Wer nicht behelligt werden will, ist in Leitrim gut aufgehoben. Im dünnstbesiedelten County der irischen Republik leben gerade mal 32 000 Menschen zwischen bewaldeten Hügeln, Seen und Moorgebieten. Kleine bis winzige Ortschaften halten Abstand zueinander, auf den Kanälen ziehen Motorboote vorbei. An den Nebenflüssen von Shannon und Yellow River sitzen schweigsame Angler, die Schleien und Brassen, Aale und Hechte aus dem Wasser ziehen.
Ansonsten wartet man hier im Nordwesten lieber ab, bis die Dinge von selbst an die Oberfläche gelangen – oder sorgt dafür, dass es gar nicht erst so weit kommt. Das galt zuletzt für ein größeres Gasfeld an der Grenze zu Nordirland, das wegen Vorbehalten gegen das Fracking bisher nicht erschlossen wurde. Es gilt aber auch für zahlreiche Schlupfwinkel, die angelegt wurden. Von Schmugglern, Schwarzbrennern sowie Leuten, die „den Kampf“ fortsetzen wollten – für eine vereinte Insel ohne britische Streitkräfte.
Im „Bandit Country“ bereiteten militante Republikaner ihre Aktionen vor, versteckten Gesuchte und Gefangene, Waffen und Munition. Die Anwohner hielten dicht, um die „richtige Sache“ zu unterstützen oder einfach aus purer Angst. Man wusste ja, was einem Verräter, einem „Snitch“, blühte. Würde man nur gründlich genug sämtliche Keller und Kanäle, Flüsse und Moore durchforschen, so heißt es, kämen da manche Überraschungen zum Vorschein. Entsorgte Waffen, vermisste Menschen.
Und eventuell auch die Überreste eines berühmten Pferdes, das vor 38 Jahren verschwand – unter Umständen, die nie ganz geklärt wurden.