Oppositionspolitikerin María Corina Machado aus Venezuela erhält Friedensnobelpreis

María Corina Machado
María Corina Machado
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Der Friedensnobelpreis 2025 geht an die prominente Oppositionspolitikerin María Corina Machado aus Venezuela. Die 58-Jährige werde "für ihren Kampf für einen gerechten und friedlichen Übergang von der Diktatur zur Demokratie" ausgezeichnet, teilte das Nobelkomitee am Freitag in Oslo mit. Machado nannte die "enorme Anerkennung des Kampfes aller Venezolaner" einen "Ansporn, unsere Aufgabe zu vollenden: Freiheit zu erlangen". Dabei zähle ihr Land "mehr denn je" auf US-Präsident Donald Trump. Dieser hatte den Friedensnobelpreis wiederholt für sich beansprucht. Das Weiße Haus übte scharfe Kritik an der Entscheidung des Nobelkomitees.

Machado sei eine "zentrale, einende Figur" der einst zutiefst gespaltenen Opposition in dem südamerikanischen Land, sagte der Vorsitzende des norwegischen Nobelkomitees, Jörgen Watne Frydnes. Venezuela habe sich von einem vergleichsweise demokratischen und florierenden Land in einen "brutalen, autoritären" Staat verwandelt. "Die gewalttätige Staatsmaschinerie" richte sich inzwischen gegen die eigenen Bürger, fast acht Millionen Menschen hätten das Land verlassen. 

Die Oppositionspolitikerin wird von ihren Anhängern als "La Libertadora" gefeiert, als "Befreierin". Obwohl ihr in ihrer Heimat die Festnahme droht und zahlreiche Oppositionelle im Gefängnis sitzen, hat sie das Land nicht verlassen, sondern ist untergetaucht. Sie tritt unangekündigt auf, hält etwa eine Rede auf der Ladefläche eines Lieferwagens und flieht anschließend auf einem Motorrad. 

In die Politik Venezuelas mischte sich die Ingenieurin erstmals 2002 ein, als sie ein Referendum gegen den damaligen linksgerichteten Präsidenten Hugo Chávez forderte. Machado erhielt daraufhin Morddrohungen, ihre drei Kinder schickte sie in die USA.

Die Opposition kürte Machado im vergangenen Jahr zur Präsidentschaftskandidatin. Sie galt als Favoritin gegen den linksnationalistischen Amtsinhaber Nicolás Maduro - bis die Behörden ihr die Kandidatur untersagten. An ihrer Stelle kandidierte der wenig bekannte Diplomat Edmundo González Urrutia, Machado wurde seine Sprecherin.

Der im spanischen Exil lebende González Urrutia sprach am Freitag von einer "wohlverdienten Anerkennung für den langen Kampf einer Frau und eines ganzen Volkes für Freiheit und Demokratie". Im Onlinedienst X verkündete er: "Venezuela wird frei sein!"

"Wir haben es noch nicht geschafft. Wir arbeiten hart daran, aber ich bin sicher, dass wir uns durchsetzen werden", sagte Machado dem Direktor des Nobelinstituts, Kristian Berg Harpviken, der sie telefonisch über die Auszeichnung informierte.

Auf X erklärte Machado später, Venezuela zähle "heute mehr denn je auf Präsident Trump, die Bevölkerung der Vereinigten Staaten, die Völker Lateinamerikas und die demokratischen Staaten der Welt als unsere Hauptverbündeten, um Freiheit und Demokratie zu erlangen". Das Weiße Haus kritisierte hingegen auf X, mit seiner Entscheidung habe das Komitee in Oslo bewiesen, dass es "Politik über Frieden stellt". 

In Venezuela besteht die Sorge, dass die USA in dem Land militärisch intervenieren könnten. Der Konflikt zwischen Washington und Caracas spitzt sich seit Wochen zu. Trump wirft dem linksnationalistischen Präsidenten Maduro vor, Drogenbanden zu kontrollieren und den Drogenhandel gezielt gegen die USA einzusetzen, was dieser bestreitet. Seit Wochen geht das US-Militär bei Einsätzen vor Venezuelas Küste gegen angebliche Drogenschmugglerboote vor, die es versenkte und dabei mehrere Menschen tötete.

In Online-Netzwerken kursieren seit Wochen Gerüchte, dass Machado in der US-Botschaft Zuflucht gefunden habe. Die venezolanische Opposition befürwortet den US-Einsatz gegen die mutmaßlichen Drogenboote in der Karibik. Eine direkte US-Militärintervention im Land lehnte aber etwa der prominente Oppositionspolitiker Henrique Capriles ab. 

Präsident Maduro wiederum warnt seit längerer Zeit vor einer US-Invasion. Er wirft Washington vor, ihn stürzen zu wollen. Trump nehme den Drogenhandel als Vorwand, um sich das Land mit seinen reichen Ölreserven einzuverleiben.

Die Bundesregierung gratulierte Machado zu der Auszeichnung. Dies sei eine "Ermutigung für alle, die sich friedlich für Freiheit, Gerechtigkeit und Schutz der Menschenrechte in Lateinamerika einsetzen", sagte ein Regierungssprecher in Berlin. Bundesaußenminister Johann Wadephul (CDU) gratulierte Machado auf X: "Der Mut, die Stärke und die Standhaftigkeit, mit der Sie die Hoffnung auf Demokratie in Venezuela am Leben halten, sind bewundernswert." 

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen erklärte, der "Geist der Freiheit" könne nicht eingesperrt werden. Der Friedensnobelpreis wird am 10. Dezember bei einer Zeremonie in Oslo überreicht, dem Todestag von Preisstifter Alfred Nobel.

AFP