Als Hanno M. ahnt, dass die Lüge seines Lebens endlich ist, sitzt er in dem silbernen VW Up seiner Großmutter und rast mit hundert Sachen über die Landstraße. Es ist dunkel. Im Rückspiegel sieht er die blauen Lichter flackern. Er hört die Sirenen. Sein Herz rast. Panisch reißt er das Lenkrad nach rechts, er poltert über einen Feldweg, rumpelt auf einen Acker und kracht gegen eine Hecke. Der Wagen qualmt. Die Sirenen werden lauter. Es ist der 15. Dezember, noch neun Tage bis Weihnachten. Hanno M. sehnt sich nach Ruhe, er möchte nur nach Hause ins Bett.
Vor den Beamten auf dem Revier in Unna sitzt wenig später ein schmaler, fast schmächtiger Mann. Er ist 32 Jahre alt. Von den vergangenen Jahren seines Lebens gibt es zwei Versionen. Um die eine aufrechtzuerhalten, hat er kurz zuvor versucht, eine Bank zu überfallen. Er hat es schon mal getan, aber das wissen die Polizisten noch nicht. Sie wissen nicht, dass vor ihnen einer sitzt, nach dem schon länger gefahndet wurde und über den die Zeitungen geschrieben haben. Hanno M. ist der „Mumienräuber“.