Glastonbury Festival: Polizei leitet nach anti-israelischen Parolen Untersuchung ein

Bobby Vylan, Mitglied des Rap-Duos Bob Vylan
Bobby Vylan, Mitglied des Rap-Duos Bob Vylan
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Nach anti-israelischen Parolen auf dem Glastonbury Festival hat die britische Polizei strafrechtliche Untersuchungen zu den Auftritten der Rap-Gruppen Kneecap und Bob Vylan eingeleitet. Nach Auswertung von Video- und Audioaufnahmen hätten die Beamten beschlossen, "dass weitere Ermittlungen erforderlich sind", erklärte die Polizei am Montag. Beim Auftritt des Duos Bob Vylan hatte einer der Rapper die Menge dazu aufgefordert, "Tod der IDF" zu skandieren. IDF ist die Abkürzung der israelischen Armee. Die Rap-Gruppe Kneecap hatte Israel als "Kriegsverbrecherstaat" bezeichnet.

Der anti-israelische Auftritt von Bob Vylan auf dem Festival im Südwesten Englands hatte am Samstag für Empörung gesorgt. Der britische Premierminister Keir Starmer erklärte, es gebe "keine Entschuldigung für diese Art entsetzlicher Hassreden". Die israelische Botschaft kritisierte eine "hasserfüllte" Rhetorik während des Festivals und prangerte eine "Normalisierung extremistischer Sprache und die Verherrlichung von Gewalt" an.

Die BBC, die das Konzert übertragen hatte, zeigte sich am Montag selbstkritisch. "Im Nachhinein betrachtet hätten wir die Live-Übertragung während des Auftritts unterbrechen müssen", erklärte die öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt. "Wir bedauern, dass dies nicht geschehen ist." Eine direkte Entschuldigung sprach die BBC nicht aus.

Sie erklärte, "Millionen Menschen" hätten die Festival-Übertragung verfolgt, "aber ein Aufritt innerhalb unserer Livestreams enthielt Äußerungen, die zutiefst beleidigend waren". Die Rundfunkanstalt betonte: "Die BBC respektiert die Meinungsfreiheit, steht aber fest gegen Anstiftung zur Gewalt. Die antisemitischen Gefühle, die von Bob Vylan geäußert wurden, sind absolut inakzeptabel und haben keinen Platz auf unseren Wellen."

Die USA entzogen der Londonder Gruppe am Montag die Visa. Grund seien ihre "hasserfüllten Tiraden in Glastonbury", darunter das Anstimmen von Todesgesängen. "Ausländer, die Gewalt und Hass verherrlichen, sind in unserem Land nicht willkommen", erklärte Vizeaußenminister Christopher Landau. Die Regierung von Präsident Donald Trump hat wegen anti-israelischer Aktivitäten schon zahlreiche Visa widerrufen, vor allem von Studenten.

Sowohl Bob Vylan als auch die irische Rap-Gruppe Kneecap hatten im weiteren Verlauf des Jahres Konzerte in den USA geplant.

Der Auftritt von Kneecap beim Glastonbury Festival hatte schon im Vorfeld für Kritik gesorgt. Mitglied Liam O'Hanna hatte im vergangenen Jahr bei einem Konzert in London eine Hisbollah-Fahne gezeigt und "Hoch Hamas, hoch Hisbollah" gerufen. O'Hanna wird deswegen die Unterstützung einer verbotenen Vereinigung zur Last gelegt, Mitte Juni musste er vor Gericht erscheinen.

Bei ihrem Festival-Auftritt beschuldigten die Rapper von Kneecap Israel, ein "Kriegsverbrecherstaat" zu sein. Sie animierten das Publikum zudem, Premierminister Starmer zu beschimpfen. O'Hanna trug einen Palästinenserschal und ein T-Shirt der umstrittenen Gruppierung Palestine Action Group.

Starmer hatte kürzlich gesagt, Kneecap sollte nicht beim Glastonbury Festival auftreten. Dies wäre nicht "angemessen". Die Veranstalter des Festivals ignorierten die Forderung des Premiers aber. "Menschen, die die Politik der Veranstaltung nicht mögen, können woanders hingehen", erklärte Mitgründer Michael Eavis.

Mehrere andere Auftritte von Kneecap - unter anderem in Deutschland - waren in den vergangenen Monaten gestrichen worden.

AFP