Der Münchner Schauspieler Tommi Piper lieh vier Jahre lang dem außerirdischen Quälgeist 'Alf' in der gleichnamigen Fernsehserie seine markante Stimme. 2001 gab Piper dem stern ein Interview - und teilte ordentlich gegen Alf aus.
STERN: Können Sie 'Alf' eigentlich noch ertragen?
PIPER: Hören Sie mir mit dem auf.
STERN: Warum so genervt?
PIPER: Mir hat dieser unsägliche Kerl mehr geschadet als genutzt. 'Alf' hängt mir ewig nach. Ich bin total auf die Figur festgelegt und werde heute noch auf der Straße dumm angesprochen: 'Da geht doch Alf.'
STERN: Aber so eine Kultserie wie 'Alf' wird sich doch ausgezahlt haben?
PIPER: Alle denken, ich sei dank 'Alf' Millionär geworden. So ein Quatsch. Einmal habe ich versucht, mit 'Garten-Alfs' aus Keramik Geld zu machen. Die habe ich in der ehemaligen DDR produzieren lassen. Dann kamen billige 'Alfs' aus Taiwan auf den Markt, und ich bin baden gegangen. Wenn ich an 'Alf'-Hörspielcassetten beteiligt gewesen wäre, hätte ich heute vielleicht nicht mehr zu arbeiten brauchen. Statt dessen lebe ich in einem Zwei-Zimmer-Apartment in Schwabing, einer Sozialwohnung.
STERN: Bekommen Sie denn als Schauspieler keine Angebote?
PIPER: Seit drei Jahren hatte ich keinen Drehtag und auch kein Theaterangebot mehr. Ich sitze in der Filmstadt München und erhalte keine Rolle - da kriegst du doch einen Vogel! Das einzige Angebot in den vergangenen Jahren ist die Rolle eines fetten 60jährigen Journalisten gewesen. Mein Name war falsch geschrieben, und zu guter Letzt hatte man mir auch noch das verkehrte Drehbuch zugeschickt.
STERN: Was würden Sie denn gern spielen?
PIPER: Ich bin doch ein maritimer Typ. Warum hat man mich noch nie für das 'Traumschiff' engagiert?
STERN: Wie steht's mit dem neuen deutschen Film? Keine Kontakte zu Dietl & Co.?
PIPER: Eichinger und Dietl - klar wissen die, wer ich bin. Aber die haben mich noch nicht einmal zu einem Casting eingeladen. Wenn ich zu denen hingehen würde, käme ich gar nicht erst an der Sekretärin vorbei. Zum Glück bin ich nicht mehr so karrieregeil. Ich gehe nicht Klinken putzen.
STERN: Womit verdienen Sie dann Ihr Geld?
PIPER: Ich synchronisiere amerikanische Serien. 'Auf schlimmer und ewig' oder 'Verrückt nach dir'. Aber solche Nebenjobs bieten mir keine Sicherheit mehr. Die Serien werden jünger, da ist gerade mal eine Vaterrolle drin.
STERN: Angst vor der Arbeitslosigkeit?
PIPER: Schon. Dabei möchte ich ja gern arbeiten. Dem Staat habe ich noch nie auf der Tasche gelegen. Aber wenn das so weitergeht, muß ich wohl irgendwann zum Sozialamt.
STERN: Vielleicht können Sie ja an Ihre Musiker-Karriere aus den 70ern anknüpfen. Damals wurden Sie von Michael Holm produziert.
PIPER: Die Kids kaufen doch keine Platten von so alten Säcken. Nee, das ist gelaufen. Ich habe wirklich nichts unversucht gelassen, um an Geld zu kommen. Na ja, immerhin ist mein Leben nicht spießig. Meine Ehe ist auch vorbei. Ich bin ein freier Mensch.
STERN: Und wie leben Sie das aus?
PIPER: Ich habe einen Kleinbus. Mit dem bin ich viel unterwegs. Da baue ich jetzt noch ein Bett rein, dann bin auf niemanden mehr angewiesen. Sie sehen, auch ich mache meine bescheidenen Zukunftspläne. Sonst müßte ich mir ja die Kugel geben.
STERN: Wenn 'Alf' zurückkäme, könnte er wieder bei Ihnen landen?
PIPER: Nein. Die Autoren haben sich sowieso verkracht. Eine Rückkehr ist illusorisch. 'Alf' kommt nicht mehr. Gott hab ihn selig.
Mit Tommy Piper sprach stern-Mitarbeiterin Susanne Schormann.
