DSDS - "Top Vier" Annemaries Gespür fürs Austeilen

Von Johannes Gernert
Weil Annemarie Eilfeld in diesen Tagen kollabiert war, brachte Dieter Bohlen zur neuen Ausgabe von "Deutschland sucht den Superstar" sicherheitshalber medizinische Assistenz mit. Das war aber unnötig: Die umstrittene Blondine hatte mit anderen Schwierigkeiten zu kämpfen.

Marco Schreyl, der DSDS-Moderator, hat es natürlich schon gewusst: "Jetzt werden wieder viele schreiben: Ausgerechnet bei ihr ist es schief gegangen." Und hier steht es also: Ausgerechnet bei Annemarie Eilfeld ist es schief gegangen. Bei ihrem zweiten Song fiel das Mikrofon aus. Sie klopfte etwas verunsichert darauf herum, ein Techniker musste kommen. Dann erst konnte es losgehen. Ein unguter Performance-Auftakt für die blonde Kandidatin aus dem sachsen-anhaltinischen Dessau-Roßlau, die Dieter Bohlen in der vergangenen Show noch eine "Bitch" genannt hatte, was im günstigsten Fall mit "Hündin" übersetzt werden kann, im schlimmsten mit "Nutte".

Es war keine ganz einfache Woche für Annemarie. Kreislaufkollaps vor dem Auftritt in ihrer Heimat, Notarzt, Infusionen. "Bild" berichtete ausführlich, was Annemaries Mutter wiederum sehr gefreut haben dürfte. Denn: "Das ist eine Werbung, die ist für einen Menschen in der Öffentlichkeit unbezahlbar." So hat sie die effektive Pressearbeit ihrer Tochter in dem kleinen DSDS-Einspielfilmchen gepriesen, das den Zusammenbruch im Stile einer Vorabendsoap noch einmal kurz zusammenfasste. Annemarie schrie und krampfte, bemerkte aber dennoch aus den Augenwinkeln ihre weinende Mutter und war gerührt. Von diesen präzisen Beobachtungen und Emotionen im Moment des Kollapses erzählte sie dann hinterher.

"Pass mal 'n bisschen auf"

Sie stand wenig später auch schon wieder auf der Bühne, vor 1000, 2000 oder 5500 Zuschauern. Da würden die Angaben variieren, je nachdem ob man Polizei, Bürgermeister, oder Annemarie selbst frage, schrieb der "Tagesspiegel". Sie trägt gern etwas dicker auf, deshalb bekommt sie auch so viel von dieser unbezahlbaren Werbung, die ihrer Mutter so gut gefällt.

Nebenjurorin Nina Eichinger musste sich genau darüber ein bisschen aufregen: "Dass man immer von dir die Negativ- und die Drama- und die Zicken-Schlagzeilen kriegt, das ist irgendwie wirklich richtig anstrengend." Weil: Es sei dann schwieriger, sie zu loben. Auch ein interessantes Argument. Wer zu viel "Bild"-Berichte bekommt, hat einen geringeren Jury-Lob-Anspruch. Deshalb: "Pass mal'n bisschen mehr auf, was du sagst, und wie du austeilst."

Feuersbrunst mit Flugzeugen

Annemarie hatte vorher gewohnt selbstbewusst angekündigt: "Ich kämpfe bis zum Schluss." Das Thema der Top-Vier-Show war zunächst "Großes Kino", später dann "Große Balladen". Für den ersten Teil wählte die Roßlauerin den Filmtitel "Pearl Harbor" aus, Schreyl kündigte sie immer wieder als Kämpferin an und sie stand dann singend vor einer Feuersbrunst mit Flugzeugen. Jury-Mitglied Volker Neumüller riet anschließend allerdings: "Nicht jede Schlacht, die man schlagen kann, muss man auch schlagen, um einen Krieg zu gewinnen." Und irgendwie schienen diesmal alle um verbale Abrüstung und Mäßigung bemüht.

Bohlen brachte zwar zu Beginn noch seine "Krankenschwester Stefanie" mit, die im Publikum Platz nahm, auf dem Kopf ein weißes Häubchen mit rotem Kreuz. Man habe ja von den gesundheitlichen Problemen mancher Kandidaten gehört, Annemarie beispielsweise. Eine kleine Spitze zum Start. Später widmete aber auch er sich vor allem einer Auswertung der bisherigen Pressearbeit und forderte von Annemaries aufmerksamkeitsinteressierten Eltern ein paar Flaschen Schampus. Schließlich habe er ihre Tochter mit seinen Steilvorlagen ja jedes Mal noch größer rausgebracht.

Bohlen verweigert PR-Hilfe

Diesmal stellte der DSDS-Chef seine Strategie um und verzichtete auf weitere PR-Maßnahmen für die Familie Eilfeld. Zu den Auftritten der Tochter sagte er so wenig wie möglich: "Fand ich absolut okay. Hast gut gesungen." Und beim zweiten Mal, als sie nach dem Mikrofonausfall Kelly Clarkson mit "Because of you" imitierte: "Die Nummer ist wirklich superschwer zu singen, dafür hast du's gut hingekriegt." Am Ende empfahl er auch nicht ihre Abwahl, sondern die von Sarah Kreuz.

Das war ein wenig seltsam: Vorher hatte er Kreuz noch attestiert, sie singe das Stück aus "Bodyguard" live besser als Whitney Houston selbst. Und auch beim zweiten Vorsingen lobt er sie so nachhaltig, dass ihr sekundenlang der Mund offen stehen blieb. Dominik Büchele hatte Bohlen dagegen mit seinem "König der Löwen" von Elton John noch als "Prinz der Hamster" abgekanzelt. Büchele schlugen die beiden anderen Jury-Mitglieder für die Abwahl vor. Er musste dann auch gehen.

Annemarie darf weiterhin bleiben. Sie wird ja seit ihren erotischen Aufnahmen in "Bild" von dem Boulevardblatt unterstützt, das zum Anrufen aufruft und permanent programmbegleitend berichtet. Vor der Sendung hatte "Bild" informiert, dass nicht nur Bohlen, sondern Annemarie selbst sich schon einmal eine "Bitch" genannt habe, im gleichnamigen Song ihrer ehemaligen Band LaMie, für die sie folgende Zeile sang: "Ich bin eine Schlampe, aber ich bin nicht verzweifelt." Verzweifeln dürfte langsam Dieter Bohlen. Er wird diese Frau einfach nicht los. Auch weitgehende Nichtbeachtung hat als Anti-Annemarie-Strategie nicht funktioniert.

Immerhin, Bohlen konnte sich in der Show ein wenig an die guten alten Zeiten erinnern. Zu Gast war Mark Medlock, der Gewinner von 2007, mit seinem neuen Song "Mamacita". Frauen in kurzen Röckchen und heißen Pants tanzten um ihn herum. Bohlen sah seinem Lieblingsgewinner zu und grinste zufrieden. Das war vor zwei Jahren alles noch ein bisschen einfacher. Da wollte Bohlen Medlock. Und Medlock gewann dann auch. In der Bohlen-Bewertung stand Daniel Schuhmacher in dieser Show mit Joe Cockers "You are so beautiful" ganz weit oben: "ein supersupersupersuper Auftritt", gerade "als von wegen emotionalste Blablabla". Er meinte das positiv. Trotzdem scheint derzeit recht offen, wer sich bei DSDS 2009 am Ende durchsetzen wird. Es könnte wieder Bohlen sein - oder "Bild".

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