Netflix-Serie "Emily in Paris" ist nur noch eine Dauerwerbesendung. Es nervt

  • von Gerrit-Freya Klebe
Szene aus "Emily in Paris"
"Emily in Paris" geht schon in die dritte Runde bei Netflix
© Stéphanie Branchu/Netflix © 2022
Die neue Staffel "Emily in Paris" verärgert so einige Fans. Der Grund: Schon in Folge 1 gibt es platzierte Werbung. Und das für ein nicht ganz unbekanntes Unternehmen. 

"Warst du schon mal bei einem McDonald's in Paris?", fragt Gabriel. – "Nein, wieso", antwortet Emily (Lily Collins). In der nächsten Einstellung ist eine McDo-Filiale zu sehen, wie die Fastfoodkette in Frankreich gern genannt wird. "Nach dir", sagt Gabriel (Lucas Bravo). Sie betritt die Filiale und ist ganz erstaunt. 

Die Kamera filmt langsam über die Theke mit Kuchen und Macarons und lässt es aussehen wie ein angesagtes Café. "Das ist so chic", schwärmt Emily und kurz ist man sich als Zuschauer nicht sicher, ob man gerade in einem Werbespot gelandet ist oder ob es doch noch die erste Folge der neuen Staffel "Emily in Paris" ist.

"Es ist immer noch McDonald's, aber es ist an die französische Kultur angepasst. Unglaublich, ein französischer Koch als Stammgast", sagt sie zu Gabriel, der als Koch arbeitet. Der erwidert, er komme nicht jeden Tag, sondern es sei ein "kleiner Luxus des Alltags" dorthin zu gehen. Ernsthaft, Netflix?

"Emily in Paris": Mitten in der Serie gibt es Werbung zu sehen

Ja, natürlich arbeitet Emily im Marketing und so etwas ist ihr Schwerpunkt, aber: In der Länge und Intensität ist es keine normale Szene mehr, sondern ein gezieltes Product Placement. Mittendrin wird kurz eingeblendet: "Diese Sendung enthält Produktplatzierungen." Aber dieser kurze Satz kann auch schnell mal überlesen werden.

Tatsächlich ist es Werbung, denn die Produkte kann man in echt kaufen: McDonald's in Frankreich hat seit neuestem ein "Emily in Paris"-Menu, wie auf deren Website nachzulesen ist. Sie nennen es das "französischste aller ihrer Menüs". Das McBaguette und die Brownie- und Cranberry-Macarons aus der Serie gibt es dort nun.

McDonald's ist nicht der einzige Fall: In Folge 6 gibt es nicht nur ein Schloss in der Provence und blühende Lavendelfelder zu sehen. Immer wieder taucht dort auch das McLaren Artura-Auto auf, mit dem Emily unterwegs ist. Wäre es eine Autowerbung, wäre es gut gemacht, doch so ist es ein Product Placement.

Wenn Emily telefoniert oder am Handy zu sehen ist, ist es fast immer ein Samsung Galaxy Flip. Das Samsung Galaxy Z Flip 4 kann man zusammenfalten und es wurde erst Mitte August veröffentlicht. Da kann so ein bisschen Werbung natürlich nicht schaden, um das Modell bei den jüngeren Zuschauern zu promoten, dachten sich vermutlich die Serien-Verantwortlichen.

In Folge 5 ist Emily auf dem Cover des Wochenmagazins "M" abgebildet. Das gehört zur französischen Zeitung "Le Monde". Darauf trägt sie einen pinken Hut, hat wallende dunkle Locken und im Hintergrund ist der Eiffelturm zu sehen. Mit den Worten "außergewöhnliche Amerikanerin" wird sie zur einflussreichen Person der Stadt gemacht. Warum musste es auch hier ein Produkt aus der realen Welt sein und war nicht ein Magazin, das nur in der Serie existiert?

Es gibt natürlich noch weitere Beispiele, aber das sind die prägnantesten. Als Zuschauerin vermiest mir diese Werbung den Seriengenuss. Denn es fühlt sich nicht mehr nach einem netten Filmabend an, sondern nach einer Dauerwerbesendung. Das nervt.

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