ARD-Krimi Von wegen Gleichberechtigung – so ungerecht geht es beim "Tatort" zu

"Tatort"
Es dauerte bis ins Jahr 1978, ehe mit Nicole Heesters als Kommissarin Marianne Buchmüller erstmals eine Frau im "Tatort" ermitteln durfte.
© Klar/ / Picture Alliance
Auf den ersten Blick scheint es beim "Tatort" ziemlich ausgewogen zuzugehen: Mehr als 40 Prozent der Ermittler sind Frauen. Wie weit die Krimireihe von echter Gleichberechtigung entfernt ist, verrät dagegen ein Blick hinter die Kulissen.

Der 29. Januar 1978 war ein historischer Moment im deutschen Fernsehen: An dem Tag durfte erstmals eine Frau als "Tatort"-Kommissarin ermitteln. Bis dahin durften ausschließliche Männer auf Verbrecherjagd gehen. Es blieb Nicole Heesters vorbehalten, diese Bastion zu sprengen und die Krimireihe für das weibliche Geschlecht zu öffnen. Auch wenn sie selbst nicht lange etwas davon hatte: Nach drei Folgen war schon wieder Schluss für Oberkommissarin Marianne Buchmüller.

Doch die Entwicklung konnte nicht mehr gestoppt werden: Von 1981 bis 1988 ermittelte Karin Anselm als Hanne Wiegand, zudem erhielten viele Kommissare weibliche Verstärkung. Heute ist es ganz selbstverständlich, dass Frauen im "Tatort" ermitteln. Es gibt einige wenige Männer-Gruppen, in der Mehrzahl aber gemischte Teams und auch reine Frauen-Einheiten, etwa in Göttingen, Ludwigshafen, Dresden und Zürich. Die Frauenquote beträgt in der Krimireihe heute ordentliche 43 Prozent, auf 24 Kommissare kommen 18 Kommissarinnen.

Wie steht es beim "Tatort" um die Gleichberechtigung?

Doch wie sieht es bei den übrigen Positionen aus? Die Programmzeitschrift "TV Spielfilm" hat anlässlich des Weltfrauentages am 8. März einen Blick auf die wichtigsten Funktionen bei der Entstehung eines Films geworfen: Regie, Drehbuch und Kamera. Eine Auswertung von 1150 "Tatort"-Folgen (Stichtag: 26. Dezember 2020) ergab ein ernüchterndes Resultat: Bei 1012 Fällen führten Männer Regie, lediglich 138 Filme wurden von Frauen gedreht, wie die Zeitschrift in ihrer neuen Ausgabe schreibt. Das entspricht einer Männerquote von 88 Prozent.

Wenig besser sieht es bei den Autoren aus: 973 "Tatorte" wurden von Männern geschrieben, 119 Mal stammt das Drehbuch von einer Frau. In 58 Fällen haben Frauen und Männer gemeinsam gearbeitet.

Ein Großteil der durchaus unerfreulichen Datenlage ergibt sich allerdings aus der männerdominierten Vergangenheit. Die Gegenwart sieht dagegen etwas rosiger aus. Wie die "TV Spielfilm" berichtet, hat sich in den vergangenen fünf Jahren zumindest im Bereich Regie einiges getan: Eine Selbstverpflichtung habe 2020 dazu geführt, dass 15 der 37 Folgen von Frauen inszeniert wurden.

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Zumindest in diesem Bereich ist der "Tatort" also auf einem guten Weg. Was Drehbuch und Kamera angeht ist aber noch viel zu tun.

Verwendete Quelle: "TV Spielfilm"

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