Das wars dann wohl erst mal mit Harry und Meghan und ihrer "fortschrittlichen neuen Rolle innerhalb des Königshauses", die sie laut ihrer überraschenden Ankündigung Anfang Januar in Zukunft zu spielen gehofft hatten. Am Montagnachmittag noch mal ein Auftritt in der Londoner Westminster Abbey zum Commonwealth-Gedenktag, top gestylt so tun, als wäre nichts, ein bisschen Small Talk mit den Gottesdienstbesuchern, und das wars.
Um Mitternacht am 31. März soll dann, wie auf dem "Sandringham Gipfeltreffen", dem Schadensbegrenzungstreffen der führenden Royals Mitte Januar vereinbart, für das Glamourpaar in der spannungsreichen Grauzone zwischen monarchischer Magie und Hollywood-Glamour ein neues, selbstbestimmtes Leben beginnen. Soweit die Theorie.
Prinz Harry wirkt befangen und geistesabwesend
In der Praxis zeigten sich heute aber schon an zwei Stellen Sollbruchstellen an der Familienfront: Wie sehr vor allem die Queen selbst wohl doch noch hofft, dass die ganzen Differenzen, Empfindlichkeiten und kleinkarierten Machtkämpfe innerhalb der Familie um die Position und die Aufgaben ihres Enkels und seiner allzu selbstbewussten amerikanischen Frau zumindest noch einzudämmen sind, zeigte sich an einer spontanen Änderung der Gottesdienstordnung: Sollten ursprünglich eigentlich Elisabeth II., Thronfolger Charles mit Frau Camilla und William mit Kate in der Ehren-Prozession hinter dem Dekan von Westminster in die Abtei Einzug halten, wurde kurzfristig doch noch entschieden, dass das Herzogspaar Cambridge genau wie die Sussexes bereits vorher einzeln zu den Sitzplätzen geleitet wird. So sollte der Eindruck einer Benachteiligung der royalen Rebellen im Keim erstickt werden.
Und Harry selbst, einmal an seinem Platz in der zweiten Reihe vorne rechts in der Kirche angekommen, wirkte während des fast zweistündigen Aufenthalts in der Kirche fast durchgehend befangen und in sich gekehrt, teilweise sogar geistesabwesend, während Gattin Meghan scheinbar entspannt mit ihrem Sitznachbarn Prinz Edward, dem jüngsten Sohn der Queen, und anderen Gottesdiensteilnehmen plauderte. Die ganze Situation trifft ihn doch wohl unerwartet hart.
Kaum Kommunikation unter den "Fab Four"
Auffällig war, wie wenig die ehemals als "Fab Four" gepriesenen vier Vertreter der jungen Royal-Generation miteinander kommunizierten, obwohl sie recht nahe beieinandersaßen. Man wollte wohl den von der britischen Boulevardpresse routinemäßig engagierten Lippenlesern keine Chance geben, private Bemerkungen aufzufangen und nach allen Richtungen ausgiebig zu interpretieren.
Aber genau genommen ist für den Moment auch wirklich alles gesagt, jedes Wort mehr würde wahrscheinlich nur zu weiteren Verwerfungen und Gerüchten führen. Und so ist es sicher klug, dass die Herzogin von Sussex das Heimatland ihres Mannes dieser Tage so schnell wie irgend möglich verlässt, solange sie sich noch "Königliche Hoheit" nennen darf. Und Sehnsucht nach dem kleinen Archie hat sie wahrscheinlich auch. Ihn hatte das Paar unter Nanny-Bewachung in Kanada zurückgelassen, übrigens zur großen Enttäuschung der 93-jährigen Monarchin, die ihr jüngstes Urenkelkind erst wenige Male sehen konnte, seit es im Mai 2019 geboren wurde. Harry soll seiner Frau nach ein paar Terminen spätestens nächste Woche folgen.
Comeback zu "Trooping the Colour"?
Doch ein Abschied für ein ganzes Jahr oder noch länger wird es so oder so eher nicht: Im Umfeld des Gottesdienstes wurde die begründete Hoffnung geäußert, dass Harry als Schirmherr des London Marathon Charitable Trust zum diesjährigen London Marathon am 26. April wieder zurück in der britischen Hauptstadt sein wird, um den Startschuss zu geben.
Am 13. Juni feiert die Queen mit der "Trooping the Colour"-Parade in London ihren 94. Geburtstag, auch zu diesem Anlass wird man Harry und Megan höchstwahrscheinlich unter den Gästen sehen.
Und obwohl der Herzog von Sussex seine ihm sehr wichtige Rolle als Commonwealth-Jugendbotschafter zunächst für ein Jahr ruhen lassen muss, genau wie seine anderen Ehrenämter, militärischen Aufgaben und königlichen Titel, bleiben er und seine Frau doch auch während des sogenannten Übergangszeitraumes von einem Jahr, das mit dem 1. April beginnt, immerhin Präsident und Vize-Präsidentin der Commonwealth-Stiftung, die junge Führungspersönlichkeiten der Länder-Gemeinschaft fördert.
Harry und Meghan wollen sich weiter engagieren
Den Sussexes soll es sehr wichtig gewesen sein, dass die Königin sie trotz aller Differenzen um den "Megxit" auch dieses Jahr wieder gerade zu diesem Festgottesdienst eingeladen hat. Beiden ist die Weiterentwicklung insbesondere der afrikanischen Mitgliedsstaaten sehr wichtig. Bald nach dem Gottesdienst war auf dem bisher immer noch "@SussexRoyal" genannten Instagram-Account der beiden zu lesen, dass sie "leidenschaftliche Verfechter von Commonwealth-Themen sind".
Reisende soll man nicht aufhalten, heißt es. Die nächsten Monate werden es weisen, wie und wo Harry und Meghan ihren Weg suchen und finden.