"Mein Ziel war, dort auf keinen Fall etwas Falsches zu sagen", sagte Kurz im Gericht und nahm dabei Bezug auf seine Aussage im Untersuchungsausschuss zu der Affäre. Bereits vor der Verhandlung hatte er erklärt, er habe in dem Ausschuss "alle Fragen nach bestem Wissen und Gewissen beantwortet".
Die Ibiza-Affäre hatte in Österreich die erste Regierung Kurz zu Fall gebracht. Ein heimlich auf der spanischen Insel Ibiza gedrehtes Video hatte gezeigt, wie der damalige Vizekanzler Heinz-Christian Strache von der rechtspopulistischen FPÖ vor der Parlamentswahl 2017 einer vermeintlichen russischen Oligarchen-Nichte im Gegenzug für Wahlhilfe Staatsaufträge in Aussicht stellte. Es folgten Ermittlungen gegen mehrere österreichische Politiker.
Kurz wurde in Österreich und auch im Ausland lange Zeit für seinen steilen Aufstieg in der Politik bejubelt und als "Wunderkind" der europäischen Konservativen bezeichnet. 2017 wurde er im Alter von 31 Jahren der jüngste Regierungschef weltweit. 2021 stieg Kurz aus der Politik aus und wechselte in die Privatwirtschaft.
Der Politikberater Thomas Hofer bezeichnete die Aufhebung des Urteils nun als politischen Befreiungsschlag für Kurz. Dies ermögliche es ihm, seine politische Geschichte neu zu schreiben.
Zwar hat Kurz bislang nicht den Wunsch geäußert, in die Politik zurückzukehren. Das Urteil vom Montag könnte er jedoch als Grundlage für ein mögliches Comeback in der Zukunft nutzen, fuhr Hofer gegenüber der Nachrichtenagentur AFP fort. Kurz könne nun als moralischer Sieger der bisherigen Situation agieren.
Gegen Kurz wird jedoch noch in einem weiteren Fall ermittelt. Die Staatsanwaltschaft vermutet, dass der Ex-Kanzler öffentliche Gelder veruntreut hat, um verfälschte Umfragen zu finanzieren, die sein Image aufpolieren sollten, und um für eine positive Berichterstattung in den Medien zu bezahlen.