Das Buch soll eigentlich ein Befreiungsschlag werden: In seiner am Dienstag erscheinenden Autobiografie "Spare" möchte Prinz Harry die Deutungshoheit über sein eigenes Leben zurückgewinnen. Doch seit Tagen wird das Buch vor allem wegen die vielen Indiskretionen diskutiert, die der Enkel von Queen Elizabeth II. über seine Familie ausbreitet. Von seinem ersten Mal bis zum Zustand seines Geschlechtsorgans lässt der Prinz kaum etwas aus.
Doch möglicherweise ist Harry mit seiner Plauderei etwas zu weit gegangen. So beschreibt der 38-Jährige detailliert seine Zeit in Afghanistan, wo er als Kampfhubschrauber-Besatzungsmitglied stationiert war. Offenbar war er dabei auch in Kampfhandlungen verwickelt: "Eins der wichtigsten Dinge, die ich in der Armee gelernt habe, ist, dass ich für meine eigenen Handlungen verantwortlich bin. Also meine Zahl: 25", wird Prinz Harry in der britischen Press zitiert - und meint damit die von ihm getöteten Menschen.
Weiter schreibt der zweite Sohn von König Charles III.: "Als ich in die Hitze und Verwirrung des Kampfes eintauchte, dachte ich nicht daran, dass es 25 Menschen waren. Man kann keine Menschen töten, wenn man sie als Menschen sieht. Sie waren Schachfiguren, die vom Brett genommen wurden – Bösewichte, die eliminiert werden, bevor sie die Guten töten."
Prinz Harry erinnert sich an Afghanistan
Diese exakte Erinnerung an seine Kriegseinsätze hätte der Prinz wohl lieber für sich behalten. "Damit zu prahlen, gilt unter Soldaten als verpönt", sagte der Terror-Experte Peter Neumann der "Bild"-Zeitung. Vor allem habe er sich dadurch in Gefahr gebracht. Für den Royal erhöhe sich das Sicherheitsrisiko, so Neumann, der 2021 als Berater in Armin Laschets Wahlkampfteam mitwirkte. "Er hat damit eine Zielscheibe auf der Stirn, denn für Islamisten ist er jetzt ein legitimes Terrorziel."
Denn Prinz Harrys Worte sind auch bei den Taliban genau registriert worden. Der Talibanfunktionär Anas Haqqani reagierte bereits und wandte sich auf Twitter direkt an den Royal: "Die von Ihnen getöteten Kämpfer waren keine Schachfiguren, sie waren Menschen; sie hatten Familien, die auf ihre Rückkehr gewartet haben."
Die Gefährdung betriff nicht nur seine Person - sie könnte auch Auswirkungen auf die im September dieses Jahres geplanten Invictus Games haben, eine Sportveranstaltung für kriegsversehrte Soldaten, die Prinz Harry 2014 ins Leben gerufen hat. In diesem Jahr soll das Event in Düsseldorf stattfinden. In der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt ist man deshalb bereits besorgt und arbeitet am Sicherheitskonzept.
Auch im Königreich ist man besorgt
Denn Warnungen kommen auch aus dem Vereinigten Königreich: "Ich gehe davon aus, dass der Grad der Bedrohung definitiv höher sein wird", sagte der britische Militärexperte Alan West in der Sonntagszeitung "Sunday Mirror" und rechnet mit "ernsthaften Sicherheitsproblemen" für die Veranstaltung.
Die Familie hält zusammen: Die Royals besuchen gemeinsam einen Gedenkgottesdienst

Mit wenigen unüberlegten Sätzen hat Prinz Harry viel Aufregung ausgelöst. Es sind möglicherweise nicht die einzigen Sätze aus "Spare", die der Queen-Enkel langfristig bereuen könnte.
Verwendete Quelle: "Bild.de", Anas Haqqani auf Twitter, "Rheinische Post"