"Freunde für immer" Sönke Wortmann fängt in der Kreisliga neu an

Kurz vor Beginn der WM bringt Regisseur und Ex-Profi Sönke Wortmann eine Fußballserie ins Fernsehen. Spitzensport spielt darin allerdings keine Rolle: "Freunde für immer" begibt sich in die niederen Regionen dieser Sportart.

Sönke Wortmann und der Fußball sind seit Jahren fest miteinander verbunden. Anfang der achtziger Jahre schoss er mit seinem Tor die Spielvereinigung Erkenschwick in die 2. Liga, später drehte der Ex-Profispieler den Kinofilm "Das Wunder von Bern" über den deutschen WM-Sieg 1954, und ab Mitte Mai produziert er für den Deutschen Fußball Bund (DFB) den Dokumentarfilm zur WM 2006. In seiner neuesten Produktion geht es wieder um das runde Leder, aber der Spitzenfußball spielt darin keine Rolle.

Im Gegenteil: Die Kreisligakicker der siebenteiligen Sat1-Serie "Freunde für immer - Das Leben ist rund", die an diesem Dienstag um 22.25 Uhr startet, stehen in der nationalen Fußball-Hierarchie ganz unten, sind immer Letzter und kaum noch zu motivieren. Dann schwört der Teamchef der "Elf Freunde", Axel, von Beruf Anwalt, seine Mannschaft ein - der nächste Gegner in der so genannten Bunten Liga ist schlagbar. Es sind die Biker vom "SV Fette Sau". Das Spiel wogt hin und her. Bis ein indirekt verwandelter Elfmeter die Entscheidung in letzter Minute zu Gunsten der "Elf Freunde" bringt.

Wortmann glaubt an die Serie

Sönke Wortmann, Jahrgang 1959, weiß, dass neue Serien bei Sat.1 einen schweren Stand haben. "Bis in die Spitzen", "Paare" und "LiebesLeben" erhielten in den vergangenen Monaten nicht die erhoffte Publikumsresonanz, obwohl sie auch unter Kritikern als ambitionierte Produktionen galten. "Auch beim Film 'Das Wunder von Bern' waren die Vorzeichen nicht gut", sagt Wortmann. "Aber ich habe an die Produktion geglaubt, und sie wurde ein Erfolg. Wenn ich mich nicht getraut hätte, wäre es nie so weit gekommen. So geht es mir auch mit dieser Serie. Ich glaube an sie."

Live-Übertragungen oder die "Sportschau" sind im Fernsehen fast immer ein Renner. Aber Fußball als Hauptinhalt einer Serie ist im deutschen TV ein zweischneidiges Schwert. "Fußballtrainer Wulf", ein biederer Vertreter seiner Zunft, probierte in der ARD Anfang der siebziger Jahre sein Glück auf dem Bildschirm. "Manni, der Libero" mit Thomas Ohrner zehn Jahre später im ZDF. Die "Spielerfrauen" musste RTL vor einem Jahr als Misserfolg verbuchen. "Nach der ersten Folge wusste ich, wie ich es nicht machen sollte", sagt Wortmann über die RTL-Serie.

"Das Wunder von Bern" in Miniaturform

Der Regisseur, der "Kleine Haie" und "Der bewegte Mann" auf die Kinoleinwände brachte, baut auf sein Werk, weil es nicht den Fußball zum Dreh- und Angelpunkt macht. Es geht um zwischenmenschliche Beziehungen, auch um den Einfluss der Frauen, die Töne sind ironisch und liebenswert zugleich, der Acker des BSV Wissersheim bei Köln, der die Kulisse bot, ist holprig, der Rasen hoch und feucht wie im Berner Wankdorfstadion 1954, das runde Leder dunkelbraun und etwas eierig, der "Look" erinnert an "Das Wunder von Bern" in Miniaturform.

Bewusst hat Wortmann keine prominenten Schauspieler, sondern sieben unbekanntere Gesichter ausgewählt, die zum Stammkader der "Elf Freunde" gehören. Dass er an den Erfolg seiner Serie im Vorfeld des Großereignisses WM glaubt, wird untermauert durch die Tatsache, dass Wortmann bereits Drehbücher für eine zweite Staffel in Auftrag gegeben hat.

Carsten Rave/DPA

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