ZDF-Show "Wetten, dass ..?" Thomas Gottschalk ist reif für den Weinberg

  • von Katharina Miklis
Wer braucht schon den Bundespräsidenten, wenn man die Königin haben kann? Für die "Wetten dass ..?"-Ausgabe aus Hannover holte sich Thomas Gottschalk Lena Meyer-Landrut aufs Sofa. Genützt hat's wenig.

Als "Königin des Grand Prix" hatte Thomas Gottschalk sie angekündigt. Und als die Frau, die "das Licht Hannovers in die Welt hinausgetragen hat". Der selbstgefällige Auftritt Lena Meyer-Landruts bei der 191. Ausgabe von "Wetten, dass ..?" aus Hannover erinnerte jedoch eher an eine müde Energiesparlampe als an ein strahlendes Licht - und machte Gottschalk zum gescheiterten Hofnarren.

"Das ist hier wie bei Raab. Es dauert ewig, aber die Leute gucken zu", witzelte Gottschalk später, als ihm bei einer Geldzähl-Wette die Kontrolle entglitt. Er sollte sich da jedoch nicht zu sicher sein. Dass Thomas Gottschalk am Samstagabend zumindest bei der jungen Zielgruppe nicht mit Dieter Bohlens "Supertalent" mithalten kann, daran dürfte mittlerweile nicht mehr zu rütteln sein. Die Show auf RTL hat sich an den vergangenen Wochenenden derart von der Konkurrenz abgehoben, dass sich Gottschalk beim fünften Fernduell eigentlich ganz entspannt auf den Rest hätte konzentrieren können: Eben nicht auf die Teeniefraktion, die sich gern von furzenden Dompteuren oder skurrilen Peniskünstlern unterhalten lässt. Sondern auf das treue ZDF-Publikum, das anspruchsvolle Unterhaltung schätzt.

Aber nein: Für seine Wett-Ausgabe aus Hannover senkte Gottschalk das Durchschnittsalter auf seinem Show-Sofa so tief wie noch nie: 36,8 Jahre alt war die "Wetten, dass ..?"-Couch am Samstag im Schnitt. Der Gastgeber selbst war der Älteste auf dem Sofa. Genützt hat es wenig für die junge Zielgruppe: 4,44 Millionen junge Zuschauer schauten Bohlen zu - bei Gottschalk waren es 2,87 Millionen. Immerhin siegte dieser mit 8,4 Millionen Zuschauern beim Gesamtpublikum (Bohlen: 7,74).

Einer, der das Durchschnittsalter zumindest etwas angehoben hätte und auch den älteren Zuschauern ein Begriff gewesen wäre, war gar nicht erst gekommen: Christian Wulff. Und das, obwohl Gottschalk den Ex-Ministerpräsidenten aus Niedersachsen in der letzten Sendung aus München explizit eingeladen hatte. Kleine Spitze gegen den Bundespräsidenten: Für ihn durfte mit Christian Wulff ein Namensvetter aus Hannover in der ersten Reihe Platz nehmen. Was sich im Verlauf der Sendung jedoch nicht als Geschenk entpuppen sollte.

"Ab zum Jauch"

Immerhin hatte Wulff die beste Sicht auf Show-Assistentin Michelle Hunziker im kleinen Schwarzen, das so knapp war, dass es besser in Berlusconis italienisches Fernsehprogramm gepasst hätte. Nachdem Chef Gottschalk ihr während der letzten zwei Ausgaben gedroht hatte, sich mit Cindy aus Marzahn eine neue Assistentin zuzulegen, hatte sich Hunziker diesmal Atze Schröder als Verstärkung mitgebracht. Und der forderte gleich zu Beginn der Sendung, was im Laufe des Abends wohl auch einige Zuschauer vor dem Fernseher gedacht haben dürften: "Jetzt sag' noch ein paar Abschiedsworte und dann ab zum Jauch auf den Weinberg!".

Doch diesen Gefallen tut Gottschalk seinen Kritikern nicht. Im Gegenteil: Er zeigte sich gar einsichtig und hatte etwas am Konzept geschraubt, um frischen Wind in die Show zu bringen: Anstatt das Sofa über lange Zeit verwaist zu lassen, holte sich der Gastgeber gleich zu Beginn der Sendung den Großteil der Gäste gleichzeitig auf die Couch: Schröder, Vitali Klitschko und Gattin Natalia und eben Lena Meyer-Landrut und Schauspieler Matthias Schweighöfer nahmen gemeinsam Platz. Zwar wirkte das blondgelockte Moderatorenpaar etwas überfordert mit der neuen Situation, trotzdem sollte es die Konstellation auch in Zukunft beibehalten, damit mal etwas Bewegung in die verschnarchte Sofarunde kommt.

Für Lena ist alles nur "awesome"

Auch Lena dürfte diese große Runde entgegen gekommen sein. Die 19-Jährige wollte auf kaum eine Frage Gottschalks in einem ganzen Satz antworten und fand eigentlich alles nur "awesome". Doch der Gastgeber konnte ja noch mit anderen plaudern - auch wenn die ebenfalls nicht übermäßig viel hergaben. Schweighöfer durfte seinen Animationsfilm "Sammys Abenteuer" vorstellen, in dem er und Lena zwei Schildkröten ihre Stimme leihen, die Klitschkos gaben nach einer verlorenen Wette ein ukrainisches Volkslied zum Besten. Fast sentimental wurde der Moderator bei ihrem Auftritt. Jedoch nicht wegen des Gesangs: "Bei deinem letzten Kampf hattest du 14 Millionen Zuschauer", sagte er wehmütig zum Boxchampion, "ich erinnere mich noch gut an dieses Gefühl."

Wenigstens zeitweise unterhaltsam waren die Wetten. Zumindest Kandidat Andreas Malzan sorgte für Lacher, als er mit seiner Zunge verschiedene Kakteen-Sorten, wie zum Beispiel den Brustwarzen-Kaktus, erriet. Ein Fest für Zotenkönig Gottschalk. Wettkönig wurde am Ende ein Rentner, der in zwei Minuten fast 1000 Kerzen ausblies.

Mittlerweile hatten Smudo und Thomas D. von den Fantastischen Vier auf dem Sofa Platz genommen und schwäbelten ein wenig aus 20 Jahren Hip-Hop-Karriere. Auch Oscar-Gewinner Denzel Washington schaute noch kurz vorbei und durfte einen Ausschnitt aus seinem neuen Kinofilm "Außer Kontrolle" zeigen. Richtig laut wurde es jedoch erst beim schwachbrüstigen Auftritt der 17-jährigen Miley Cyrus, die zumindest den unter 20-jährigen Zuschauern als Disney-Star "Hannah Montana" ein Begriff ist. Zwar wirkte der amerikanische Teeniestar mit den extrem gebleachten Zähnen wie eine Aufziehpuppe ("Ich liebe meine Fans, ich liebe meine Fans ..."), dafür schien sie zumindest dem Publikum in der Tui-Arena besser zu gefallen als der müde Grand-Prix-Star aus Hannover.

Aber auch das schien Lena, der "deutschen Hannah Montana" (Gottschalk), schnuppe. Sie ging zwischendurch mit Frau Klitschko aufs Klo und verfolgte die Show eher gelangweilt als bemüht. Immerhin weckte der Auftritt des US-Stars die Lokalmatadorin mit den Allüren ein bisschen auf - wenn auch nur, um gegen diese auszuteilen: "Also mich turnt das nicht an, zu sagen: Alter, ich will so sein wie Miley!". Eine Königin tritt anders auf.

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