Die Sängerinnen Leony, 25, und Katja Krasavice, 26, sitzen dieses Jahr zum ersten Mal in der DSDS-Jury. Privat kennen sie sich schon länger. Im Doppel-Interview mit dem stern berichten sie davon, wie sie in der Schule gemobbt wurden, wie sie mit nur wenig Schlaf auskommen und was sie sich für die Zukunft vornehmen.
Katja, Sie haben auf Instagram verraten, dass Sie oft nur drei Stunden nachts schlafen. Wie kommen Sie damit aus?
Katja: Wenn ich frei habe, dann schlafe ich die ganze Zeit. Meine Freunde haben sich am Anfang immer gewundert, warum ich nichts mache, wenn ich frei habe. Aber weil ich sonst immer arbeite wie ein Tier, brauche ich mal meine Ruhe. Wenn ich arbeite, bin ich auch zu hundert Prozent da und diszipliniert wie etwa bei DSDS. Ich bin da manchmal überrascht von mir selbst, wie diszipliniert ich sein kann. Ich sehe zu, dass ich wenigstens eine halbe Stunde Schlaf pro Nacht kriege. Wenn wir um 8 Uhr anfangen, muss ich ja schon um 2 Uhr aufstehen. Ich brauche ja fünf bis sechs Stunden in der Maske. Aber ich genieße das und bin so dankbar, ich hatte einfach so ein Drecks-Leben früher und darf jetzt meinen Traum leben. Und solange ich die Energie dafür hab, nutze ich das auch
Im Schnitt kommen Sie also auf eine gute Schlafdauer?
Katja: Wenn ich Zeit habe, dann schlaf ich auch mal zehn Stunden durch. Ich habe ja auch mal frei, so ist es ja nicht.
Leony, ist das bei Ihnen ähnlich?
Leony: Wenn ich arbeite, schalte ich in einen anderen Modus um. Es ist, als wäre ich dann kein richtiger Mensch mehr, sondern funktioniere nur noch. Musikerin zu sein, war mein Kindheitstraum und jetzt sauge ich das alles auf. Wenn der Dreh vorbei ist oder der Festival-Sommer, dann brauche ich auch mal zwei Tage Ruhe. Dann schaltet mein Körper sofort runter. Ich bin im Jahr eigentlich nie krank, aber wenn ich eine Woche frei habe, holt sich mein Körper alles zurück, was er sich im letzten Jahr nicht erlauben konnte. Sonst geht das nicht. Ich will immer da sein und abliefern und reiße mich für die Leute auch zusammen. Schließlich haben die Geld ausgegeben, um mich etwa bei einem Auftritt zu sehen. Pünktlich, fit und happy auf der Bühne zu stehen und abzuliefern, ist mir sehr wichtig. Und freundlich zu den Leuten zu sein.
Und was machen Sie, wenn Sie doch mal krank sind?
Leony: Dann trinke ich Ingwer-Tee mit Honig und frischgepresster Zitrone und probiere alle möglichen Hausmittelchen. Ansonsten leg ich mich einfach wirklich zwei Tage auf die Couch und gucke irgendwelche Serien. Wobei das wirklich schlimm für mich ist, ich mag das sonst gar nicht, Serien zu gucken. Bei mir muss immer was los sein und nach zwei bis drei Tagen wird mir schnell langweilig.
Katja, Sie haben vor Kurzem gesagt, dass Sie in Leipzig das Einkaufscenter, in dem Sie früher oft shoppen waren, nun komplett kaufen könnten. Früher war er schwer, das Geld für einzelne Kleidung zu haben. Wie sehr hat Sie das und Ihre Musik geprägt?
Katja: Ich habe eine sehr unschöne Erinnerung an das Center. Ich hatte eine Michael-Kors-Uhr. Die war aber fake, weil mir keine Michael-Kors-Uhr leisten konnte, ich war noch minderjährig. Meine Mama hat sie mir geschenkt und ich war sehr, sehr stolz auf die Uhr und glücklich damit. Dann ist sie kaputt gegangen und ich musste sie reparieren lassen. Ich bin in das Center in so einen Shop gegangen und hab die Uhr bei einer Verkäuferin abgegeben. Und die meinte dann: „Ich schreib dann auf den Zettel drauf „fake-Uhr“. Und ich fand so gemein von ihr. Sie hat mir doch angesehen, dass ich nicht viel Geld habe und so glücklich war mit meiner Uhr. Das macht mich bis heute wütend. Und daran musste ich neulich denken, als ich wieder an dem Center vorbeikam.
Katja, in Ihrem Buch haben Sie auch von Mobbingerfahrungen berichtet, die Sie nicht loslassen. Wenn Sie diesen Menschen heute nochmal begegnen, wie würde das ablaufen? Würden Sie ihnen noch etwas sagen wollen?
Katja: Sie würden mich jetzt alle nach Autogramm fragen. Weil ihre Schwester, Tante oder Freundin mich feiern. Aber ich bin ein Mensch, ich vergebe, aber ich vergesse nicht. Was ich aber sehe, ist, dass Leute, die mich früher gemobbt haben, jetzt auf einmal meine Songs feiern, auf Instagram taggen die mich öfter. Und ich denke mir dann: In der Schule hast du mir hinterhergerufen, dass ich billig bin und sterben gehen soll. Komisch, dass du jetzt meinen Song cool findest, in dem ich darüber singe, dass ich emanzipiert bin.
Leony, mussten Sie auch negative Erfahrungen in der Schule machen?
Leony: Nicht auf dem Level wie Katja. Aber Kinder können so grausam sein. Die wissen gar nicht, was sie anstellen. Aber das kann schon echt schlimm sein und bei mir war es das auch schon immer. Das hat sich durch meine ganzen Schullaufbahn gezogen. Ich hatte Freunde, ohne die hätte ich das nicht überstanden. Es gab viele, die gesagt haben: Mit dem Gesang schaffst du es eh nicht und du wirst demütig zurück ins Dorf kommen, weil du versagst. Es gab auch Gerüchte, damit andere mich deshalb mobben. Etwa dass ich in der siebten Klasse meine Stimmbänder für eine Million Euro versichert habe oder dass ich eine Liste hab mit Leuten, die mit mir befreundet sein dürfen. Wer nicht draufsteht, der darf nicht mit mir befreundet sein. Das war natürlich kompletter Quatsch. Inzwischen denke ich: Vielleicht war das gar nicht so schlecht, weil mich das auf das Leben jetzt vorbereitet hat. Heute prallen Hate-Kommentare einfach an mir ab. Ich habe aus dem Schlechten etwas Gutes gemacht und bin stärker dadurch geworden.
Leony, Ihnen ist in der Pandemie der Durchbruch gelungen. Können Sie dieser belastenden Zeit auch etwas Gutes abgewinnen?
Leony: Ein Vorteil der Pandemie war, dass ich mein Team gefühlt zwei Jahre lang im Studio einsperren konnte. Wir konnten eh nirgends hin. Das sind gute und wichtige Songs entstanden wie "Remedy" und "Faded Love". Der Nachteil ist natürlich: Viele Leute kennen mein Gesicht nicht und böse Zungen fragen: Wer ist das? Aber ich hatte während der Pandemie gar keine Möglichkeit, live zu spielen. Es wurde alles abgesagt. Aber auch das sehe ich positiv: Ich hatte den musikalischen Erfolg während der Pandemie schon, meine Songs wurde und werden im Radio gespielt. Und ich hatte jetzt zwei Jahre lang Zeit, mich mental auf alles vorzubereiten, was jetzt noch kommt, wie meine erste eigene Tour. Die Pandemie-Zeit war quasi eine Rampe.
Leony, im Vergleich zu Katjas Texten sind Ihre eher romantisch. Würden Sie in Zukunft gern auch mehr provozieren?
Ich glaube nicht. Das liegt nicht in meiner Natur liegt. Ich hab immer noch dieses Bayerische in mir, dass man am besten nicht auffällt, am besten nicht aneckt. Für mich ist die Musik das Wichtigste und nicht das Auffallen. Und das hat in den letzten Jahren gut geklappt, dass ich die Kunst für sich sprechen lasse. Ich finde, das ist ein schmaler Grat zwischen: Ist es jetzt schon anecken, wenn ich in einem kurzen Outfit auf der Bühne stehe oder weil ich mich so wohl fühle? Mache ich das, weil ich auffallen will oder weil ich mich so schön finde. Ein schönes Outfit kann das Selbstbewusstsein pushen. Aber ich würde mir jetzt nicht die Haare pink färben. Das wäre nicht ich. Ich bin sehr gerne einfach zu Hause, ich geh nicht feiern. Ich mag dieses normale Leben das wird sich nicht ändern.
Katja, wie ist das bei Ihnen: Möchten Sie in Zukunft gern weniger provozieren?
Katja: Provozieren war immer mein Schutzschild und ich liebe es, zu provozieren. Es hat mich durch meine schweren Zeiten gebracht. Wenn mir jemand etwas Schlimmes gesagt oder angetan hat, habe ich mir immer gedacht: Jetzt erst recht. Ich bin einfach so, wie ich bin. Ich mache das, was ich fühle und liebe. Genau wie du das auch gesagt hast, Leony. Ich liebe es, bunte Haaren zu haben und viel Make-up zu tragen und wenn ich mich gerade anders fühle, dann ziehe ich auch mal was mit kleinem oder keinem Ausschnitt an. Ich bin einfach nur ich selbst und das war immer der Grund, warum Leute einen Herzinfarkt bekommen haben. Und dann habe ich irgendwann gemerkt: Ok, wenn ich die Leute so provozieren kann, dann erst recht. Und am Ende wurde ich so akzeptiert. Man muss sein Ding solange durchziehen, bis keiner mehr was dagegen sagt.
Leony: Und ich glaube, das ist auch das, was uns beide ausmacht. Wir sind einfach immer geblieben wie wir sind. Bei dir war es so, dass die Leute gesagt haben, du bist zu viel. Bei mir war es immer so, dass die Leute das Gegenteil gesagt haben: Mach dir mal pinke Haare oder du brauchst irgendeinen Skandal. Sie wollten mich in eine Schublade stecken, in die ich gar nicht wollte. Ich war immer so lieb und nicht die, die jetzt mit pinken Haaren rausgeht, sondern ich geh auch ungeschminkt raus, weil mir das wurscht ist. Mir ist wichtig, dass ich authentisch bin und dass ich einfach ich selber bleibe. Das ist auch das, was die Leute anspricht. Das Wichtigste ist, dass man sich selber wohlfühlt und nicht irgendeine Rolle spielt, das merken die anderen. Und das machen wir beide nicht, Katja
Katja: Mir haben meine Manager früher gesagt, ich werde nur erfolgreich und die Leute wollen nur mit mir arbeiten, wenn ich normal bin und nicht so auffalle. Und ich hab gesagt: Gut, dann will ich mit diesen Leute auch nicht arbeiten. Wenn die nicht mit mir arbeiten wollen, ist das Pech für die.
Leony: Da siehst du mal wieder: Egal wie du es machst, machst du's falsch. Zu mir haben sie ja genau das andere gesagt. Ich war genau das, was du hättest sein sollen. Und du warst genau das, was ich hätte sein sollen. Und wir haben uns nichts sagen lassen und sind einfach beide so geblieben, wie wir immer waren. Man darf sich nicht in dieser Welt verbiegen und vor allem nicht für Erfolg oder Geld. Man darf das niemals zulassen. Denn früher oder später kriegt man psychische Probleme, wenn man die ganze Zeit nur spielt, jemand zu sein, der man gar nicht ist.