Neue Doku bei Netflix Nackte Brüste, Fake-Sperma und das Urheberrecht: Pornhub-Doku zeigt die dunkle Seite der Sexfilme

  • von Gerrit-Freya Klebe
Gwen Adora in "Money Shot"
Darstellerin Gwen Adora berichtet in "Money Shot" von ihrem Geschäftsmodell. Doch es geht auch um ernstere Themen.
© Netflix 2023
In der Netflix-Doku "Money Shot: The Pornhub Story" wird die Porno-Plattform kritisch hinterfragt. Es geht nicht nur um Sexfilme, sondern auch um sexuellen Missbrauch, Rachepornos und kriminelle Machenschaften. 

Gwen Adora hat wilde rote Locken und ein breites Lächeln. Doch wer ihre Videos anschaut, findet das wahrscheinlich nebensächlich: Denn dort ist sie nackt, hält ihre großen Brüste in die Kamera und beginnt danach, sich selbst zu befriedigen.

Dafür hat sie mindestens fünfzehn verschiedene Dildos, aus denen sie sich je nach Stimmung einen aussucht. Einen lilafarbenen, einen mit Noppen, einen extra langen. In der Kategorie "BBW" (Big Beautiful Women) verdient Adora gutes Geld. So viel, dass das ihr Hauptjob ist.

Wer die neue Netflix-Doku "Money Shot: The Pornhub Story" schauen möchte, sollte seine minderjährigen Kinder aus dem Zimmer schicken. Denn in den anderthalb Stunden gibt es große und kleine Brüste zu sehen, nackte Hintern und viel Sperma.

Pornhub-Doku auf Netflix: Die dunkle Seite der Sexfilme

Die Geschichte von Pornhub könnte eine Erfolgsgeschichte sein, doch nicht alles ist bei der Porno-Seite "geil". Zu Wort kommen in der Doku ehemalige Mitarbeitende von Pornhub, Darstellerinnen und Darsteller, aber auch der Journalist Nicholas Kristof sowie Anwälte von Geschädigten.

Denn in der Vergangenheit stand Pornhub in den USA vor Gericht wegen der Verbreitung von Kinderpornografie. Die zentrale Frage muss deshalb sein, wie Pornhub mit sexueller Ausbeutung, Vergewaltigungen und Kriminellen umgeht und umgegangen ist. Und ob der Umgang damit aus Profitgründen zu lasch war.

"New York Times"-Journalist Kristof berichtet dabei aus seiner Recherche, die Ende 2020 veröffentlicht wurde. Er erzählt von einer 14-Jährigen, die in der achten Klasse einem etwas älteren Jungen ein Nacktvideo von sich schickte. Doch das reichte ihm nicht, er wollte immer mehr Videos.

"Dann fingen andere an, sie anzugrinsen. Denn ihre Aufnahmen waren auf Pornhub zu sehen. Eine davon wurde über 400.000 Mal abgerufen", sagt Kristof. Die Schülerin bat Pornhub, die Videos zu entfernen.

Doch einige Aufnahmen blieben auf der Seite, andere hingegen wurden gelöscht. "Doch wenn eines gelöscht wurde, wurde es wieder neu hochgeladen von jemand anderem. Pornhub verdient Geld damit, platzierte dort Anzeigen."

Die Doku zeigt so eindrücklich die Schattenseiten des Porno-Imperiums. Rachepornos und Vergewaltigungs-Videos brachten der Seite viel Geld ein, doch schadeten sie auch Pornhubs Ruf. So beendeten etwa Paypal, Visa und Mastercard die Zusammenarbeit bereits vor einigen Jahren, im vergangenen Jahr sperrte auch Instagram Pornhubs Account.

Darstellerin Gwen Adora sagt am Schluss: "Viele von denen, die den Untergang von Pornhub wollten, verstanden die Bedeutung nicht. Sie wollten nur die Website löschen und dachten: Häkchen dran, geschafft, wir sind es los. Ich finde auch, dass Pornhub nicht genug getan hat, um den Opfern zu helfen. Aber illegalen Content gibt es überall. So gesehen müssten alle Websites gelöscht werden und trotzdem würden sich solche Videos irgendwie verbreiten."

Pornhub hat es geschafft, dass Pornos aus der Schmuddelecke in den Mainstream gekommen sind. Den Schattenseiten der Branche konnten auch sie bisher nicht viel entgegensetzen. Wie Facebook und andere soziale Medien haben auch sie eine Verantwortung, an der sie gemessen werden, und der sie gerecht werden müssen.

Diesen Konflikt zeigt die Doku sehr anschaulich, die verschiedenen Protagonisten lassen die vielschichtigen Probleme lebendig werden und machen es zu einem sehenswerten Format. 

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