Man stelle sich vor, dass man selbst seinen Mann oder seine Frau unverhofft auf Tinder findet bzw. einem ein Freund den dazugehörigen Screenshot schickt und die Ausrede für die Zugehörigkeit zur Dating-App Nummer Eins lautet: "Es ist eine Quelle für Unterhaltung und soziale Kontakte und gibt gleichzeitig einen Selbstvertrauensschub durch das Sammeln von Likes und Matches".
Würden Sie diesen Grund akzeptieren?
Genau diese Antwort gaben aber die Teilnehmer eine Studie, die eigentlich vergeben sind, sich aber dennoch auf Tinder tummeln. Fünf Forscher befragten darin 1400 Menschen im Alter von 18 bis 74 Jahren nach ihren Beweggründen zur Benutzung der Dating-App. Heraus kam vor allem ein erschütterndes Ergebnis: sage und schreibe zwei Drittel der Tinder-Nutzer sollen, laut der Studie, vergeben oder verheiratet sein.
Die Begründung für die Nutzung von Tinder sei, dass man zwar nicht aktiv auf der Suche nach Dates oder Verabredungen ist, aber die App ähnlich wie Social Media nutze. Außerdem würde das Sammeln von Likes und Matches Selbstbewusstsein geben. Doch das stellt laut des Forschers Germano Vera Cruz, Datenwissenschaftler und Professor für Psychologie an der Jules Verne-Universität der Picardie in Frankreich, ein echtes "Täuschungsspiel" für all diejenigen dar, die aktiv auf der Suche nach einem potenziellen Partner sind.
Die vergebenen Nutzer auf Tinder frustrieren die Singles nachhaltig
Der frustrierenden Erkenntnis stimmt auch der Forscher Dr. Elias Aboujaoude, Professor für klinische Psychiatrie an der Stanford Medicine, zu. Er sagt aus Erfahrungswerten seiner eigenen Patienten, dass viele sich nach Jahren von den Dating-Apps ganz trennen, obwohl sie weiterhin den Wunsch nach einem festen Partner haben, weil die Frustration zu hoch ist. Man verschwendet unheimlich viel Zeit in Unterhaltungen, ohne dass etwas vorangeht, so berichtet es der Forscher.
Die Studienergebnisse stellen einen plausiblen Grund an dieser Stelle dar: der andere ist eigentlich vergeben und nutzt die Unterhaltung nur zum Zeitvertreib. Fun Fact: Ursprünglich soll Tinder nie als Dating-App geplant gewesen sein, sondern als eine Art Social App, in der sich Menschen leichter kennenlernen können, so berichtete es der "Guradian" 2014.
Tinder reagiert auf die Studienergebnisse mit dem Hinweis auf eine Neuerung in der App: "Mit der In-App-Funktion 'Relationship Goals' können Tinder-Mitglieder seit Anfang des Jahres genau angeben, welche Dating-Absichten sie haben – demnach suchen 40 Prozent der Member, die das Feature nutzen, eine langfristige Beziehung auf der Plattform."
Anmerkung der Redaktion: Wir haben das Statement von Tinder nachträglich ergänzt.
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Quellen: Sky, The Guardian, NBC News, Studie