Es ist ziemlich genau 13 Jahre her, dass Wladimir Putin höchstpersönlich die Olympia-Arena in Moskau inspizierte. Im Mai 2099 fand dort der Eurovision Song Contest (ESC) statt, für den Kremlchef ein Prestigeevent und Chefsache. Jahrelang hatte Russland auf einen Sieg bei dem Wettbewerb hingearbeitet, ein Jahr zuvor war es mit Dima Bilan endlich soweit. Jetzt sollte die Show im eigenen Land als große Bühne genutzt werden. Russland missbrauchte den Wettbewerb in den vergangenen Jahren gerne für die eigene Propaganda. Damit ist zumindest in diesem Jahr Schluss.
Die Europäische Rundfunkion (EBU), Veranstalter des ESC, teilte am Nachmittag mit, dass Russland aus dem diesjährigen Wettbewerb ausgeschlossen werde. "Die Entscheidung spiegelt die Sorge wider, dass im Lichte der beispiellosen Krise in der Ukraine, eine Teilnahme Russlands in diesem Jahr den Wettbewerb in Misskredit bringen würde", schreibt die EBU in ihrer Mitteilung. Die Entscheidung sei nach Rücksprache mit den Mitgliedsstaaten getroffen worden. Wohl im Hinblick auf andere Mitglieder wie Belarus vermeidet die Organisation den Begriff Krieg und legt Wert auf die Feststellung, dass der Wettbewerb unpolitisch sei.
Russland nutzte den ESC für Propaganda
Doch ein Gesangswettbewerb, der in Europa von befreundeten, aber auch von verfeindeten Staaten (wie Armenien und Aserbaidschan) ausgetragen wird, hat natürlich politische Komponenten. 2015, ein Jahr nach der Krim-Annexion, schickte Russland nach einer internen Auswahl eine Friedenshymne zum ESC. Die systemtreue Sängerin Dina Garipowa trällerte in Wien "A Million Voices" und sang vom "Beten für Frieden und Heilung". Eine Propaganda mit Segen Putins. Für viele Ukrainer klang das damals schon wie Hohn. Das wird sich zumindest am 14. Mai in Turin nicht wiederholen.
Die EBU hat Russland allerdings nicht ausgeschlossen, sondern verweigert dem Land vorerst nur für dieses Jahr die Teilnahme. Musik solle die Menschen vereinen, betont die Organisation. "Ein bisschen Frieden" sang Nicole 1982 für Deutschland und wurde damit Erste. Das könnte Europa im Moment gut gebrauchen.