Sehe ich im Supermarkt ein winziges Nutella-Glas im Regal der Quengelware, zündet mein inneres Kind den Turbo. Ich muss, muss, muss diese Mini-Nuss-Nugat-Creme aufs Kassenband legen – und das, obwohl ich mitnichten ein Nutella-Fan bin und ich weiß, dass der Preis das Miniglas überhaupt nicht rechtfertigt. Warum ich trotzdem zugreife? Gute Frage.
Die Faszination für das Kleine
Es ist nicht nur das Nutella-Glas, das mich verzückt. Kleine Dinge, die eigentlich groß sind, faszinieren mich einfach. Einen Mini-Airhockey-Tisch? Braucht wirklich niemand, würde ich trotzdem kaufen. Einen normalen Frisbee will ich weder werfen noch erwerben. Bei einem Mini-Frisbee sieht die Sache anders aus. Schmelzen kleine Dinge meinen Kontostand, fühle ich mich wie die Kinder der legendären Gameshow "Super Toy Club". Die fetzten in den Neunzigern durch einen Toys´r us und pfefferten dabei jedes erdenkliche Spielzeug ohne nur einen Gedanken in den Einkaufswagen.
Vielleicht ist es genau das, diese willentliche Gedankenlosigkeit, das Nichtbrauchen und trotzdem Kaufen in Verbindung mit dem Perspektivwechsel aus groß mach klein. Dieser herrliche Turbo-Konsum aus der Glotze meiner Kindheit hat mich als Spross der Neunziger wohl so sehr geprägt, dass er mich noch heute kitzelt, völlig sinnbefreite und überteuerte Gefühlskäufe zu tätigen. Und das Gefühl, einen großen Gegenstand ganz klein zu sehen und in den Händen zu halten, reicht schon aus.
Die Hersteller scheinen das bemerkt zu haben und freuen sich über Miniaturliebhaber mit fehlender Impulskaufkontrolle. Neben Mini-Nutella-Gläsern gibt es auch winzige Billard-Tische und Handys kleiner als der kleine Finger. Und nichts fühlt sich größer an, als das Mini-Gedöns einmal in den Händen zu halten und sich an dessen Winzigkeit zu erfreuen. Wer wollte, der könnte sogar eine komplette Mini-Party mit Mini-Produkten feiern.
Einfach mal klein feiern
Und auf dieser Party wäre für wirklich jeden etwas dabei: Wem Mini-Billard auf Dauer zu langweilig wird, der wirft ein paar Körbe am Mini-Basketballkorb. Klingt spannend? Nicht so spannend wie Mini-Curling. Danach geht es an die Mini-Bowlingbahn und wahre Kneipensportler stellen sich an die Mini-Darts-Scheibe. Das ist nicht klassisch genug? Keine Sorge, Mini-Kegelbahn und Mini-Kicker gibt es ebenfalls. Die Tanzbären unter den Partygästen freuen sich dabei über eine Mini-Discokugel. 2022 scheint es schwieriger zu sein, etwas zu finden, dass es noch nicht im Miniaturformat gibt. Weil so eine Party ganz schön hungrig macht, gibts für den großen Hunger übrigens Mini-Pizzaöfen. So schön das auf den ersten Blick aussehen mag, so schnell werden kleinen Dinge langweilig. Sie sind eben auch deprimierend, denn genug Tiefe bieten sie nicht.
Der Glanz verfliegt
Es ist ganz wie mit den Kindern aus dem "Super Toy Club". Die brauchten ihr Gerümpel so wenig wie ich das meine. Und schätzungsweise schmissen sie die Hälfte ihrer Show-Beute ebenfalls weg, nachdem sie sie aufgerissen hatten. So ist es jedenfalls dem winzigen Nutella-Glas ergangen. Einmal geöffnet verflog sein Glanz und genug Haselnusscreme war auch nicht drin, als dass sie mich glücklich gemacht hätte. Danach stand es im Weg herum – also weg damit. Hätte ich einen Mini-Billardtisch, er würde wohl nach zweimaliger Benutzung im Keller landen. Gleiches gilt für Kicker, Bowlingbahn & Co.
Es gibt aber auch kleine Dinge, die durchaus Sinn ergeben – für eine spezielle Personengruppe jedenfalls. Ein Beispiel ist das Mini-Handy. Natürlich verleitet auch das zu Impulskäufen. Allerdings nicht nur: Wie Vice berichtet, schmuggeln Kriminelle das Mini-Handy gerne ins Gefängnis, weil es in das dafür vorgesehene Versteck passt.
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Quellen: vice.com