Konfliktbewältigung Krisen-Karussell: So findet man Wege aus einer Streitspirale

Beziehung
Eine dysfunktionale Beziehung kann einem sehr an die psychische Substanz gehen
© IMAGO / Zoonar
Festgefahrene Beziehungen kosten viel Kraft und trüben die Laune. Doch auch aus einer Streitspirale gibt es Wege raus. Eine Psychologin erklärt, wie man das anstellen kann.

Man nimmt sich vor, dass man das klärende Gespräch dieses Mal anders angeht, dass man eine andere Art der Kommunikation, des Tonfalls und der Worte wählt und ehe man sich versieht, ist doch alles wie immer. In festgefahrenen Beziehungen mit Konfliktpotenzial ist es sehr schwer, einen Ausweg und eine Lösung zu finden. Die Partner triggern sich gegenseitig, so dass sie immer wieder in das gleiche Streit-Muster verfallen. Eine Lösung scheint nicht in Sicht.

Doch laut der Psychologin Nina Uffelmann muss das nicht so bleiben. Ihr Geheimtipp? "Hört auf miteinander zu reden und schreibt euch stattdessen lieber einen Brief." In der Schriftform könne man seine Gefühle ausdrücken, ohne dass man unterbrochen wird – man vermeidet das Krisen-Karussell der Kommunikation. 

Der Retter aus einer Streitspirale in der Beziehung? Ein Brief

Für dieses beziehungsrettende Schriftstück empfiehlt die Psychologin folgende Punkte zu beachten:

Die Wahrnehmung
In zwischenmenschlichen Beziehungen gibt es häufig unterschiedliche Wahrnehmungen einer Situation. Doch in einem Konfliktgespräch zeichne sich immer wieder ab, dass man denkt, dass nur die eigene Realität die einzig richtige sein kann. Umso wichtiger sei es, dass man sich klarmace, dass man selbst nur die eigene Empfindung definieren kann. In einem Brief sollte man daher stets aus der eigenen Perspektive schreiben: Ich empfinde die Situation so und so, das geht mir nahe weil,... usw.

Keine Verurteilung
In dem Brief, der die Situation retten soll, sollte vermieden werden, den anderen zu be- oder verurteilen. Man könne beschreiben, wie man selbst Situationen wahrgenommen hat, man sollte jedoch Abstand davon nehmen, dem anderen die Motivation und das Motiv hinter seiner Tat zu unterstellen. Auch von Anfeindungen, Beschimpfungen, Sarkasmus und Beschuldigungen ist abzusehen. Bei den Fakten bleiben und nicht in eigene Interpretationen abdriften, das ist die Devise.

Offene und fragende Formulierungen
Bevor man jemandem etwas unterstellt, sollte man die offene und fragende Kommunikation wählen: "Bei mir kam das so und so an, meintest du das so oder wolltest du was anderes ausdrücken?", beispielsweise. So gebe man dem anderen Raum, dass er sich erklären kann, ist selbst offener für eine lösungsorientierte Kommunikation und kann manchmal durch eine Erkenntnis auch noch etwas über den anderen lernen. 

Das große Ganze nicht aus den Augen verlieren
Die Psychologin rät dazu, das große Ganze nicht aus den Augen zu verlieren: "Inwiefern ist in dem Problem, das du mit eurer Beziehung hast, ein großer Lebenstraum involviert, der nicht erfüllt ist? Oder ein wichtiges Anliegen, dass du in deinem Leben hast oder hattest?" Es ist wichtig einen Blick in die Ferne zu werfen, vor allem, wenn die Streitspirale in irgendeiner Form die eigenen Ziele und Wünsche im Leben betrifft. Als beispielhafte Formulierung führt sie an: "Ich hatte das nicht so erwartet … ich habe uns immer als xy gesehen … ". Es ist wichtig, dass der Partner weiß, was das eigene Gesamtbild ist. 

Ruhe
Es ist wichtig, dass der Brief in Ruhe formuliert und geschrieben und mehrmals durchgelesen wird, bevor man ihn verschickt. Könnte man etwas in den falschen Hals bekommen? Sollte man doch noch an der ein oder anderen Formulierung schrauben? Außerdem rät die Psychologin dazu, die Zeilen nicht per Messenger zu verschicken. Warum? Damit keine Affekt-Antworten kommen, der Partner sich wirklich Zeit und Ruhe nimmt, das Geschriebene zu lesen.

Bevor man anfängt, den Brief zu schreiben kann es außerdem helfen, sich Stichpunkte zu machen, wo man erfasst, was einen wirklich stört und beschäftigt und diese dann nach Priorität zu sortieren. Vielleicht muss ja gar nicht alles in den (ersten) Brief. Sich auf das Wesentliche zu fokussieren kann helfen, den Empfänger nicht abzuschrecken und zu überlasten.

Quelle:  Nina Uffelmann

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