Genau ein Jahr ist es her, dass Prinz Philip auf Schloss Windsor für immer die Augen schloss. Er hinterließ eine Monarchie im Umbruch. Seit Jahren bereiten Queen Elizabeth und Prinz Charles mit ihren Mitarbeiterstäben das Königshaus auf den Thronwechsel vor. Dass der Prinz von Wales eigene Vorstellungen für seinen Hof hat, ist keine Neuigkeit. Die Forschheit, diese Pläne auch in die Tat umzusetzen, hat er von seinem Vater.
Jahrzehntelang hat Prinz Philip die Geschicke der Windsors hinter den Kulissen geleitet. Er war nicht nur "Stärke und Halt" seiner Frau – wie die Queen in einer sehr seltenen öffentlichen Liebeserklärung verriet –, sondern auch das unangefochtene Familienoberhaupt. Die Königin repräsentiert nach außen, im Familienverbund hat Philip den Ton angegeben. Dass dieser Fels in der Brandung, der kein Problem damit hatte, Missstände offen und unverblümt anzusprechen, fehlt, ist heute deutlicher denn je.
Prinz Philip hätte mit William über dessen Pläne diskutiert
Jüngst sind erste Ideen für Prinz Williams Hof durchgesickert. Demnach will der König nach Charles ein noch schlankeres, fokussierteres Königshaus etablieren. Konkret solle das bedeuten, William und Kate beschränken ihre Schirmherrschaften auf ein Minimum, erhöhen dafür ihr Engagement in diesen Organisationen. Außerdem wolle der Herzog von Cambridge die Groß-Events minimieren, an denen er und seine Gattin teilnehmen, und dafür häufiger direkt mit den Briten in Kontakt treten durch sogenannte "Meet and Greets".
Philip hat bei seinen Auftritten öfter mal durchblicken lassen, dass er die unzähligen Stippvisiten nicht ganz so spannend fand. Einmal witzelte er, er sei der "weltbeste Plaketten-Enthüller". Diese Aufgabe, das Wegziehen oder Zur-Seite-Schieben eines Vorhangs über einer neuen Plakette an einem frisch eingeweihten Gebäude sind das kleine Einmaleins der Royals. Trotz seiner flapsigen Art wusste der Herzog von Edinburgh den direkten Kontakt mit den Menschen immer zu schätzen und war sich bewusst, wie viel es ihnen bedeutet, einmal mit ihm oder einem Mitglied der Royal Family zu sprechen. Ganz sicher hätte Philip lange mit William über seine Pläne gesprochen und anerkannt, dass die Monarchie mit der Zeit gehen und etwas verändern muss.
Der Herzog von Edinburgh sorgte dafür, dass die Krönung der Queen im TV zu sehen war
Es war Prinz Philip, der seine Gattin und ihre Berater vor 70 Jahren davon überzeugte, ihre Krönung im Fernsehen zu übertragen. Damals befand sich das Königshaus ebenfalls in einem Umbruch. Philip war zwar ein Mann seiner Zeit – nicht zuletzt zu sehen an seiner traditionellen Rollenverteilung in der Familie –, aber auch immer interessiert am Fortschritt. Und so erkannte er früh, welche Macht Bilder haben und wie wichtig es ist, dem Volk einen Einblick ins royale Leben zu geben, um relevant zu bleiben.
Dazu zählt auch, dass sich der gebürtige Prinz von Griechenland und Dänemark schon vor Jahrzehnten für die Umwelt stark machte. Dieses Engagement teilte er mit seinem ältesten Sohn und seinen Enkelsöhnen William und Harry.
Ihnen war Philip ganz besonders verbunden. Die Prinzen verbrachten ihren Urlaub auf Schloss Balmoral mit ihrem Vater und den Großeltern, als in Paris ihre Mutter starb. Der Queen-Gatte nahm die jungen Männer – 12 und 15 Jahre alt damals – mit zum Wandern in die Highlands. Er war auch anfangs strikt dagegen, seine Enkel hinter dem Sarg der Mutter durch London laufen zu lassen. Eine damalige Regierungsmitarbeiterin, die an den Vorbereitungen für die Trauerfeier beteiligt war, erinnerte sich später, dass plötzlich Philips Stimme durch den Raum schallte. Kurzerhand hatte sich der Prinz lautstark in die Telefonkonferenz eingeschaltet und seine Meinung kundgetan. Schlussendlich sollten seine Enkel doch hinter dem Sarg gehen – mit Philip an ihrer Seite.
Es hieß, Philip sei nicht glücklich über den Rückzug Harrys und Meghans aus dem Königshaus 2021. Doch vermutlich konnte er es verstehen. Denn zu Beginn der Regentschaft seiner Frau hatte er selbst Anpassungsschwierigkeiten an die neue Routine. Dies soll zu Turbulenzen in der royalen Ehe geführt haben. Aber mit der Zeit und dem Raum, dem ihm die Queen während ihrer ganzen Ehe gewährte, wurde aus dem rebellischen Prinzen ohne Land ein loyaler Prinzgemahl. Der Dienst für die Krone ging Philip über alles. Und so hätte er wohl nie erlaubt, dass sein Sohn Andrew noch einmal öffentlich auftritt. Der Schaden, den der Herzog von York dem Königshaus zugefügt hat, ist unleugbar. Ein Kardinalsfehler für den strengen Vater. Doch da Queen Elizabeth nun alleine zurückgeblieben ist, ohne das Korrektiv ihres Gatten, hat Andrew freie Bahn.
Philips Präsenz, seine charakterlichen Vorzüge fehlen bei den Windsors.