US-Verteidigungsminister USA: Soldaten aus Nordkorea in Russland – Hintergründe unklar

Nordkoreanische Soldaten bei einer Militärparade – nun sollen sich den USA zufolge 3000 von ihnen in Russland befinden
Nordkoreanische Soldaten bei einer Militärparade – nun sollen sich den USA zufolge 3000 von ihnen in Russland befinden
©  A9999 / _Jörn Petring / DPA
Das nordkoreanische Regime unterstützt Russland in seinem Angriffskrieg gegen die Ukraine bereits mit Waffen – nun womöglich mit Soldaten. Pistorius äußerte sich besorgt.

In Russland halten sich nach Angaben der US-Regierung derzeit "tausende" nordkoreanische Soldaten auf. "Tausende nordkoreanische Soldaten sind in Russland, um zu trainieren", sagte ein US-Regierungsvertreter am Mittwoch in Washington. Die Regierung wisse derzeit "nicht, was ihre Mission sein wird oder ob sie in der Ukraine kämpfen werden". Südkoreanische Abgeordnete hatten zuvor unter Verweis auf den Geheimdienst ihres Landes gesagt, dass Nordkorea 3000 Soldaten nach Russland geschickt habe. Insgesamt sollten etwa 10.000 Soldaten aus Nordkorea nach Russland entsandt werden, wahrscheinlich bis Dezember. Die Stationierung nordkoreanischer Truppen sei auch von weiteren Verbündeten bestätigt worden, erklärte Nato-Sprecherin Farah Dakhlallah am Mittwoch in Brüssel

Wie die amtliche südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap berichtete, machte der NIS (National Intelligence Service) die Angaben während einer nichtöffentlichen Sitzung des südkoreanischen Parlaments. Die Truppen würden sich demnach in Militäreinrichtungen in Russland befinden, wo sie mutmaßlich für einen Einsatz gegen die Ukraine vorbereitet werden sollen. Der NIS geht zudem davon aus, dass Nordkorea bis Dezember insgesamt 10.000 Soldaten nach Russland schicken wird.

Deutschland und Großbritannien seien sehr besorgt über die Berichte. Das machten Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius und sein britischer Amtskollege John Healey bei einer gemeinsamen Pressekonferenz in London deutlich. Es gebe bislang nur wenige Informationen, etwa über die Zahl der nordkoreanischen Soldaten und deren möglichen Einsatz, sagte Pistorius. Dennoch handle es sich um eine "neue Qualität und eine Art Eskalation" im Krieg Russlands gegen die Ukraine, sagte der SPD-Politiker. Die Unterstützung Nordkoreas für Russland habe zudem weitere internationale Implikationen. Er fügte hinzu: "Ich bin ziemlich besorgt über die Entwicklung."

"Wir beide verurteilen diese potenzielle Eskalation absolut", sagte Healey. Es sei hoch wahrscheinlich, dass Nordkorea Soldaten nach Russland entsandt habe. Ob sie bereits am Kampfgeschehen teilnehmen, sei hingegen nicht klar. Trotzdem bezeichnete Healey die Entwicklung als schockierende Eskalation von Seiten Pjöngjangs und als Zeichen der Verzweiflung Russlands, dass es sich von einem Land wie Nordkorea Unterstützung suche.

Soldaten aus Nordkorea womöglich mit gefälschten russischen Pässen

Bereits am Freitag meldete der südkoreanische Geheimdienst eine erste Entsendung von rund 1500 nordkoreanischen Soldaten nach Russland (der stern berichtete). Diese sollen in russischen Schiffen nach Wladiwostok transportiert worden sein. Ebenfalls behauptete der NIS, die nordkoreanischen Truppen sollen russische Uniformen sowie Falschidentitäten erhalten haben, um ihre wahre Herkunft zu verschleiern. Der südkoreanische Geheimdienst stützt seine Informationen demnach auf Satellitenbilder sowie Gesichtserkennungssoftware, welche man in Zusammenarbeit mit dem ukrainischen Geheimdienst eingesetzt habe. 

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Pjöngjang unterstützt den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine bereits massiv mit Waffen und Munition. Einem Bericht des südkoreanischen Geheimdienstes zufolge liefert das international weitgehend isolierte Land vor allem Artilleriegeschosse und Kurzstreckenraketen (mehr zu den Waffenlieferungen lesen Sie hier)

In den letzten Monaten hatte Nordkorea seine militärische Kooperation mit Russland stark intensiviert. Erst im Juni unterzeichneten Moskau und Pjöngjang einen Vertrag über eine allumfassende strategische Zusammenarbeit, der auch einen gegenseitigen Beistand für den Fall eines Angriffs durch einen Drittstaat beinhaltet.

Hinweis: Dieser Artikel wurde aktualisiert

Reuters · DPA
mkb