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"Männerwelten" Die 15 Minuten von Joko und Klaas waren krass – doch sie beschreiben nur die Spitze des Eisbergs

Model Stefanie Giesinger
Model Stefanie Giesinger war eine der Protagonistinnen, die von ihren Erfahrungen mit sexueller Belästigung berichteten
© Screenshot Joko und Klaas Facebook
Die 15 Minuten, die Joko und Klaas ganz den Geschichten diverser Frauen überlassen haben, schockierten und berührten viele Zuschauer. Die meisten Frauen kennen ähnliche Situationen wie jene, die beschrieben wurden. Alltagssituationen, die manchmal Angst machen können.

Joko und Klaas hatten 15 Minuten Sendezeit zur freien Verfügung. Und sie haben daraus am Mittwochabend das Beste gemacht, was sie hätten machen können: Sie sind weg geblieben und überließen einer Gruppe Frauen die Bühne. Die Autorin Sophie Passmann führte durch die Viertelstunde, stellte die Ausstellung "Männerwelten" vor. Mit dabei außerdem: Palina Rojinski, die Moderatorinnen Visa Vie und Jeannine Michaelsen, Model Stefanie Giesinger und die Schauspielerinnen Collien Ulmen-Fernandes und Katrin Bauerfeind.

Joko und Klaas zeigen in "Männerwelten", womit Frauen zu kämpfen haben

Die Frauen zeigten auf, was Frauen im Netz für Hass entgegen schlägt, mit welchem Sexismus sie und andere im Alltag zu kämpfen haben und demonstrierten am Ende anschaulich, dass Vergewaltigung nichts, aber auch rein gar nichts, mit dem Outfit der vergewaltigten Frau zu tun hat.

Die Begebenheiten, die während der 15 Minuten beschrieben wurden, kennen vermutlich fast alle Frauen so oder in ähnlicher Art und Weise.

Viele Alltagssituationen werden für Frauen schnell zu beängstigenden Momenten. Fantastisches Fernsehen, wie es am Mittwochabend gelaufen ist, hilft, das zu verstehen. Und trotzdem kann man nicht oft genug erklären, wann ein Moment nicht mehr harmlos, sondern gefährlich wirkt. Wir haben im Freundeskreis nachgefragt und gesammelt.

Auf der Straße

Jede Frau kennt es wohl: Der Nachhauseweg wird zum Spießrutenlauf. Besonders in der Dämmerung oder nachts fühlt man sich schnell bedroht, in Gefahr, selbst dann, wenn man den Weg jeden Tag und schon tausendmal gegangen ist. Es reicht, wenn ein Mann oder eine Gruppe Männer hinter einem läuft. Das mag der liebste Mensch der Welt sein, in dem Moment weiß man das schlichtweg nicht. Und so werden die Schritte schneller und schneller, der Blick über die Schulter gehört genauso dazu wie die Schlüssel, die die geballte Faust zu einer möglichen Waffe machen. Oder aber das Handy, das als Requisit am Ohr ein wenig beruhigt. Selbst dann, wenn niemand am anderen Ende der Leitung mit einem spricht.

Es gibt übrigens einen sehr simplen Schritt, den auch Männer gehen können, um diese Furcht ein wenig zu lindern: einfach die Straßenseite wechseln.

Gruppenbildung

Es gibt jedoch auch viele Situationen, in denen sich Frauen entschließen, besser die Straßenseite zu wechseln. Vor allem dann, wenn man damit verhindert, an einer Gruppe Männer vorbeilaufen zu müssen.  

Die tückische Haustür

Doch der Weg nach Hause allein ist nicht die einzige angsteinflößende Situation. Ist man erstmal an der eigenen Haustür angekommen, wird es nicht zwangsläufig besser. Denn um die Tür aufzuschließen, muss man der Straße den Rücken kehren. Ein kurzer Moment, in dem man sich als Frau oft ausgeliefert fühlt. Besonders dann, wenn das Schloss hakt.

Selbst wenn man sich dazu entschließt, ein Taxi nach Hause zu nehmen, ist der Weg vom Auto zur Haustür ein weiterer möglicher Unsicherheitsmoment. Ein Tipp an alle Frauen: Die meisten Taxifahrer verstehen das und warten gerne, bis man sicher angekommen ist.

Sport im Freien

Es ist wohl die einfachste Art überhaupt, Sport zu betreiben: Workout-Klamotten anziehen, Laufschuhe zubinden, raus aus der Wohnung und eine Runde Joggen. Doch leider ist es nicht immer so simpel. Beim Nachfragen im Freundeskreis wurde klar: Besonders beim Anblick laufender Frauen scheinen manche Männer sich genötigt zu fühlen, ihnen hinterher zu pfeifen, zu hupen oder ihnen anzügliche Sprüche an den Kopf zu werfen. Musik zu hören ist zwar eine schöne Ablenkung, doch die Knöpfe im Ohr führen zu Sorglosigkeit.

Die TV-Moderatoren Klaas Heufer-Umlauf (l.) und Joko Winterscheidt

Im Winter kann man das Joggen dagegen komplett von der To-Do-Liste streichen: Wochentags, morgens und abends, im Dunkeln, ist die Angst schlicht zu groß. 

Bahnfahren

Nicht nur der Aufenthalt im Freien führt oft zu Angst. Auch Bahnfahrten bieten oft ein Risiko, dessen sich mancher vielleicht gar nicht bewusst ist. Gleich mehrere Freundinnen erzählten von Situationen im öffentlichen Nahverkehr, die sie nervös werden ließen.

Alleine mit einem fremden Mann im Abteil zu sein, zum Beispiel. Oder auf einem Sitzplatz in der ansonsten leeren U-Bahn zu sitzen und ein Fahrgast entschließt sich trotz der leeren Bahn, direkt gegenüber oder auf dem Sitz daneben Platz zu nehmen. Und natürlich: Jeder darf sich hinsetzen, wo er oder sie es möchte. Und doch soll es hier darum gehen, die Angst ein wenig sichtbarer zu machen.

Das Gleiche gilt natürlich für Busse und Züge.

Konzerte und Enge

Fühlt man sich alleine in der U-Bahn oder auf der Straße oft unsicher, so sind Konzerte oder Menschenmassen ein weiterer Risikofaktor, wie die Gespräche im Freundeskreis gezeigt haben.

Denn das Gedränge vor der Bühne bei einem Konzert wird leider viel zu oft genutzt, um zu grapschen. Jede Frau kennt es: Man tanzt fröhlich zur Musik, macht sich über wenig Gedanken und auf einmal, völlig aus dem Nichts, spürt man eine Hand auf dem eigenen Hintern. Die Hand bleibt da nur ein paar Sekunden, manchmal kneift sie ein bisschen in die Pobacken. Doch es geht alles so schnell und die Menge ist so groß, dass man als Frau wenig ausrichten kann, außer erschrocken nach hinten zu blicken. Hierbei geht es übrigens nicht im Entferntesten um harmlose Flirtversuche. Grapschen ist ein Mittel der Machtausübung – nichts anderes. 

Gefahr im eigenen Zuhause

Unangenehm wird es auch im eigenen Zuhause, besonders dann, wenn man als Frau allein wohnt. So wird ein völlig harmloser Termin mit einem Handwerker oftmals zur reinsten Stresssituation. Es ist ermüdend, sich darüber Gedanken machen zu müssen, Freunde oder Familie zu fragen, ob sie einem in einer solchen Situation Gesellschaft leisten können. Nicht jeder möchte nach Hilfe fragen. Und doch ist es manchmal leider nötig.

Beim Nachfragen im weiblichen Freundeskreis wurde deutlich, dass jede Frau regelmäßig mit Ängsten konfrontiert wird. Das, was Joko und Klaas in den 15 Minuten gezeigt haben, ist nur die Spitze des Eisbergs.

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