"Neo Magazin Royale" Jan Böhmermanns geniale Antwort auf den Erdogan-Eklat

Wie würde Jan Böhmermann in der ersten Sendung nach dem Eklat mit dem Thema Erdogan umgehen? Der Satiriker fand einen ganz eigenen Weg: Er produzierte die irrsten zwölf Minuten des Fernsehjahres.

Ist das Satire oder kann das weg? Diese Frage beantwortete das ZDF in Bezug auf Jan Böhmermanns Schmähgedicht auf den türkischen Präsidenten Erdogan eindeutig: Der Beitrag wurde am vergangenen Freitag aus der Mediathek entfernt. Inzwischen ermittelt auch die Staatsanwaltschaft gegen den Moderator des "Neo Magazin Royale", in der Türkei gab es bereits mehrfach Proteste gegen das ZDF-Auslandsstudio.

Böhmermann reagierte auf die anhaltende Kritik auf eine Art, mit der wohl keiner gerechnet hatte: Er drehte seine Sendung komplett weg von politischer Satire. Plauderte über Harmlosigkeiten wie Kleidung, veralberte Til Schweigers Online-Shop und stellte sinnfrei ein paar Produkte vor.

Dann kam Studiogast Anne Will, und die Sendung kippte. Die Frage, die sich nun stellte war: Ist das Kunst oder kann das weg? Um es gleich vorweg zu nehmen: Was nun folgte, sind die durchgeknalltesten, irrsten und amüsantesten zwölf Minuten des Fernsehjahres. Böhmermann unternahm eine spektakuläre Reise durch die Kanäle der Medienwelt - und verirrte sich darin. 

Jan Böhmermann fliegt durch Film und Fernsehen

Die Szenen sind gespickt mit Verweisen auf sogenannte "Mind-Fuck-Movies" wie "Being John Malkovich", "Vergiss mein nicht!" oder "Inception", er nimmt aber auch Bezug auf berühmte Filme wie "Face/Off" und "Vertigo". Die Reise beginnt in Anne Wills Talkshow, doch plötzlich sitzt Böhmermann bei "Markus Lanz". Anschließend eine selbstreferenzielle Brechung der dritten Wand: Die Kamera zeigt, wie der Moderator in einer Kneipe hockt und sich selbst im Fernsehen sieht.

Der Trip beschleunigt sich: Böhmermann taucht in einer Malzbierwerbung auf, spielt mit William Cohn in einer Telenovela, plötzlich sitzt er zusammen mit Anne Will und Oliver Petszokat beim "Perfekten Dinner" und fleht: "Anne, du musst mir helfen. Ich bin in einer Art Einspieler-Schleife gefangen." Dann befindet er sich wieder in den Kulissen seiner eigenen Show, wo Böhmermann mit Will das Gespräch noch einmal führt - und feststellt: "Es wiederholt sich alles, es ist immer das Gleiche."

Gefangen in der Zeitschleife

Doch die Situation kippt erneut: Anne Will reißt sich die Gummimaske vom Gesicht, darunter verbirgt sich Simon Gosejohann und ruft: "Herzlich Willkommen bei 'Prank, die Comedyfalle'"! Und weiter geht Böhmermanns Reise durch die Kanäle der Fernsehwelt, bis er ganz am Ende sein Studio betritt und die Zuschauer zur Sendung begrüßt. Geht jetzt alles wieder von vorne los? Nein. Der Moderator entlässt das Publikum: "Die Show ist jetzt zu Ende, die Wirklichkeit geht wieder los."

Klingt irre? Das war es auch. Vor allem aber ließ dieser zwölfminütige Ausflug für kurze Zeit Merkel, Erdogan und alles andere vergessen. Es war eine wohltuende Flucht vor der Realität. Für den Zuschauer - und ganz gewiss für Jan Böhmermann. Die sieht für den Moderator derzeit nicht ganz so erfreulich aus - er sagte seine Teilnahme an der heute Abend stattfindenden Grimme-Preis-Verleihung ab.

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