Frank "Buschi" Buschmann sei so ziemlich alles, außer ein gewöhnlicher TV-Moderator und Sportkommentator, heißt es auf der Facebook-Seite von Frank "Buschi" Buschmann: "Seine Sprüche, Zitate und emotionalen Ausbrüche (Ratatatatatatatata!!!!) haben Kult-Charakter." Und: "Wie kaum ein zweiter versteht es Buschi, die Emotionen des Sports aus den Arenen dieser Welt in die Wohnzimmer der Fernsehzuschauer zu transportieren."
Letzteres ist ihm am Wochenende besonders gut gelungen, könnten wir an dieser Stelle unken: Denn Emo-Buschi hat in der Sky-Konferenz am Samstag in seiner Funktion als Kommentator des Revierderbys zwischen Schalke und Dortmund mit einer langen und umständlich formulierten Überleitung zum Spiel Paderborn-Düsseldorf dafür gesorgt, dass die Zuschauer das Tor von Abdelhamid Sabiri verpassten.
Frank Buschmann: "Hast du getrunken?"
Nun würden selbst wir als hartgesottene Fußballfans davon ausgehen, dass die Welt nicht gerade untergeht, wenn wir einen Führungstreffer von Paderborn erst in der Zeitlupe sehen können, aber da haben wir die Rechnung ohne den enthemmten Twitter-Mob gemacht, der sich binnen Minuten über Buschmann hermachte: Ihm sei nach seinem Tweet empfohlen worden, "mich zu erschießen, mich zu erhängen, mich ficken zu lassen", ließ der Kommentator später wissen.
Auch die "Bild"-Zeitung versuchte das samstagnachmittägliche Nachrichtenloch mit folgender Meldung zu stopfen: "Live in der Konferenz! Sky-Kollege stichelt gegen Buschmann." Das war natürlich reichlich überverkauft, hatte Kollege Holger Pfandt in Paderborn lediglich in Richtung "Buschi" gerufen: "Hättest Du nicht so lange rumgeeiert, hätten wir es live gesehen." Gut hörbar war dieser Vorwurf nicht allzu ernst oder gar bösartig gemeint, aber heutzutage hört ohnehin jeder nur noch, was er will, und eine kleine Krawallmeldung lässt sich daraus natürlich trotzdem stricken.
Allerdings ist Buschmann dafür bekannt, dass er mit dem ruppigen Ton in den sozialen Medien, in denen er sehr präsent ist, nur mittelmäßig gut umgehen kann. Also wehrte er sich bei Twitter gegen die User, die ihn verbal angingen: "Hast du getrunken?", fragte er zum Beispiel einen Fan – woraufhin gleich die nächste Diskussion entbrannte: Darf der das?
Und so ging es munter hin und her, sozusagen: Ratatatatatatata! Zwischendurch postete Buschmann noch zwei Facebook-Videos, in denen er sich erklärte und sich für den Trinkspruch entschuldigte. Daraufhin ruderte User "JuleeyStyle" prompt zurück: "Mein Tweet entstand innerhalb von 10 Sekunden aus den Emotionen heraus und war in keiner Weise bösartig gemeint. Warum das dann so hohe Wellen schlägt, kann ich nicht nachvollziehen. Ich zumindest habe mich durch den Kommentar von @FrankBuschmann nicht beleidigt gefühlt."
Typisch: Am Ende ist alle verbale Gewalt im Netz nur ein stummer Schrei nach Liebe. So schnell wir alle hochkochen, so schnell kühlen wir auch wieder ab. Dann ist ja alles gut. Oder? Nein, ist es nicht! Denn dieser Shitstorm beweist in seinem ganzen belanglosen Wahnsinn, dass wir alle langsam durchdrehen. Die Welt brennt an allen Ecken und Enden: in Südamerika, in den USA, in Syrien sowieso. In Deutschland fahren Faschos zweistellige Wahlergebnisse ein. Und wir haben nichts besseres zu tun, als einen Fußballkommentator am medialen Marterpfahl aufzuknüpfen, weil er ein paar Sekunden zu lange quatscht?
Ein seltener Grad der Überhitzung
Klar, Buschmann kann nerven mit seiner überdrehten Art, und wer den "emotionalen Ausbruch" zu seinem persönlichen Markenkern hochjazzt, der darf sich nicht wundern, wenn er auch mal ein bisschen emotionaler bewertet wird. Aber wir leben in einer Zeit, in der uns immer häufiger die Maßstäbe für zivilisierte Kommunikation abhanden kommen.
Das Problem dabei ist eben nicht "das Internet" oder "die sozialen Medien", das Problem sind wir und wie wir miteinander umgehen, denn am Ende bildet das Netz nur die wahre Stimmung innerhalb unserer Gesellschaft ab – und die hat einen seltenen Grad der Überhitzung erreicht. Das ist vor allem bedenklich. Oder wie Frank Buschmann sagen würde: völlig irre.