Das Rathaus in Stuhr ist Schauplatz eines Stücks Fernsehgeschichte. Zwei Herren im Frack, einer am Klavier, einer am Mikrofon, verdutzten vor 29 Jahren mit ihrer Vorführung das anwesende Publikum. Die Zuschauer hatten sich auf ein Klassikkonzert gefreut. Im Vorprogramm bekamen sie nun Experimentalmusik zu hören. Pjotr Stianek und Miroslav Lemm, so die Namen der beiden angeblichen Künstler aus Polen, brachten seltsame Klänge zu Gehör. "Der Wolf, das Lamm, auf der grünen Wiese." Und dann - legendär: "Hurz!"
Hinter den Bärten und den Brillen verbargen sich Hape Kerkeling und Achim Hegemann. Für ihre Radio-Bremen-Sendung "Total normal" hatten sie sich diesen Sketch überlegt. Als die Sendung am 4. Juli 1991 ausgestrahlt wurde, sorgten vor allem die Reaktionen der Zuschauer für Lacher. Denn die waren völlig ahnungslos. Einige glaubten wirklich, Teil eines intellektuellen Ereignisses zu sein.
"Kommen noch mehr Tiere drin vor als der Habicht?", war eine der anschließenden Fragen aus dem Publikum. Eine Zuschauerin konstatierte: "Auf mich wirkt's irgendwie komisch." Sogar als Kerkeling und Hegemann die Situation mit der "Total normal"-Titelmelodie "Das ganze Leben ist ein Quiz" auflösten, begriffen viele immer noch nicht, was gerade geschah.
Immer derselbe Satz - egal was passiert
Dass die Sache funktionierte, war nicht nur den ernsten Mienen der beiden Hauptdarsteller zu verdanken, sondern auch der minutiösen Vorbereitung. "Wir haben das ordentlich durchdacht", erklärte Radio-Bremen-Redakteurin Birgitt Reckmeyer Jahre später. Sie habe Hegemann als Pianist eingebläut, immer denselben Satz zu sagen, egal welche Frage aus dem Publikum komme: "Maybe we could repeat the first phrase."
Der Sketch, der anschließend in der Show "Total normal" gezeigt wurde, ist inzwischen eine Legende. Das Wort "Hurz!" hat seinen eigenen Wikipedia-Eintrag und Kerkeling und Hegemann wurden für ihre Sendung mit Preisen überhäuft. Aufgeführt haben sie "Hurz" trotzdem nie wieder. "Ich kann 'Hurz!' ja nicht ewig singen", hatte Kerkeling damals gesagt. Vielleicht zum Glück. Sonst hätte es Horst Schlämmer, Uschi Blum oder Evje van Dampen vielleicht nie gegeben.