Es handle sich um einen "friedlichen, zivilen Einsatz, um die illegale Blockade Israels gegen den Gazastreifen zu durchbrechen", erklärte Adalah, das sich als Zentrum für die Rechte der arabischen Minderheit in Israel versteht.
Die Organisation traf nach eigenen Angaben mit 19 der 21 an Bord befindlichen Aktivisten und Journalisten aus zehn Ländern zusammen, um ihnen juristische Hilfe zu leisten. Zwei Aktivisten, die sowohl die israelische als auch die US-Staatsangehörigkeit haben, seien der Polizei übergeben worden. Die israelische Polizei bestätigte dies zunächst nicht.
Zu den Insassen an Bord zählten auch zwei linkspopulistische französische Abgeordnete und zwei Journalisten des katarischen Senders Al-Dschasira.
Die israelische Marine habe das Boot daran gehindert, "auf illegale Weise in die Küstenregion des Gazastreifens einzudringen", erklärte das israelische Außenministerium. Alle Passagiere seien in Sicherheit. Nicht autorisierte Versuche, die Blockade zu durchbrechen, seien "gefährlich und illegal" und würden "die laufende humanitäre Hilfe behindern". Die israelische Armee sprach von einer "legalen Blockade der maritimen Sicherheit".
Ein Livestream der für die Fahrt der "Handala" verantwortlichen Organisation Freedom Flotilla Coalition zeigte, wie in der Nacht zu Sonntag israelische Marinesoldaten die Kontrolle des Schiffs übernahmen, während die Aktivisten mit erhobenen Händen auf Deck saßen und das Lied "Bella Ciao" pfiffen. Mehrere Live-Übertragungen der Szene brachen wenige Minuten später ab.
"Netanjahus Handlanger haben die 'Handala' geentert", schrieb der Chef der linkspopulistischen französischen Partei La France Insoumise, Jean-Luc Mélenchon, im Onlinedienst X mit Blick auf Israels Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu. Der Linkspopulist Mélenchon sprach von einem angeblichen "Kidnapping, das auch zwei französische Abgeordnete trifft".
Die "Handala" hatte am 13. Juli den sizilianischen Hafen Syrakus mit rund 15 Aktivisten an Bord verlassen. Die Besatzung wollte Hilfsgüter durch die israelische Seeblockade in den Gazastreifen bringen, darunter medizinisches Material und Lebensmittel.
Vor sechs Wochen hatte die israelische Armee bereits ein anderes Schiff der sogenannten Freedom Flotilla, die "Madleen", vor dem Eintreffen im Gazastreifen gestoppt. An Bord des vom israelischen Außenministerium als "Selfie-Yacht der Promis" bezeichneten Segelboots war damals die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg.
Ziel der durch Spenden finanzierten neuen Aktion mit der "Handala" sei es, "der palästinensischen Bevölkerung des Gazastreifens menschliche, internationale Solidarität" zu zeigen, erklärte eine "Flotilla"-Sprecherin.
Unabhängig vom Krieg im Gazastreifen riegelt Israel das Palästinensergebiet vom Meer aus strikt ab. Die Sicherheitsmaßnahme war 2007 nach der Machtübernahme der islamistischen Hamas eingeführt worden und wird offiziell auch von Ägypten mitgetragen, das im Süden an den Küstenstreifen grenzt. Sie dient dazu, Waffenlieferungen an die Hamas zu unterbinden.
Die islamistische Palästinenserorganisation Hamas hatte mit ihrem Großangriff auf Israel am 7. Oktober 2023 den Krieg im Gazastreifen ausgelöst. Bei dem Angriff auf Dörfer, Städte und ein Musikfestival wurden nach israelischen Angaben mehr als 1210 Menschen getötet, 251 Menschen wurden als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Noch immer werden 49 Verschleppte von den Islamisten festgehalten, mindestens 27 von ihnen sind nach Armeeangaben tot.
Als Reaktion auf den Hamas-Angriff geht Israel seither massiv militärisch in dem Küstenstreifen vor. Dabei wurden nach Angaben der Hamas-Behörden bislang mehr als 59.700 Menschen getötet. Die Angaben können nicht unabhängig überprüft werden.