Sebastian Pufpaff, der neue Moderator von "TV Total", stellte sich am Montag bemerkenswert selbstironisch seinem neuen Publikum vor. "Wat, wer bist du denn?", ließ er sich in einem Video fragen, das ProSieben auf Twitter verbreitete. Nicht von irgendjemandem. Sondern von Horst. Horst, dessen Satz über Jahre hinweg zu einem der Running Gags bei Stefan Raab gehörte.
Pufpaffs Begrüßungswitz ist angekommen. Und sprach Menschen, die einst zuerst einmal und später viermal wöchentlich für "TV Total" den Fernseher einschalteten, mit Sicherheit auch an. Und natürlich kann man Pufpaff zutrauen, zur Primetime eine Unterhaltungsshow zu moderieren. Der 45-Jährige, der am Mittwoch um 20.15 Uhr seine Premiere feiern wird, ist ein feiner Entertainer, hat einen bemerkenswert treffsicheren Humor.
Er ist wieder da: Das waren Stefan Raabs Quotenbringer im TV

Doch das Problem ist: Pufpaff ist nicht Stefan Raab. Und genau das wird dem 45-Jährigen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zum Verhängnis werden. So unfair das auch sein mag. Denn Raab war mehr als ein erfolgreicher Moderator – und ist deshalb schlicht und einfach nicht zu ersetzen.
Stefan Raab verschob bei "TV Total" die Grenzen des Sagbaren
Und zwar nicht, weil Raab Sendung für Sendung lustige Szenen aus anderen TV-Shows durch den Kakao zog. Das würde auch heute noch funktionieren, denn noch immer zeigen die Sender genügend Mist, über den man sich lustig machen kann. Nicht kopierbar ist allerdings die Tatsache, wie Raab zu Deutschlands größtem TV-Star wurde: Er verschob die Grenzen des Sagbaren, als er in seinen "Raabigrammen" Prominente, nun ja, beleidigte. Er machte Dinge möglich, die bis dahin unvorstellbar waren – indem er beispielweise den Eurovision Song Contest zuerst mit Guildo Horn und später selbst mit "Wadde hadde dudde da" aufmischte. Er holte Weltstars in seine Show und zeigte sie von einer Seite, die man bis dahin nicht gesehen hatte – unvergessen, wie Raab mit Will Smith für Begeisterungsstürme sorgte. Kurz gesagt: Raab erfand viralen Content, bevor es viralen Content überhaupt gab.
Raab prägte mit seinem Humor, seinen Shows und seinen Aktionen eine ganze TV-Generation. Er sorgte für Diskussionen in den Wohnzimmern zwischen Eltern und deren Teenagern, ob man das, was er da tat, im Fernsehen überhaupt tun dürfe. Er setzte neue Maßstäbe, ohne dabei seine Unverfrorenheit zu verlieren. Das ist der Grund, weshalb bis heute Zuschauer:innen von einst in Erinnerungen schwelgen und seine Clips noch immer auf Youtube anschauen. Raab war größer als seine eigene Show.
"TV Total": Stefan Raab verschwand komplett von der Bildfläche
Genau deshalb war Raabs Abgang ein Meisterwerk. Er verschwand, ohne je wieder aufzutauchen – was die Erinnerungen an seine Genialität bis heute lebendig hält. Nun jedoch kommt "TV Total" zurück. Mit Erwartungen der Fans von einst, die am Ende nur enttäuscht werden können. Die einzige Hoffnung, die man für das Experiment von ProSieben haben kann, ist, dass Raab als Produzent der Kopf hinter der Show ist. Und Raab weiß natürlich noch immer, wie man gutes Fernsehen macht.

Erfolgreich wird das Comeback von "TV Total" dennoch nur werden, wenn sich die Show neu erfindet und ein jüngeres Publikum anspricht, das sich unvoreingenommen an die Sendung heranwagt und sich nicht am Ende Stefan Raab zurückwünscht – was übrigens auch keine gute Idee wäre. Sollte das gelingen, könnten aus Sicht von ProSieben zumindest die Quoten passen.
Die Fans von einst könnten sich vermutlich dennoch nicht für die Neuauflage begeistern. Aber das wäre dann nicht das Problem von Sebastian Pufpaff.
Lesen Sie hier: So lief die erste Comeback-Show von "TV Total".