Verkäufer sofort: "Das ist kein Ausschuss, das ist authentisch", wirbt der 39-jährige Werbetexter für sein Objekt.
Wer hat denn nun Recht? Schulte-Goltz klärt den Streit, in dem er Ben Gambach bittet, die Genese zu erklären. Der verweist darauf, dass die Provenienz gesichert sei, weil Emil Schumacher das unfertige Bild an eine befreundete Familie als Geschenk weitergab. Daraus könne man schließen, dass es kein Abfall sei.
Das sind die Händler bei "Bares für Rares" – Wetten, dass Sie nicht alle kennen?

Was wäre "Bares für Rares" ohne seine 80 Euro: Das ist das Lieblingsstartgebot von Walter Lehnertz, der von allen nur "Waldi" genannt wird. Der gelernte Pferdewirt stammt aus Prüm in der Eifel und betreibt dort einen Antiquitätenhandel. Seine lockeren Sprüche wie "Ich fang dann mal mit 80 Euro an" (selbst wenn das Objekt erkennbar ein Vielfaches wert ist) oder "Engelschen" (so nennt er viele Verkäuferinnen) oder "Prügel" (seine Bezeichnung für Kunstobjekte) machen ihn zum Publikumsliebling. Ein Bieterduell mit Lehnertz kann teuer werden: Er mag ausgefallene Objekte wie alte Spielautomaten oder Militaria und bezahlt dafür gern auch deutlich mehr als den Schätzpreis. So bot er für einen alten Kicker 1750 Euro, obwohl die Expertise nur bei 600 Euro lag.
800 Euro möchte Ben Gambach dafür gerne haben. Die Expertise liegt deutlich drüber: auf 1800 bis 2000 Euro schätzt Schulte-Goltz das Bild. Doch ob er diese Summe auch realisieren kann, ist zweifelhaft. Denn im Händlerraum weiß man nicht recht, was man mit dem Werk anfangen soll: "Ist das Kunst oder muss das weg?", fragt David Suppes beim Begutachten des Objekts.
Trotz aller Unsicherheit steigt Wolfgang Pauritsch mit 300 Euro ein. Muss aber gestehen: "Das ist sehr spekulativ." "Ich liebe spekulative Objekte", grätscht Suppes rein, der zusammen mit Pauritsch den Preis in die Höhe treibt. Bei 1500 Euro ist das Ende erreicht. David Suppes erhält den Zuschlag - und Ben Gambach ist mehr als zufrieden. Er hat seinen Wunschpreis fast verdoppelt.