Lloyd Austin Interne Untersuchung folgt: US-Verteidigungsminister hielt Krebserkrankung wochenlang zurück

Nach Klinikaufenthalt: US-Verteidigungsminister Austin an Prostatakrebs erkrankt
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US-Verteidigungsminister Lloyd Austin hat am Dienstag seine Prostatakrebs-Erkrankung öffentlich gemacht, wie das Pentagon am Dienstag mitteilte. Seit dem Neujahrstag wird der 70-Jährige in einem Krankenhaus behandelt. Zu den Gründen des Krankenhausbesuchs hatte die US-Regierung zunächst keine Angaben gemacht, was zu Spekulationen führte und schließlich zu einem Politikum wurde. US-Präsident Joe Biden will jedoch ungeachtet der Krankenhaus-Affäre an Lloyd Austin als Verteidigungsminister festhalten. Ein Sprecher des Präsidialamts gab bekannt, dass auch Biden erst am Dienstag von Austins Krebsdiagnose erfahren habe. Die tagelange Ungewissheit hatte vor allem Kritik der oppositionellen Republikaner ausgelöst. Aus ihren Reihen war der Rücktritt oder die Entlassung des Pentagonchefs gefordert worden.
Erst nach zwei Krankenhausaufenthalten hatte US-Verteidigungsminister Lloyd Austin die Diagnose Prostatakrebs vor wenigen Tagen öffentlich gemacht. Das Vorgehen ist ungewöhnlich und sorgte auch im Weißen Haus für Kritik. Eine interne Untersuchung soll die Fakten prüfen.

Dass US-Verteidigungsminister Lloyd Austin wochenlang über seine Prostatakrebs-Erkrankung geschwiegen hat, zieht eine ministeriumsinterne Untersuchung nach sich. In einem am Donnerstag verbreiteten Schreiben des Pentagons hieß es, Generalinspekteur Robert Storch werde "die Rollen, Abläufe, Prozeduren, Verantwortlichkeiten und Handlungen" im Zusammenhang mit den zwei Krankenhausbehandlungen des Ministers im Dezember und Januar überprüfen.

Das Weiße Haus hatte am Vortag mitgeteilt, dass Präsident Joe Biden rund einen Monat lang nicht über die Krebserkrankung seines Verteidigungsministers unterrichtet worden sei. Dies sei "nicht optimal", sagte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates, John Kirby. Es solle sichergestellt werden, "dass so etwas nicht noch einmal vorkommt".

Der nun mit der Untersuchung des Vorgangs beauftragte Generalinspekteur Storch agiert unabhängig von den Leitungsebenen des Ministeriums. Seine Aufgabe ist es laut der Selbstbeschreibung seiner Abteilung, mögliche Missstände und Missbräuche in dem Ministerium zu untersuchen und ein Verhalten nach ethischen Grundsätzen zu fördern.

Lloyd Austin bekam im Dezember die Krebsdiagnose

Austin war die Krebsdiagnose bereits Anfang Dezember gestellt worden, er wurde daraufhin am 22. Dezember operiert. Am Neujahrstag wurde der Minister dann wegen Komplikationen erneut ins Walter-Reed-Militärkrankenhaus nahe Washington eingeliefert.

Erst am 5. Januar veröffentlichte das Pentagon eine Mitteilung, in der es von einer Krankenhauseinlieferung des Ministers berichtete. Der Grund der Behandlung wurde darin nicht genannt, es war lediglich von "Komplikationen nach einem kürzlich vorgenommenen medizinischen Eingriff" die Rede. Erst vier Tage später, am Dienstag, teilte das Ministerium dann mit, dass Austin wegen Prostatakrebs behandelt wurde.

Demnach war der Krebs bei dem 70-Jährigen im Frühstadium entdeckt worden, die Heilungsaussichten seien "hervorragend". Das wochenlange Schweigen des Pentagons über die Krankheit des Ministers sorgt in Washington allerdings für großen Wirbel – zumal Austin in einer Zeit großer sicherheitspolitischer Herausforderungen vor allem durch den Gazakrieg und den Ukraine-Krieg erkrankt ist.

Heftige Kritik an Austin kam nicht nur von den oppositionellen Republikanern, sondern auch aus den Reihen von Bidens Demokraten. Sicherheitsratssprecher Kirby sagte jedoch am Mittwoch, der Präsident habe weiterhin "volles Vertrauen" zu Austin und freue sich auf dessen Rückkehr ins Pentagon.

Austin mache Fortschritte und es sei "eine vollständige Genesung" zu erwarten, teilte die behandelnde Klinik mit. Mittlerweile sei die Infektion abgeklungen. Dies könne aber ein langer Prozess sein.

Prostatakrebs ist die zweithäufigste Krebsart bei Männern in den Vereinigten Staaten nach weißem Hautkrebs. Im frühen Stadium sind die Heilungschancen generell gut. Die Prostata (Vorsteherdrüse) ist ein walnussgroßes Organ, das beim Mann den Ansatz der Harnröhre umschließt.

AFP · DPA
mkb