Vance hatte dem "Wall Street Journal" gesagt, er werde bei seinem Besuch der Münchner Sicherheitskonferenz an deutsche Politikerinnen und Politiker appellieren, mit allen Parteien einschließlich der AfD zusammenzuarbeiten. Der US-Vizepräsident warnte dabei generell die Europäer davor, stark rechtsgerichtete Parteien von Regierungskoalitionen auszuschließen. Damit werde der Wille des Volkes missachtet, etwa bei der Begrenzung von Zuwanderung.
"Für Brandmauern ist kein Platz", sagte Vance dann bei der Sicherheitskonferenz und nutze dafür den in der CDU verwendeten Begriff zum Ausschluss einer Zusammenarbeit mit der AfD. "Demokratie beruht auf dem heiligen Grundsatz, dass die Stimme des Volkes zählt", betonte der US-Vizepräsident weiter. Keine Demokratie - weder in Deutschland, Europa oder den USA - werde es "überleben, wenn sie Millionen Wählern sagt, dass ihre Gedanken und Sorgen, ihre Hoffnungen, ihre Bitten um Abhilfe ungültig oder unwürdig sind, überhaupt in Betracht gezogen zu werden".
Bürgerinnen und Bürger würden entscheiden, "wen sie wählen" und müssten "sich nicht von anderen Ratschläge geben lassen", betonte Hebestreit, der sich bereits vor der Vance-Rede in München mit Blick auf die Ankündigungen im "Wall Street Journal" äußerte. Er habe aber nicht vor, "hysterisch" auf die Äußerungen von Vance zu reagieren. Es habe sich aber als gute Praxis erwiesen, "dass man sich nicht in die inneren Angelegenheiten eines befreundeten Landes einmischt". Denn es sei auch manchmal so, "dass man nicht den vollen Überblick einer politischen Debatte hat".
Die einzigen, die die deutsche Bundestagswahl entscheiden würden, "so wie in jeder Demokratie, sind die deutschen Wählerinnen und Wähler", sagte Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) am Rande der Sicherheitskonferenz. "Und zum Glück leben wir in einer Demokratie." Dies könne sie "in diesen Tagen, wo wir weltweit erleben, dass andere dafür ihr Leben geben, frei wählen zu können, gar nicht oft genug unterstreichen."
Der CDU-Außenpolitiker Roderich Kiesewetter kritisierte Vance scharf. "Die Forderung zeigt ein fragwürdiges Demokratieverständnis, sagte Kiesewetter dem "Handelsblatt" nach Angaben vom Freitag. Sie sei "eine ungehörige Einmischung in die Angelegenheiten demokratischer Partner."
AfD-Kanzlerkandidatin Alice Weidel begrüßte die Äußerungen des amerikanischen Vizepräsidenten. Dieser fordere "ein Ende der Brandmauer", schrieb Weidel im Onlinedienst X. "Auch die Trump-Regierung hat erkannt, dass es eine Migrationswende nur mit der AfD gibt."