Die privaten Gläubiger Griechenlands wollen sich mit großer Mehrheit an dem Schuldenschnitt für das hochverschuldete Land beteiligen. Wie das Finanzministerium in Athen mitteilte, sollen insgesamt 83,5 Prozent der Staatsanleihen umgetauscht werden - bei den nach griechischem Recht aufgenommenen Schulden sind es demnach sogar 85,8 Prozent. Damit wäre der Weg für dringend benötigte neue Hilfskredite der Euro-Länder frei.
Bei den Anleihen unter griechischem Recht gab es eine Beteiligung von 85,8 Prozent durch die privaten Gläubiger. Bei allen anderen Anleihen wurde eine Beteiligung von 69 Prozent erreicht. Damit ergibt sich ein Anteil von 83,5 Prozent der gesamten griechischen Staatsanleihen in privater Hand. Finanzminister Evangelos Venizelos bedankte sich bei allen Gläubigern, die durch ihre Beteiligung das "ambitionierte "griechische Reformprogramm unterstützt und wie das griechische Volk "Opfer" gebracht hätten.
Das Finanzministerium kündigte zugleich an, die Umschuldungsklauseln (CAC) aktivieren zu wollen, die es ihr erlauben würden, weitere Gläubiger mit Anleihen nach griechischem Recht zur Teilnahme an der Aktion zu zwingen. Dazu hatte das Parlament in Athen erst Ende Februar im Eilverfahren ein Gesetz verabschiedet. Die Teilnahme an dem Anleihentausch würde damit auf 95,7 Prozent steigen.
Für den freiwilligen Schuldenschnitt hatte Athen eine Beteiligung von mindestens 90 Prozent angestrebt. Mindestens 75 Prozent wurden als notwendig angesehen, um den Schuldenschnitt notfalls auch erzwingen zu können.
Eine Entscheidung über eine Aktivierung der Umschuldungsklauseln muss Athen gemeinsam mit seinen Partnern der Eurozone treffen. Dazu ist für 13.00 Uhr MEZ eine Telefonkonferenz geplant.
Die Frist für die Teilnahme an dem geplanten Anleihentausch war am Donnerstagabend um 21.00 Uhr MEZ abgelaufen. Nach Angaben des Finanzministeriums beteiligten sich private Gläubiger, die griechische Anleihen im Wert von 172 Milliarden von insgesamt 206 Milliarden Euro hielten.
Der Schuldenschnitt ist Voraussetzung für ein zweites internationales Hilfspaket in Höhe von 130 Milliarden Euro. Ohne die Hilfskredite der Euro-Länder wäre Griechenland noch im März pleite, weil es seine Schulden nicht mehr begleichen könnte. Am 20. März ist eine Rückzahlung von 14,4 Milliarden Euro fällig.
Bei dem Schuldenschnitt tauschen private Gläubiger wie Banken, Fonds und Versicherungen ihre alten Staatsanleihen gegen neue Schuldpapiere mit einem geringeren Wert und längeren Laufzeiten von bis zu 30 Jahren. Beteiligen wollen sich auch deutsche Gläubiger wie die Allianz, die Deutsche Bank und die Commerzbank. Insgesamt sollen Griechenland auf diese Weise 107 Milliarden Euro erlassen werden; der Tausch für die Anleihen unter griechischem Recht ist für Montag geplant.
Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann, der Präsident des Internationalen Bankenverbands IIF ist, sprach von einem starken und positiven Ergebnis. Griechenland habe damit die Möglichkeit, sein Programm für wirtschaftliche Reformen weiterzuverfolgen.