Die Kleidercodes und -regeln am britischen Hof sind komplex – doch folgen sie klaren Richtlinien, die für nahezu jede Situation eine passende Lösung bieten. Und eigentlich ist seit Prinz Harrys Rücktritt als "Working Royal", also als offizieller Repräsentant des Souveräns, klar, dass er keine Uniform mehr tragen darf.
Anlässlich der gestrigen Totenwache am Sarg von Queen Elizabeth II. machte König Charles III. jedoch eine Ausnahme – und erlaubte es Harry, genau wie er es Prinz Andrew auch gestattete, eine Uniform zu tragen. Doch fast hätte Harry diese Ehre nicht angenommen – und dachte bereits darüber nach, im Anzug zu erscheinen, berichtet die "Daily Mail".
Auf den Schultern fehlte die Queen
Der Grund ist die Ausstaffierung seiner Uniform. Denn anders als sein Bruder, durfte Harry das königliche Chiffre, die Initialen seiner Großmutter "EIIR" (steht für "Elizabeth Regina II", lat. "Königin Elizabeth II.") nicht auf den Schulterklappen tragen. Das habe ihm, so berichten es ihm nahestehende Personen, "das Herz gebrochen".
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Bei der Entscheidung, das Chiffre von der Uniform zu entfernen, spielen aber wohl keine bösen Absichten seiner Familie eine Rolle – auch wenn das Verhältnis zwischen König Charles III., Prinz William und Prinz Harry aufgrund der Vorkommnisse der vergangenen Jahre nach wie vor angespannt sein soll.
Das äußert sich aber nicht in Seitenhieben, wie etwa fiese Ausnahmen beim Schmuck der Uniform. Das Chiffre, so heißt es, sei Personen vorbehalten, die im Dienste der Majestät stehen, und eben nicht jenen, die ihre militärischen Titel eigentlich abgelegt haben.
Aufmerksame Beobachter:innen stellten fest, dass das Chiffre allerdings an der Uniform von Prinz Andrew zu sehen war, dem es ebenfalls nur einmalig erlaubt war, die militärische Kleidung anzulegen. Andrew wurden seine militärischen Ehrentitel und royalen Schirmherrschaften ebenfalls aberkannt. Das legte die Vermutung nahe, dass das Verbot für Harry demnach etwas persönliches sein müsse.
Wohl keine Uniform beim Begräbnis
Naheliegender sind Erklärungen von Experten, die einen Unterschied zwischen Personen, die ordentlich aus dem Dienst ausgeschieden sind ("retiring") und jenen, die das Militär während der Laufbahn freiwillig verlassen ("resigning"), vermuten. Denn der Skandal rund um Andrew kam erst nach seiner Zeit beim Militär. Wie gesagt: Was militärische Kleidung betrifft, folgt alles festen Regeln – also wird es wohl auch für diesen Fall eine geben.
Beim Begräbnis von Queen Elizabeth II. ist damit zu rechnen, dass sowohl Andrew als auch Harry in Zivilkleidung hinter dem Sarg der Königin laufen werden, während die hochrangigen Mitglieder der Königsfamilie erneut in Uniform auftreten werden.