Der größte Fehler des Frank Elstner war es, "Wetten, dass..?" zu erfinden. Weil er so auf ewig der Mann bleiben wird, der "Wetten, dass..?" erfunden hat. Was jede andere Tat verblassen lässt. Wenn Helmut Kohl im Fernsehen ist, blenden sie ein: "Kanzler der Einheit". Bei Beckenbauer: "Kaiser". Bei Elstner: "Hat Europas erfolgreichste Show erfunden."
Dabei ist der Mann, der "Wetten, dass..?" erfunden hat, auch der Mann, der sich den Jahresrückblick "Menschen" ausdachte und die Nobelpreisträger-Reihe "Die stillen Stars" und gemeinsam mit dem Deutschen Sportbund ein Spiel-und-Spaß-Buch herausgab, um Deutschland auf Trab zu bringen. Elstner verstand es stets, Events zu kreieren: ein früher Raab - oberhalb der Gürtellinie, versteht sich. Hugo Egon Balder entdeckte er, bei Radio Luxemburg führte er den Verkehrsfunk ein, er moderierte die "Montagsmaler" und kommentierte das "Spiel ohne Grenzen". 2002 holte er "Verstehen Sie Spaß" aus dem Quotentief, in das Cherno Jobatey die Show geritten hatte. Und blieb in der öffentlichen Wahrnehmung doch nur der Mann, der "Wetten, dass..?" erfunden hat.
Der zweitgrößte Fehler des Frank Elstner war "Nase vorn". Die Show lief von 1988 bis 1990, Elstner präsentierte Menschen, die etwas Besonderes konnten oder erfunden hatten, das Publikum im Saal stimmte durch das Einschalten von Taschenlampen über sie ab, die Zuschauer zuhause rubbelten auf Pappkärtchen Zahlen frei, am Ende der Sendung veranstalteten Prominente ein Sulkyrennen. Puuuh. Die Sendung fiel durch, bei der Kritik wie beim Publikum, Elstner lag am Boden - und das nur, weil alle eine Show erwartet hatten, die "Wetten, dass..?" um ein vielfaches übertreffen würde. Womit wir wieder bei Fehler Nummer eins wären.
Fünf Kinder von vier Frauen
Das größte Missverständnis ist es ja, Frank Elstner für einen Biedermann zu halten. Fünf Kinder von vier Frauen, die jüngsten sind neun und 14 (die Kinder, nicht die Frauen!), da kann man nur sagen: Respekt. Die erste Liebelei vollzog sich auf dem katholischen Internat im badischen Rastatt, wo Elstner und seine Mitschüler von Priestern zu Priestern erzogen werden sollten: 1957 war das und Elisabeth die Nichte eines Lehrers. Fortan trafen sie sich, zwinker-zwinker, regelmäßig zum gemeinsamen Blockfötenspiel. Die Affäre flog auf und Elstner durchs Abitur; statt zu wiederholen, machte er den Abgang. Elstner, der Rock'n'Roller!
Das zweitgrößte Missverständnis ist es, Elstners Moderationen als langweilig abzutun. Als Roberto Blanco bei den "Montagsmalern" total überdreht war, sagte Elstner: "Ganz ruhig bleiben, sonst musst du wieder in den Busch!" Hohooo! Unvergessen auch dieser magische Moment bei "Wetten, dass..?", da hatte er den österreichischen Kanzler zu Gast, und Demonstranten stürmten die Bühne, sie wollten ihre Stimme erheben gegen die Verbauung der Donau-Auen durch ein Kraftwerk. Die Ordner machten sich daran, die Störer zu entfernen, doch Elstner sprang denen bei und sagte ruhig: "In meiner Sendung wird keiner rausgeschmissen", fragte die ungeladenen Gäste nach ihrem Anliegen und sagte, nach der Sendung werde der Kanzler ihnen Gehör schenken. Elstner, der Revoluzzer!
Und so gratulieren wir ihm heute zu seinem 65. Geburtstag, den er in Ravensburg verbringt bei den Proben zu "Verstehen Sie Spaß". Ihm, dem Mick Jagger, ach was: Che Guevara!, des deutschen Fernsehens. Und werden mit scharfen Chemikalien sofort das böse, böse Etikett entfernen, das ihn so kleinlich reduziert auf den Mann, der "Wetten, dass..?" erfunden hat.