Alle Welt regt sich über die Jugend von heute auf. Keine Manieren, keinen Respekt, keinen Plan vom Leben. Die neue Sendung "Nuhr ab 18" zeigt, dass es auch anders geht. Statt sich über die jungen Menschen aufzuregen, züchtet Dieter Nuhr, einer der erfolgreichsten Kabarettisten Deutschlands, jetzt die neue Comedy-Generation heran. Es sei wichtig, dass junge Leute nachkämen, so Nuhr.
"Keine Pflicht, alles Kür, Unterhaltungskultur und ein bisschen Schwachsinn - das ist Nuhr ab 18" rappt das Duo Onkel Berni zu Beginn der Sendung. Und trifft dabei das Motto der Sendung im Kern: Alles ist erlaubt - Hauptsache jung und frech. Denn die Jungen sind unter sich, wie Urgestein Dieter Nuhr mehr oder weniger korrekt feststellte.
Bühne frei für junge Talente
"Zwei Künstler aus der Schweiz heute, das ist, finde ich, 'ne hohe Ausländerquote", witzelt Nuhr. Der erste Schweizer, Alain Frei, zeigt, was amüsante Unterhaltung bedeutet und das ganz ohne viel Drumherum. Für seinen Auftritt hat er sich Haftbefehl angehört - den Gangsterrapper aus Offenbach. Der 31-Jährige habe versucht zu verstehen, was der "Herr Haftbefehl" mit seinen Texten sagen wolle - leider bewirkte die Interpretation einer Songtextzeile genau das Gegenteil. "Die Wahrheit ist, wir Schweizer sind zu nett für Gangsterrap", sagt Frei. Und nennt als einziges Gangsterrap-Beispiel aus der Schweiz: DJ Bobo.
"Läuft bei mir" war im vergangenen Jahr das Jugendwort des Jahres. Für Hazel Brugger, die zweite Schweizerin im Bunde, blieb die Frage: Warum sollte man "läuft bei mir" in der Jugend sagen? Mit staubtrockenem Humor sagt sie einfach, was sie denkt, und ist dabei noch äußerst unterhaltsam. Denn die Jugend ist für sie der "beschissene unvermeidliche Wartesaal zwischen Flachbrüstigkeit und gesiezt werden". Sie ist nicht gerade die geballte Ladung Lebensfreude, aber genau damit zeigt sie, dass Humor auch ohne gute Laune funktionieren kann. Von wegen beste Zeit des Lebens - Brugger konnte nur in Sachen Eiterpickel sagen: "Läuft bei mir".
Bunter Comedy-Mix
Christin Henkel fügt ihr pianistisches und komödiantisches Talent zu einem eigenwilligen Mix aus Klavier, Kabarett und Chanson zusammen. Eigenwillig, aber absolut authentisch und unterhaltsam. Und plötzlich ist die 29-Jährige eine Frau mit französischem Akzent und singt darüber, wie sie ihren Cellisten kennenlernte. Doch wie wird sie ihn wieder los? Sächsisch ist die Lösung: "Du kannst die schönste Mändy sein und lächeln wie ein Sonnenschein, hast schöne Hupen, schöne Beene, wenn du den Mund aufmachst, bleibste allene."
"Masud wandert gerne", sagt Nuhr. "Das schließe ich daraus, dass auf meinem Moderationszettel steht: Migrant." Mit einem Einhorn im Arm, in einem Ohrensessel sitzend, liest Masud aus seinem Tagebuch eine schräge Geschichte vor. Ein Anruf von Merkel. "Lass gut sein, Merkel. Es war eine einmalige Sache, es war magisch, aber soll bitte nicht wiederholt werden" sagt er zu ihr. Nein, nein, sie bräuchte seine Hilfe. Deutschland werde von Nazi-Roboter-Zombies angegriffen. Nunja, schräger Tag. Ein komischer Typ ist er ja. Aber komisch bedeutet eben nicht immer auch lustig.
Jeder hat mal klein angefangen
In den 30-minütigen Folgen zeigen jeweils vier Künstler ihre Variation von Stand-Up-Comedy. Die sechs Folgen der Sendung laufen ab dem 15. Oktober wöchentlich am Donnerstagabend ab 23.30 Uhr in der ARD. Weil die jungen Comedians noch in den Startlöchern ihrer Karriere stehen, erinnert sich Dieter Nuhr auch an Erlebnisse seiner eigenen Anfangszeit. In kurzen Selfie-Videos erzählen zudem weitere Comedy-Prominente von ihren ersten Erfahrungen.
"Wir haben alles zusammengesammelt, was entweder völlig gaga ist oder nicht ganz dicht in der Birne", hatte Nuhr zu Beginn der Sendung gesagt - und dieses Versprechen hielt er. Die jungen Talente sind ein buntes Potpourri und machen Comedy auf eine andere und erfrischende Weise - fernab von ausgelutschten Witzen. Dem Vergleich mit Comedy-Vater Dieter Nuhr können die jungen Talente noch nicht standhalten. Aber: Jeder hat ja mal klein angefangen.